Das größte Manko der vergangenen Spielzeit ist noch nicht abgelegt. Bei Standardsituationen des Gegners schläft St. Pauli oft.

Hamburg. Holger Stanislawski muss lange überlegen. Die Frage, ob es etwas gäbe, das ihm an seiner Mannschaft missfällt, nötigt dem Trainer Bedenkzeit ab. Dann schüttelt er den Kopf und zuckt mit den Schultern. Nach acht Spieltagen und 16 Punkten sorgt die Zwischenbilanz beim FC St. Pauli für Zufriedenheit. "Wir gehören zu den Top-Mannschaften der Liga", hat Stanislawski konstatiert, "zumindest fußballerisch." Der 3:1-Sieg am Sonntag gegen München verlängert das Abonnement in der Spitzengruppe der Zweiten Liga um mindestens drei weitere Wochen. Alles gut also beim FC St. Pauli?

Neben der spieltechnischen und taktischen Weiterentwicklung, dem Überwinden der chronischen Auswärtsschwäche, der erhöhten Effektivität und der wiedergewonnenen Stabilität konnten die Hamburger ihr größtes Manko der vergangenen Spielzeit bislang aber nicht ablegen. "Wir müssen uns bei den Standardsituationen des Gegners verbessern", weiß Kapitän Fabio Morena. In zehn Pflichtspielen fielen da vier Gegentreffer. Eine deutliche Verbesserung gegenüber 2008/09 (26 Tore/34 Spiele), für echte Besorgnis aber sorgt die latente Gefahr, die weiter von Ecken und Freistößen ausgeht. Wenn der Ball ruht, herrscht in St. Paulis Strafraum Alarmstufe rot.

Dabei erhöhte Stanislawski in dieser Saison das Standard-Sicherheitspersonal. Neben fünf Spielern, die gegen den Mann verteidigen, und einem vorgezogenen Abfangjäger (meist Florian Bruns) postiert sich vier Meter vor dem Tor ein Duo. "Wir haben eine weitere Sicherung eingebaut", bestätigt der Trainer. Eine Maßnahme, die nur einen Teil des Problems löste. Zu oft landet der zweite Ball beim Gegner. "Wir sind zu schlafmützig", krittelt Stanislawski, der zudem eine Kopfballschwäche ausgemacht hat.

Das simple Problem: die Größe. Mit Deniz Naki, Max Kruse, Matthias Lehmann, Charles Takyi, Florian Lechner und Fabio Morena standen gegen München sechs Spieler in der Startelf, die nicht mehr als 1,80 Meter messen. Dass die Stärken von Torwart Mathias Hain mehr auf der Linie als in der Strafraumbeherrschung liegen, macht die Sache da nicht leichter. "Unsere ,Sitzriesen' haben es oft mit deutlich höher gewachsenen Gegnern zu tun", sagt Stanislawski, der die fehlenden Zentimeter aber nicht als Ausrede gelten lässt: "Ich war mit meinen 1,86 auch nicht der Längste. Kopfballduelle haben immer etwas mit Mentalität und Willensstärke zu tun. Daran müssen wir arbeiten." Damit auch der letzte Malus behoben wird. Fast alles gut also beim FC St. Pauli.

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