Gegen defensive Mannschaften hatten die Kiezkicker vom FC St. Pauli bisher Probleme. Trainer Holger Stanislawski kennt die Lösung.

Hamburg. Das letzte Spiel gegen 1860 München kostete Ralph Gunesch nicht nur Nerven und die gute Laune. Nach der 1:5-Niederlage in der Münchner Allianz-Arena schmiss der Innenverteidiger alle seine Fußballschuhe in den Müll. Das war seine Art, mit der bitteren Pleite und seiner Auswechselung in der 43. Minute umzugehen. "Ein miserables Spiel", sagt der 26-Jährige sieben Monate später.

Auf das Schuhwerk wird es für den FC St. Pauli bei der Revanche (So., 13.30 Uhr/Sky) im Heimspiel gegen die Sechziger aus München nicht in erster Linie ankommen. Geduld ist das Gebot der Stunde.

Durch die spielerisch starken Auftritte des FC St. Pauli in den ersten fünf Partien hat sich die Mannschaft von Trainer Holger Stanislawski den Status erworben, zu den offensiv gefährlichsten und spielstärksten der Liga zu gehören. Zu Recht, wie die bisherigen 17 Treffer - immer noch Ligabestwert - und die Art und Weise, wie die 13 Punkte eingefahren wurden, beweisen. Doch in den letzten Begegnungen gegen den 1. FC Kaiserslautern und Arminia Bielefeld wurde deutlich: St. Pauli bekommt immer dann Probleme, wenn sich der Gegner hinten reinstellt und nur darauf bedacht ist, das schnelle Passspiel der Braun-Weißen zu unterbinden. Und genau das ist auch von den Münchnern zu erwarten.

"Es gibt keine Mannschaften mehr, die am Millerntor offensiv auftreten werden. Die werden alle kompakt stehen und sich destruktiv verhalten", glaubt Stanislawski. So könnten vor allem die Heimspiele zum Problem werden. Schon jetzt deutet sich an, dass St. Pauli diese Saison zu Hause mehr Schwierigkeiten bekommen könnte als gewohnt. Bei einer Niederlage gegen München droht mit nur vier Punkten aus vier Spielen der schlechteste Heimstart seit der Abstiegssaison 2002/03.

An der Spielweise des FC St. Pauli wird das nichts ändern, an der taktischen Ausrichtung ändert es sehr wohl etwas. Wenn euphorisches Anrennen aufgrund der zerstörerischen Veranlagung des Gegners nicht möglich ist, muss sich die Mannschaft auch mal zurücknehmen. "Wir wollen weiter nach vorne spielen, dabei aber aufpassen, nicht ins offene Messer zu laufen", sagt der Trainer. "Wir müssen geduldig spielen."

Die jüngsten Niederlagen machen beim FC St. Pauli niemanden nervös. Druck gibt es nicht. Dazu ist das Vertrauen in die eigene Stärke zu groß. "Was in den elf Wochen zuvor gut war, kann jetzt nicht schlecht sein", sagt Stanislawski. Es seien nur Kleinigkeiten gewesen, die über Erfolg und Misserfolg entschieden hätten. Die gelte es abzustellen. Er hat der Mannschaft eingeimpft, dass sie gar nicht so viel falsch gemacht hat. "Wir müssen nur zwei, drei Dinge anders machen, um wieder bessere Ergebnisse zu erzielen", sagt Ralph Gunesch, der nach den Ausfällen von Markus Thorandt und Marcel Eger ziemlich sicher die Möglichkeit bekommt, die schlechten Erinnerungen an 1860 München in positive umzuwandeln. "Und wir müssen die Leichtigkeit im Torabschluss wiederfinden, uns das berühmte Quäntchen Glück erarbeiten und zurückfinden zu der Effektivität, die in den ersten Wochen unser großes Plus war."

Wenn all das am Sonntag eintritt und Stanislawskis Mannschaft sich auch gegen destruktive Münchner nicht aus der Ruhe bringen lässt, dann kann Ralph Gunesch nächste Woche sicher darauf verzichten, sich neue Fußballschuhe zu kaufen.

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