Der FC St. Pauli möchte endlich an seinem guten Image mitverdienen und brüskiert damit seinen Partner...

Hamburg. Fröhlich, gut gelaunt und voller Stolz standen sie gestern im neuen Outfit auf der Südtribüne. Präsident Corny Littmann, sein Vize Stefan Orth, Trainer Holger Stanislawski und einige Spieler präsentierten eine echte Überraschung: Der FC St. Pauli bringt eine neue Kleiderkollektion heraus. "Millerntor-Stadion" steht in geschwungenen Buchstaben auf den T-Shirts, Kapuzenpullovern und Mützen, die ab dem nächsten Heimspiel gegen den MSV Duisburg (Sa., 22. August, 13.00 Uhr) im Stadion und online verkauft werden. Die neue Marke soll dem Verein helfen, das 100-jährige Jubiläum, das St.-Pauli-Museum und die neuen Fanräume zu finanzieren.

Allerdings: Die neue Mode dürfte für Verstimmungen sorgen. Denn sie ist zugleich eine Kampfansage an die Upsolut Sports AG. Die Eventagentur aus Hamburg hält die Rechte für die Fanartikel des Vereins. Derzeit verdient der FC St. Pauli, im Bereich Merchandising einer der erfolgreichsten deutschen Klubs, nur zehn Prozent am Verkauf der eigenen Produkte. 90 Prozent gehen an die Upsolut Sports AG. Es sind die Fehler der Vergangenheit, die Folgen der wirtschaftlichen Notlage zu Beginn des Jahrtausends, die der FC St. Pauli mit der neuen Kollektion auszumerzen versucht.

Die Vorgeschichte: Als der Kiezklub im Jahr 2000 kurz vor dem wirtschaftlichen Ruin stand und dringend Liquidität benötigte, trat er für ein Darlehen von rund 2,7 Millionen DM 50 Prozent seiner Vermarktungs- und Sponsoringeinnahmen an Upsolut ab. Der Vertrag war bis 2010 aufgesetzt, doch schon 2004 sah die Klubführung, damals mit Vizepräsident Marcus Schulz und Geschäftsführer Frank Fechner, ein, dass der Deal auf lange Sicht nicht gut für die immer noch leeren Klubkassen war. Als Marcus Schulz 2004 bekannt gab, dass man die Vermarktungsrechte zurückgekauft habe, nannte er das "einen der größten wirtschaftlichen Erfolge der letzten Jahre". Doch so einen Erfolg gibt es nicht kostenlos. Für den Rückkauf der Vermarktungsrechte musste der FC St. Pauli im Gegenzug Merchandising-Rechte an Upsolut abtreten. Die besaßen zu diesem Zeitpunkt bereits 50 Prozent und bekamen noch mal insgesamt 40 Prozent dazu. Besonders bitter: Der Vertrag läuft über 30 Jahre, St. Pauli könnte also erst in 26 Jahren wieder Kasse mit den Totenkopfprodukten machen.

"Eine Situation, die wir nicht akzeptieren können", sagt Stefan Orth: "Es kann doch nicht sein, dass wir 20 Millionen Sympathisanten in Deutschland haben und kein Geld mit unseren Produkten verdienen. Wir wollen unsere Merchandisingrechte zurück."

Die "Millerntorstadion-Kollektion" ist auf diesem Weg ein erster Schritt. Der Verein nimmt dabei die Konfrontation billigend in Kauf. Denn der Partner wurde - wohl mit Bedacht - nicht eingeweiht. Christian Toetzke, Geschäftsführer der Upsolut Sports AG erfuhr erst vom Abendblatt, dass St. Pauli eine neue Kleiderkollektion vertreibt und den eigenen Produkten, an denen Upsolut verdient, somit Konkurrenz machen wird. "Das werden wir uns im Detail angucken", sagte Toetzke, " aber es ist schon ein ungewöhnlicher Vorgang für einen Mitgesellschafter."

Vereinschef Littmann fürchtet dennoch keine juristische Auseinandersetzung: "Wir haben uns abgesichert." Denn: Weder Vereins-Logo noch das Totenkopf-Enblem sind auf der neuen Kollektion zu finden. Littmann ist vom Erfolg überzeugt: "Die Fans wissen, dass der Erlös zu 100 Prozent in den Verein fließt." Gesellschafter Upsolut Sports dürfte das kaum begeistern...

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