Ebbers trifft doppelt, Brunnemann geht, Hennings bleibt. “Ich zolle der Mannschaft großen Respekt“, lobte Trainer Stanislawski.

Hamburg. Noch vor dem Abpfiff knallten auf der Frankfurter Reservebank die Sektkorken, und als der gute Schiedsrichter Guido Winkmann wenig später pünktlich in seine Pfeife blies, entlud sich der Druck auch bei den Beteiligten. Trainer Tomas Oral und seine Spieler hüpften und tanzten ausgelassen über den Platz. Die Profis des FC St. Pauli sanken nach dem letzten Saisonspiel dagegen zunächst erschöpft zu Boden, ehe sie in den kollektiven Jubel einstimmten. Marius Ebbers hatte mit zwei sehenswert herausgespielten Toren (44., 52.) die perfekte Grundlage für das traditionelle Abschlussfest mit den Fans geliefert. "Was kann es Schöneres geben, als hier 0:2 zu verlieren und trotzdem mit diesen unglaublichen St. Pauli-Fans den Klassenerhalt zu feiern", fragte Oral mit weit geöffneten Augen.

St. Paulis Heimspielstätte hatte für den FSV, der in der viel zu großen Commerzbank-Arena sonst vor 4000 Zuschauern spielt, die Wirkung eines Kulturschocks. Der blau-schwarze Reisetross genoss die Atmosphäre und nahm Züge einer staunenden Touristengruppe. Da passte es ins Bild, dass große Teile der FSV-Mannschaft den realisierten Klassenerhalt anschließend bis in den frühen Morgen auf der Reeperbahn feierten.

Was die Spielstätte und die dazugehörigen Fans für den FC St. Pauli bedeuten, verdeutlicht ein Blick auf die Heimbilanz. 37 ihrer 48 Punkte holte die Mannschaft von Trainer Holger Stanislawski am Millerntor. Auch gegen Frankfurt wurden die Zuschauer einmal mehr ihrem Ruf gerecht, feierten die Mannschaft und sich selbst während der gesamten 90 Minuten. Emotionen, die in den 17 Heimspielen oft als entscheidende Triebfeder dienten."Wir müssen uns gebührend bei euch bedanken. Mit eurer Unterstützung haben wir hier den Klassenerhalt gesichert", dankte Kapitän Fabio Morena dem Anhang via Stadionmikrofon und blickte auf die kommende Zweitligasaison: "Wir haben einen Vorsatz: auswärts so zu spielen wie am Millerntor."

Die kontinuierliche Weiterentwicklung soll nach dem Aufstieg 2007, dem neunten Platz (42 Punkte) 2008 und nun Rang acht (48 Punkte) weitergehen. "Ich zolle der Mannschaft großen Respekt, wie sie dieses Jahr gespielt hat", lobte Stanislawski, "ich bin stolz auf das gesamte Team. Wir haben wieder dazugelernt und wollen das in der nächsten Saison auch zeigen". Auswärtsschwäche, defensive Stabilität (59 Gegentore) und das Verhalten bei gegnerischen Standardsituationen stehen für den Vorbereitungsbeginn am 25. Juni bereits ganz oben auf der Agenda.

Nicht mehr dabei sein werden dann Filip Trojan (zum FSV Mainz 05), Benjamin Weigelt (Ziel unbekannt) und Björn Brunnemann (voraussichtlich Union Berlin), die offiziell verabschiedet wurden. Rene Schnitzler ist schon weg, die Personalien Alexander Ludwig, Thomas Meggle und David Hoilett sind noch nicht geklärt. "Der Abschied fällt nicht leicht", gesteht Brunnemann, "ich wäre gerne geblieben. Aber leider wollten das nicht alle Klub-Verantwortlichen."

Weitaus bessere Karten auf einen Verbleib hat Rouwen Hennings, der nach hartnäckiger Virus-Erkrankung zumindest wieder Lauftraining absolvieren kann und in der kommenden Saison noch einmal angreifen will. Der Vertrag mit dem vom HSV ausgeliehenen Angreifer soll nach Abendblatt-Informationen noch in dieser Woche unterschrieben werden.

St. Pauli: Pliquett - Kalla, Morena, Eger, Drobo-Ampem (58. Weigelt) - Bruns, Schultz - Brunnemann (78. Meggle), Ludwig, Sismanoglu (70. Günther) - Ebbers.

Frankfurt: Klandt - Weissenfeldt, Klitzpera, Ledesma, Noll - Oualid Mokhtari, Mehic, Youssef Mokhtari (80. Mikolajczak), Kreuz (88. Ulm) - Cenci (85. Shapourzadeh), Bencik.

Tore: 1:0, 2:0 Ebbers (44., 52.). SR.: Winkmann (Kerken ). Z.: 23 201 (ausv.). Gelb: Brunnemann.