Die ersten Gedanken galten seinem Verein. Die Krankenschwester, die ihn versorgte, berichtete Mini, dass St. Pauli immer noch Tabellenführer ist.

Hamburg. "Nein, nein, nein", habe der beim Auswärtsspiel in Aachen verunglückte Fan geantwortet. Er glaubte der Schwester nicht. Erst als sie ihm eine ausgedruckte Tabelle zeigte, sagte er: "Ja, ja, ja!". Geistig ist der 38-Jährige wieder voll da, es fällt ihm nach über zwei Wochen im künstlichen Koma jedoch noch schwer zu sprechen. Trotzdem: Mini ist eindeutig auf dem Weg der Besserung.

Der langjährige Fan der Braun-Weißen war nach dem grandiosen 5:0-Sieg seiner Mannschaft auf eine Brüstung geklettert, hatte das Gleichgewicht verloren, war sechs Meter tief auf den gepflasterten Steinboden gefallen und regungslos liegen geblieben. Der Schock des Unglücks platzte in den Jubelrausch, so schnell und unverhofft wie zuvor das Offensivspiel des FC St. Pauli in die Einweihungsparty des Aachener Tivoli. Den Spielern, die direkt vor dem Block ihrer Fans feierten, blieben die Jubelschreie im Hals stecken. Das Glücksgefühl wich der Lähmung, dem Schock, der Trauer. Die Angst, der Fan, der sich schwere Kopfverletzungen zugezogen und das Handgelenk sowie den Ellbogen gebrochen hat, könne sich nicht von dem Sturz erholen, vielleicht sogar sterben, war allen ins Gesicht geschrieben. Einige Spieler liefen unter Tränen in die Kabine, andere blieben bei den Fans.

Schon am Abend des Unfalls hieß es, dass Mini außer Lebensgefahr sei, im Aachener Universitätsklinikum wurde der 38-Jährige allerdings in ein künstliches Koma versetzt, um seinen Zustand zu stabilisieren. Lange Zeit war ungewiss, wie es mit Mini weitergehen würde, erst eine positiv verlaufene Computertomografie veranlasste die Ärzte, Mini aus dem Koma zu holen.

Wie lange das Mitglied der Fangruppe "Die kleinen Mexikaner" nun noch im Aachener Krankenhaus bleiben muss, ist unklar. "Es ist angedacht, dass er nach Hamburg umziehen kann, sobald es sein Zustand zulässt", sagt St.-Pauli-Teammanager Christian Bönig. Gleichzeitig kündigte Bönig eine Überraschung an. Der Verein wird Mini im Zuge des Auswärtsspiels beim FSV Frankfurt im Krankenhaus besuchen. Möglicherweise werden sogar einige Spieler mit dabei sein, die heilfroh sind, dass es Mini langsam besser geht und der Schock nicht zum Trauma geworden ist.