Kiezkicker Rouwen Hennings ist gesundheitlich topfit, hat bereits zwei Saisontreffer erzielt - trotzdem ist er nur der Joker beim FC St. Pauli.

Hamburg. Es ist gerade mal fünf Monate her, da wusste Rouwen Hennings nicht genau, wie es mit ihm weitergehen sollte. Die Saison war nicht zufriedenstellend verlaufen, zwei Tore hatte er nur erzielt, war häufig ein- und ausgewechselt worden. Zum HSV, der ihn an St. Pauli ausgeliehen hatte, wollte der Stürmer nicht zurück, er wollte vollwertiger St. Paulianer werden, doch ein Muskelfaserriss und eine langwierige Grippe warfen ihn zurück. Dabei hatte er doch noch mal angreifen wollen zum Ende der Saison. Hennings bangte - und hoffte auf einen Vertrag.

Jetzt, eine Unterschrift, eine starke Vorbereitung und fünf Zweitligaspiele als echter St. Paulianer später, steht Hennings wieder vor einem Problem. Diesmal ist es allerdings ein Luxusproblem: Hennings ist körperlich und gesundheitlich topfit, hat bereits zwei Saisontreffer und eine Vorlage auf seinem Konto, und er spielt und trainiert besser als je zuvor. Trotzdem setzt sein Trainer Holger Stanislawski ihn nur als Joker ein, wenn auch mit schwerem Herzen: "Es tut mir persönlich Leid für Rouwen, dass ich ihn nicht von Beginn an bringen kann", sagt Stanislawski und fügt augenzwinkernd hinzu: "Das hat er allein dem Erfolg der Mannschaft zu verdanken."

Rouwen Hennings ist das Opfer des erfolgreichen Systems. In allen fünf Saisonspielen ließ Stanislawski im 4-2-3-1-System mit nur einem Stürmer spielen, Marius Ebbers ist seit seinem überstandenen dreifachen Bruch der Nasennebenhöhle gesetzt, und so bleibt für Hennings trotz akuter Formstärke nur der Platz auf der Bank. "Ich muss mich damit arrangieren", sagt er. "Der Erfolg gibt dem System von Stanislawski Recht." Frust kommt deswegen bei Hennings "noch nicht" auf, im Gegenteil. Im Training hängt sich der 22-Jährige noch mehr rein, und wenn er - wie in bisher jedem Spiel - seine Chance bekommt, dann will er sie weiterhin nutzen. "Ich habe gezeigt, dass der Trainer mich in jedem Spiel bringen kann", sagt er. Stanislawski bestätigt das: "Ich bin voll zufrieden mit Rouwen, er spielt momentan auf ganz hohem Niveau." Das hat der Trainer ihm auch persönlich gesagt, doch Hennings ist durchaus selbstkritisch: "Ich mache noch zu viele Fehler, das muss ich abstellen." Trotzdem sei es für einen jungen Spieler wie ihn das Wichtigste, viel zu spielen. "Wenn es sein muss, auch in der Abwehr", sagt Hennings schmunzelnd.

Um irgendwann neben oder statt Marius Ebbers aufzulaufen, muss der schussgewaltige Stürmer vor allem eines tun: Viele Tore schießen. Am Millerntor hat er noch nie getroffen. Vielleicht würde ein Tor im eigenen Stadion den endgültigen Durchbruch für den leidgeprüften Jugendnationalspieler bedeuten. "Ich hätte nichts dagegen, wenn es gegen Kaiserslautern schon klappt", sagt er in freudiger Erwartung. Hennings geht davon aus, dass er spielen wird. Als Joker.

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