Viele Abspielfehler und mangelnde Laufbereitschaft sorgen für einen verpatzten Auftakt in St. Paulis “Hammer-Woche“.

Hamburg. Als der gute Schiedsrichter Felix Brych (München) die erste Saisonpleite mit dem Abpfiff amtlich machte, stützten die Spieler des FC St. Pauli fast ausnahmslos die Arme auf ihre Knie und senkten die Blicke gen Rasen. Wie beim kollektiven Torjubel der vergangenen Wochen wiesen sie auch in der Niederlage Einheitlichkeit nach. Für einen Moment wirkte es gerade so, als hätten sie sich nach dem verdienten 1:2 gegen den 1. FC Kaiserslautern noch einmal auf die Suche nach den richtigen Passwegen begeben, die sie in den 90 Minuten zuvor viel zu selten gefunden hatten.



Es waren die eigenen Abspielfehler, die dem hochmotivierten Gegner Tormöglichkeiten eröffneten. St. Pauli verpasste vor 23 161 Zuschauern am nicht ganz ausverkauften Millerntor die Tabellenführung. Nach gefälligen 30 Anfangsminuten und zwei ungenutzten Großchancen von Marius Ebbers (25.) und Deniz Naki (30.) gingen die Bälle in der Vorwärtsbewegung immer häufiger verloren. "Da haben wir uns viel zu viele Fehlpässe erlaubt", kritisierte Rechtsverteidiger Carsten Rothenbach, der sich wie auch die Defensivzentrale im Mittelfeld mit Matthias Lehmann und Fabian Boll immer wieder an den Kombinationen in Richtung FCK-Tor eingebunden hatte. Vorbildliches Verhalten, das sich aber ins Gegenteil verkehrte, da die Pfälzer bei Ballgewinn blitzschnell umschalteten, während St. Paulis Probleme mit dem Getriebe - der Rückwärtsgang ließ sich immer schwerer einlegen - letztlich einen Totalschaden verursachten. Die fehlende Laufbereitschaft in der Rückwärtsbewegung eröffnete dem weiterhin defensivstärksten Team der Liga (vier Gegentore) weite Räume. Das zerrupfte Mittelfeldzentrum stellte keine echte Hürde mehr für die schnellen Lauterer da, die vor allem durch Sam (siehe unten) mit hohem Tempo auf die Hamburger Abwehr zuliefen. Torerfolge waren da nur eine Frage der Zeit, wie auch Rothenbach befand: "Die waren auf jeder Position besser, wir dagegen in allen Belangen unterlegen."

Ernüchterung im Lager der Braun-Weißen, auf die am Mittwoch im DFB-Pokal und am Sonnabend in der Liga mit Werder Bremen und Arminia Bielefeld zwei schwere Auswärtsgegner warten. "Wir müssen aufpassen, dass wir in unserer Hammer-Woche jetzt nicht in einen Negativlauf reinkommen", warnt Boll, "aber - und ich hätte nie gedacht, dass ich so etwas einmal sagen würde - zum Glück spielen wir auswärts. Da ist unsere Bilanz ja noch makellos."

Anlass zur Hoffnung auf die Fortsetzung der Serie gaben die Spieler bereits mit ihren selbstkritischen Worten. Die Fehler sind erkannt, müssen nun abgestellt werden. Die Erkenntnis: Wenn Konzentration, Genauigkeit und Leistungsbereitschaft nicht zu 100 Prozent stimmen, reicht es gegen die Topteams auch für das braun-weiße Kollektiv der spieltechnisch Hochveranlagten nicht. "Wir haben unser Passspiel wieder konsequent durchgezogen, diesmal allerdings schlecht. Dafür haben wir einen auf den Deckel bekommen", zog Lehmann bereits einen Schlussstrich.


Bleibt abzuwarten, welche Lehren die Mannschaft aus der ersten Niederlage und dem ersten schwachen Auftritt zieht. Auch Boll ist gespannt: "Im Erfolgsfall ist immer alles toll. Aber jetzt zeigt sich der wahre Charakter dieser Mannschaft."


St. Pauli: Hain - Rothenbach, Morena, Eger, Drobo-Ampem (74. Sako) - Lehmann, Boll (56. Hennings) - Bruns, Takyi, Naki (58. Kruse) - Ebbers.


Kaiserslautern: Sippel - Dick, Amedick, Rodnei, Bugera - Mandjeck (74. Bilek), Schulz - Ilicevic, Sam (71. Hesse) - Paljic (61. Pavlovic), Nemec.


Tore: 0:1 Amedick (45.), 0:2 Nemec (70.), 1:2 Bruns (84., Foulelfmeter). SR.: Brych (München). Z.: 23 161. Gelb: Nemec (2), Pavlovic. Bes. Vorkommn.: Hain hält Foulelfmeter von Schulz (20.).

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