Alles spricht für den FC St. Pauli. Wenn die Mannschaft von Trainer Holger Stanislawski am Sonntag (13.30 Uhr) beim FSV Frankfurt antritt, dann ist es das Spiel des Spitzenreiters beim Tabellenletzten, des besten Angriffs gegen die schwächste Abwehr.

Hamburg. St. Pauli reist mit einer beeindruckenden Auswärtsbilanz (sechs Punkte, 9:0 Tore) an, die Hessen holten nach ihrem Umzug ins renovierte Volksbank-Stadion am Bornheimer Hang erst einen Punkt vor heimischer Kulisse und schossen nur ein Tor. Objektiv eine klare Angelegenheit. Aber der Fußball ist ja bekanntlich gerade deswegen so reizvoll, weil so viel Unerwartetes passieren kann.

Für Hoffnung beim FSV sorgen vor allem die neuesten Trümpfe des Klubs: Jürgen Gjasula und Cidimar. Der 23 Jahre alte Gjasula, der mit dem FC Basel schon in der Champions League spielte, verstärkt das offensive Mittelfeld, der zuvor vereinslose Brasilianer Cidimar soll den Konkurrenzkampf im Angriff beleben. "Beide haben noch Nachholbedarf, signalisieren aber im Training, dass sie uns durchaus weiterhelfen können", sagt Uwe Stöver, sportlicher Leiter des FSV.

Für die bisher dürftigen Leistungen der Frankfurter nennt Stöver zwei Gründe: die neu zusammengestellte Mannschaft und die vielen Verletzten zu Saisonbeginn. Namhafte Verpflichtungen wie Soumaila Coulibaly, Pekka Lagerblom und Nikolas Ledgerwood konnten sich noch nicht wie erwartet einbringen, die etatmäßigen Innenverteidiger Alexander Klitzpera und Markus Husterer noch nie zusammen auflaufen.

Den Saisonstart hat sich der Klub anders vorgestellt, die Zuversicht, bald die unteren Tabellenregionen zu verlassen, ist jedoch geblieben. "Ich bin sicher, dass wir einen guten Kader haben", meint Stöver. "Es muss sich jetzt nur schnell eine schlagkräftige Startformation finden, dann sind wir gut gerüstet." Wenn alle neuen Spieler vollständig integriert werden können und die Verletzten schnell ihr normales Leistungsniveau erreichen, dann könnte der Knoten jederzeit platzen - auch schon gegen den FC St. Pauli. Vielleicht hilft es auch, die St.-Pauli-Fans mit 2222 Litern Freibier, die als Dankeschön für die gemeinsame Abschlussfeier der letzten Saison ausgeschenkt werden, ruhig zu stellen. Oder der frisch verlegte Rasen im Stadion wirkt Wunder. Viele Unwägbarkeiten - aber so ist das im Fußball.