Der Kontrollausschuss des DFB ermittelt gegen Naki. Der FC St. Pauli kündigt nach der Randale beim Sieg in Rostock Konsequenzen an.

Hamburg. Die Freude über den 2:0-Sieg bei Hansa Rostock währte nur kurz. Als die Spieler die Katakomben der DKB-Arena in Richtung Parkplatz verließen, konnten die akustischen und optischen Signale nicht mehr ignoriert werden. Blaulicht machte im Stadtteil Hansaviertel die Nacht zum Tag, die Dauerbeschallung der Martinshörner wurde nur von einigen Megaphon-Durchsagen der insgesamt 1900 Einsatzkräfte überlagert. Immer wieder kreuzten behelmte Polizeieinheiten im hektischen Laufschritt die gespenstische Szenerie. "Wenn du dich umschaust und diese vielen Wasserwerfer siehst, dann tritt das, worum es eigentlich geht, in den Hintergrund", sagte Trainer Holger Stanislawski. Seine Spieler hatten sich ruhig und fast ein wenig betreten auf die Rückfahrt begeben. "Wenn du nach 15 Jahren mal wieder ein Derby in Rostock gewinnst, müsstest du eigentlich Angst haben, dass auf der Rückfahrt der Bus umkippt", so Stanislawski, der froh war, als der Bus aufgrund der Sicherheitsvorkehrungen um 0.30 Uhr überhaupt das Stadiongelände verlassen konnte.

Doch es waren nicht nur die aus der Ferne erlebten Krawalle zwischen Rostocker Chaoten und der Polizei, bei denen 29 Polizisten verletzt und 23 Randalierer festgenommen wurden, die dem braun-weißen Reisetross die Stimmung verhagelten. Bereits das Fehlverhalten von Teilen der eigenen Fans hatte Wut und Unverständnis ausgelöst. "Im Heimspiel gegen Energie Cottbus haben wir noch gegen deren Fans gepöbelt, jetzt hatten wir auch 20 Idioten in unserem Block dabei. Das muss man genauso anklagen. So etwas gehört sich nicht", kritisierte Innenverteidiger Ralph Gunesch. Nachdem die zahlreichen Provokationen aus dem Rostocker Fanlager souverän hingenommen worden waren und Matthias Lehmann mit seinem sehenswerten Freistoßtreffer in der 77. Minute die einzig richtige Antwort auf dem Platz gegeben hatte, zündeten Randalierer im Gästeblock pyrotechnisches Material und feuerten Leuchtraketen auf die anliegende Sitzplatztribüne ab. "Diese Aktion ist nicht mit den Werten des FC St. Pauli vereinbar. Wir werden das nicht tatenlos hinnehmen", kündigte Präsident Corny Littmann, der sich wie auch Stanislawski offiziell bei Hansa entschuldigte, Konsequenzen an.

Die Ermittlungen der Polizei, die mit zivilen Beamten der Zentralen Informationsstelle für Sporteinsätze (ZIS) in unmittelbarer Nähe der Verursacher postiert war, laufen. "Wir werden herausfinden, wer das war", verspricht Teammanager Christian Bönig volle Unterstützung, "es wird Stadionverbote hageln. Aktuell gibt es fünf oder sechs gegen unsere Fans. Diese Zahl kann sich schnell verdoppeln."

Neben den Randalierern stand einen Tag nach der Partie aber auch ein Spieler am Pranger: Deniz Naki. Als der Großteil seiner Kollegen gestern Morgen frisch geduscht das Trainingsgelände verlassen hatte, hockte der Torschütze zum 2:0 mit Bönig zusammen und verfasste eine Stellungnahme. Naki musste nachsitzen, nachdem er sich auf dem Rostocker Rasen mit provokanter Gestik daneben benommen hatte (Abendblatt berichtete). Gegen den 20-Jährigen ermittelt der DFB-Kontrollausschuss, ihm droht sogar eine Sperre. Auch auf sein seit Wochen gängiges Siegesritual, des Gegners Platz mit einer in den Boden gesteckten St. Pauli-Fahne zu markieren, hatte der U-21-Nationalspieler nicht verzichtet. "Bei allem Positiven hätten wir das heute weglassen müssen. Mit solchen Dingen provoziert man nur", kritisierte Torwart Mathias Hain. Naki, der sich gestern offiziell entschuldigte, erhielt vom Verein eine Geldstrafe, die als Spende an eine gemeinnützige Einrichtung fließt. "Das Geld soll an Opfer fließen, denen Gewalt widerfahren ist", präzisierte der Trainer. Am Montag in Rostock wurde der Fußball zum Opfer. Jetzt müssen die Täter gefunden werden.

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