Alexander Ludwig ist Fußballprofi. Was nicht gerade nach einem originellen Einstiegssatz für einen Artikel klingt, ist zumindest eine Erklärung. Eine Erklärung, warum Alexander Ludwig gerade in München und nicht in Hamburg weilt.

Hamburg. Der frühere Kiezkicker, der im Sommer ablösefrei vom FC St. Pauli zu 1860 München wechselte, hat auch drei Monate nach seinem Transfer keine wirklich schlüssige Erklärung, warum er damals eigentlich Hamburg verlassen hat, außer, dass er eben Fußballprofi sei.

Am Sonntag (13.30 Uhr/live auf Sky) kehrt Ludwig nun erstmals zurück ans Millerntor. "Bei dem Gedanken an den Einlauf zu den Hells Bells kommt schon Wehmut auf", sagt der 25-Jährige im Gespräch mit dem Abendblatt. Keine Frage, Ludwig hat Heimweh. Und auch, wenn es der gebürtige Waltershausener nicht zugeben möchte, scheint Ludwig seinen Wechsel von Nord- nach Süddeutschland mittlerweile zu bedauern - zumindest ein wenig. "Ich vermisse Hamburg und den FC St. Pauli", sagt der Mittelfeldmann, der neben seinem Ex-Klub besonders die Cafémeile des Schanzenviertels in bester Erinnerung hat. "München ist nicht Hamburg", antwortet der frühere U-21-Nationalspieler auf die Frage, ob er sich im fernen Bayern schon eingelebt habe. München ist nicht Hamburg, 1860 ist nicht St. Pauli und Ewald Lienen ist nicht Holger Stanislawski.

Mit Stanislawski verbindet Ludwig eine ganz besondere Beziehung - eine Beziehung, die weit über das normale Trainer-Spieler-Verhältnis hinausgeht. "Ich telefoniere noch häufig mit Stani, frage nach, wie es so geht", sagt der Löwenprofi, der betont, dass Stanislawski auch bis zuletzt um seinen Verbleib am Millerntor gekämpft habe: "Er rief täglich an, aber am Ende hat es eben doch nicht gepasst."

Nicht gepasst hat Ludwig vor allem das finanzielle Angebot, das ihm St. Paulis Sportchef Helmut Schulte unterbreitet hatte und das dieser auch nach mehreren Verhandlungsrunen nicht mehr erhöhen wollte. Der Offensivallrounder war zwar zu Abstrichen bereit, wollte sich aber "auch nicht unter Wert verkaufen". Das Ende der Geschichte ist bekannt: Ludwig ging, Charles Takyi kam und alle waren mehr oder wenig zufrieden - bis eben auf Alexander Ludwig.

Bereits kurze Zeit nach seinem Wechsel bekam der frühere Wahl-Eimsbüttler erste Zweifel - spätestens als ihm eine Dachgeschosswohnung für 3000 Euro angeboten wurde. 3000 Euro! Für eine 85 Quadratmeter Dachgeschosswohnung!! Ein neues Zuhause hat Ludwig in der Nähe des Grünwalder Stadions, der früheren Spielstätte der Löwen, dann doch gefunden - eine neue Heimat dagegen noch nicht.

Auch Ludwigs Verhältnis zu 1860-Trainer Lienen ist ein anderes als das zu Stanislawski. Lienen sei eben ein komplett anderer Typ, distanzierter, autoritärer. Dass Lienen Ludwig vor versammelter Mannschaft wegen angeblicher Fitnessdefiziten abkanzelte, erzählt Ludwig zwar nicht, aber seine Meinung wird auch so deutlich.

Alles verdammen will der Neu-Münchener dann aber doch nicht. Er sei gerade mit Kollegen auf dem Oktoberfest gewesen, da sei es zugegangen wie auf dem Kölner Karneval. Der Abend mit seinen neuen Kollegen sei jedenfalls sehr nett gewesen, "langsam wird es besser". Eine Rückkehr ans Millertor will Ludwig trotzdem nicht ausschließen. "Man sollte nie ,nie' sagen", sagt Ludwig, der Fußballprofi.