Treffsicherster Profi vom Millerntor wird noch nicht verabschiedet, auch wenn die Chancen für einen Verbleib des Spielers gering sind.

Hamburg. Schon längst ist Fußball keine reine Männersache mehr, und - so würde es zumindest Berlins regierender Bürgermeister Klaus Wowereit ausdrücken - das ist auch gut so. Wenn also, wie an letzten Spieltagen üblich, am Sonntag um kurz vor 14 Uhr in sämtlichen Zweitligastadien wechselnde Spieler mit ein paar netten Worten und einem hübschen Blumenstrauß von ihren bisherigen Vereinen verabschiedet werden, braucht man(n) und frau sich nicht der einen oder anderen Abschiedsträne zu schämen. Und natürlich werden auch am Millerntor, im selbsternannten Freudenhaus der Liga, ein paar Gefühle oder zumindest Gefühlchen hochkommen, wenn St. Paulis Spielmacher Filip Trojan, den es im Sommer zum FSV Mainz 05 zieht, vor der Partie gegen den FSV Frankfurt offiziell verabschiedet wird.

Was Trojans Kumpel Alexander Ludwig betrifft, so ist es für die ganz großen Gefühle noch ein wenig zu früh. Obwohl der Mittelfeldmann, der in dieser Saison zehn Tore selbst erzielte und weitere fünf Treffer vorbereitete, bereits vor Monaten angekündigt hatte, dass er bei entsprechenden Angeboten gerne in die Bundesliga wechseln würde, lehnt er den obligatorischen Abschiedsblumenstrauß bislang kategorisch ab. Noch. Dabei ist Ludwigs Erklärung so ehrlich wie auch einleuchtend: Sein endgültiges Reiseziel steht abgesehen von der einen Tag später startenden Mannschaftstour nach Mallorca noch immer nicht fest. "Eine Entscheidung - so oder so - wird es in den kommenden ein bis zwei Wochen geben", sagt er.

Das Interesse von Borussia Mönchengladbach und Energie Cottbus ist bekannt (Abendblatt berichtete), auch wenn Ludwig-Berater Thorsten Weck abwiegelt: "Bei uns hat sich keiner der beiden Vereine gemeldet." Doch nach Abendblatt-Informationen dürfte Cottbus bei Klassenerhalt der Favorit sein. Energies Assistenztrainer Franklin Bittencourt bestätigte, dass St. Paulis Offensivmann auf der Wunschliste ganz oben ist: "Wir können leider noch keine Entscheidung treffen, da wir noch nicht wissen, in welcher Liga wie in der nächsten Saison spielen. Aber Ludwig ist für uns ein interessanter Mann."

So muss St. Paulis treffsicherster Profi am Sonnabend erst mal im Fernsehen verfolgen, ob seine potenziellen neuen Arbeitgeber die Klasse halten oder nicht. Doch selbst wenn Cottbus und Gladbach absteigen, scheint ein Verbleib Ludwigs am Millerntor so gut wie ausgeschlossen. Und den Strauß Blumen, den kann er sich auch später abholen. (ks)