Beim Pokal-Aus bei Bundesligist Werder Bremen wurden die drei Probleme des Hamburger Zweitligisten FC St. Pauli einmal mehr deutlich.

Hamburg. Am Tag nach der 1:2-Niederlage im DFB-Pokal gegen Titelverteidiger Werder Bremen schüttelte es Trainer Holger Stanislawski. Der Grund dafür war jedoch nicht die Leistung seiner Mannschaft, sondern die Klimaanlage im Bus. Er hatte sich eine starke Erkältung mit Schüttelfrost eingefangen. Und auch sonst überwog trotz aller erkannten Kritikpunkte die Freude über ein insgesamt gutes Spiel seiner Mannschaft: "Wir nehmen ganz viel Positives aus der Partie gegen Bremen mit", sagte Stanislawski. Der Grundtenor im braun-weißen Lager: Mit der Leistung der zweiten Halbzeit von Bremen könne man gegen jede Mannschaft bestehen, in der Zweiten Liga sowieso.

Eine Erkenntnis, zu der die Experten im Unterhaus längst gekommen sind: "St. Pauli wird absolut ein Wort im Kampf um die ersten drei Plätze mitreden", sagt Kaiserslauterns Vorstandsvorsitzender Stefan Kuntz und reiht sich damit ein in die Liste der Konkurrenten wie Duisburgs Trainer Peter Neururer oder Karlsruhes Manager Rolf Dohmen, die den Hamburgern eine erfolgreiche Saison prophezeien. Doch wie weit ist die Stanislawski-Elf wirklich?

Das Potenzial, um im Mai nicht nur den 100. Geburtstag zu feiern, ist zweifelsfrei vorhanden, wie die ersten fünf Saisonspieltage eindrucksvoll bewiesen. Diesen Level über eine Saison zu halten ist allerdings die andere Hälfte der Miete. In Bremen, und da kann die Stärke des Gegners kein entscheidender Faktor sein, gelang dies nicht einmal über 90 Minuten. Auch sonst deckten die Bremer exakt die Probleme der Hamburger auf. Und so ist Stanislawski vor dem Spitzenspiel bei Arminia Bielefeld (Sa, 13 Uhr) auf der Suche. Auf der Suche nach Konstanz, die seinen Spielern bereits im verlorenen Kampf um die Tabellenspitze mit Kaiserslautern (1:2) abhanden gekommen war. Auf der Suche aber auch nach einem leistungsstarken Linksverteidiger und der weiterhin vermissten Stabilität bei Standardsituationen.

Youngster Davidson Drobo-Ampem (21) kann die während der Vorbereitung verdienten Vorschusslorbeeren seit Wochen nicht mehr rechtfertigen, wird mangels Alternativen aber starkgeredet. "Mir wird viel zu schnell der Stab über ihn gebrochen", sagt Stanislawski über den sympathischen Linksverteidiger, hat bei seinem nachvollziehbaren Plädoyer aber keine Argumente: Vier der neun Pflichtspiel-Gegentreffer fielen über die linke Abwehrseite, nicht zufällig suchten Duisburg, Karlsruhe, Frankfurt und Bremen ihr Glück überproportional häufig über ihre rechte Flanke. Die Liga weiß längst, wie und wo St. Pauli zu knacken ist.

Hinzu kommen Zuordnungsprobleme bei Ecken und Freistößen des Gegners. St. Paulis großes Manko der Vorsaison wurde mit in die neue Serie genommen. Lediglich die mangelnde Kaltschnäuzigkeit der Gegner sorgte bislang dafür, dass dort erst drei Tore in der Statistik auftauchen.

Werder, das eine 3:0-Pausenführung leichtfertig vergab, hielt St. Pauli in allen Bereichen den Spiegel vor das Gesicht. Dem 0:1-Rückstand in Bremen war eine Ecke vorausgegangen, Drobo-Ampem hatte das Kopfballduell gegen Naldo verloren, und Torschütze Aaron Hunt war durch die linke Abwehrseite der Hamburger gerauscht. Beim 1:2 hatte Hunt von rechts geflankt. Zwei Gegentore, die nicht zufällig fielen, den guten Gesamteindruck schmälerten, ihn aber nicht verhinderten. St. Pauli ist auf einem hervorragenden Weg, muss diesen aber auch weiterhin beschreiten. Stanislawski sieht dies ähnlich: "Wir sind momentan sehr zufrieden. Aber wir müssen auch noch viel lernen." Auf dem Stundenplan steht Bielefeld.

Nutzen Sie unseren St. Pauli SMS-Dienst und seien Sie immer auf dem Laufenden bei News und Ergebnissen rund um den Kultverein.