Rechtsverteidiger Carsten Rothenbach spielte neun Jahre beim Karlsruher SC, bevor er 2006 an die Elbe zum FC St. Pauli wechselte.

Hamburg. "Als wenn das ganze Stadion auf dich hereinbricht." So beschreibt Carsten Rothenbach sein Gefühl, nachdem er am Sonnabend gegen den MSV Duisburg (2:2) drei Minuten vor Schluss die Riesenchance zum Siegtreffer vergeben hatte. Rothenbachs Glück im Unglück: Schiedsrichter Deniz Aytekin hatte zuvor auf Foul und Freistoß für Duisburg erkannt. Sonst hätte sich der Rechtsverteidiger des FC St. Pauli wohl noch länger geärgert. "Ich freue mich immer wahnsinnig, wenn ich einem Kollegen ein Tor auflegen kann", sagt der 28-Jährige, "aber selbst zu treffen, das gibt einen ganz besonderen Kick."

Rothenbach ist der Außenverteidiger mit den Stürmergenen.

Eingepflanzt wurde ihm der Tordrang vor vielen Jahren beim Karlsruher SC, dem nächsten Gegner des FC St. Pauli. Neun Jahre hat Rothenbach beim KSC gespielt, ist dort vom Jugendspieler zum Profi gereift. Bis zur A-Jugend spielte er im Sturm, schoss in der Regionalliga regelmäßig seine zwölf, dreizehn Tore, dann versetzte sein damaliger Trainer ihn nach hinten.

Die Vorfreude auf seine Rückkehr ins Wildparkstadion (Fr., 18 Uhr live bei Sky und Liga Total) ist Carsten Rothenbach deutlich anzumerken. Erstmals tritt der gebürtige Heidelberger als Gegner in seiner alten Wirkungsstätte an. Von den ehemaligen Teamkollegen sind nur noch drei Spieler - Michael Mutzel, Timo Staffelt und Godfried Aduobe - beim KSC. Kontakt hat Rothenbach zu keinen von ihnen. Er telefonierte lediglich mit einigen Personen aus dem nächsten Umfeld des Klubs, informierte sich über die derzeitige Situation.

Diese lässt sich nicht nur noch mit dem Wort Chaos umschreiben. Der Verein hat sich letzte Woche von seinem Trainer Edmund Becker getrennt - Co-Trainer Markus Kauczinski hat übernommen - und demnächst stehen Präsidiumswahlen mit ungewissem Ausgang an. "Die Unruhe ist deutlich spürbar", sagt Rothenbach, der noch unter "Ede" Becker trainierte. "Aber der Trainer war für die Mannschaft ein Alibi. Das hat sie jetzt nicht mehr." Dass angeschlagene Boxer am gefährlichsten sind, bewies der KSC im Montagsspiel bei 1860 München, das die Badener mit 3:1 gewannen. "Die haben verdammt schnelle Leute vorne. Wir müssen die Pässe in die Spitze verhindern, die Schnittstellen dicht machen und vielleicht einen Schritt tiefer stehen", präsentiert Rothenbach das Konzept der Verteidigung. Seinen Drang nach vorne wird das Konditionswunder aber nicht abstellen. Sein Ziel: "Ich möchte noch mehr Druck über die Seite machen und möglichst ein Tor vorbereiten." (bhe)

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