Der 56-Jährige wurde am Montag beim Nordderby in der DKB-Arena von Rostocker Fans bedroht und attackiert.

Hamburg. Dr. Jürgen A. machte sich gestern Abend auf den Weg in die Nordbank-Arena. Um seinen Hals trug er einen grünweißen Celtic-Schal. Dass der Rollstuhlfahrer am Montag beim Nordderby in der DKB-Arena von Rostocker Fans bedroht und attackiert wurde, als er aus Freude über St. Paulis Tore seine Fahne schwenkte (Abendblatt berichtete), hält ihn nicht davon ab, weiterhin als Gästefan erkennbar ins Stadion zu gehen. Das lasse ich mir nicht nehmen", sagt er. Seit gestern beschäftigen sich die Deutsche Fußball Liga (DFL) und Hansa Rostock mit seinem Fall.

Hansa-Pressesprecher Karsten Lehmann schrieb gestern eine Entschuldigung und telefonierte 45 Minuten mit dem 56-Jährigen. "Das ist ein inakzeptabler Vorgang, es tut uns richtig leid, was da passiert ist", sagte Lehmann dem Abendblatt. "Wir bearbeiten den Fall mit Hochdruck und werden Konsequenzen ziehen, sowohl den Fan als auch die Ordner betreffend." Als es zu den Handgreiflichkeiten gekommen war, hatten Ordner, Polizei und Zuschauer tatenlos zugesehen. "Ich habe deutlich gemacht, dass es mir vor allem darum geht, dass der Verein eine Diskussion in die Szene trägt und versucht die Rechtsradikalen zu isolieren", sagte A. über das Telefonat mit Lehmann. "Zudem muss gewährleistet werden, dass die Sicherheitsbeamten im Stadion flexibler reagieren und die Leute besser schützen."



Die DFL, die gestern den ausführlichen Bericht von A. bekommen hatte, reagierte zurückhaltend. "Wir können diesen Fall noch nicht abschließend beurteilen. Bei Verdacht auf Straftaten empfehlen wir die Einschaltung der Polizei", sagte ein Sprecher.

Jürgen A. will keine Strafverfolgung. Ihm ist wichtiger, dass sich in Rostock schnell etwas ändert. Obwohl er als Fan wohl zukünftig nicht mehr gen Osten reisen wird.