Untersuchung im Auftrag des FC St. Pauli wirft neues Licht auf die Randale beim Schweinske-Cup

Hamburg. Thomas Feltes kommt zu einem eindeutigen Ergebnis. Zwar betonte der Professor für Kriminologie und Polizeiwissenschaft an der Ruhruniversität Bochum, dass die von ihm geleitete Untersuchung der Ereignisse rund um den Schweinske-Cup keine endgültigen Antworten liefern könne, doch der vorliegende Bericht der unabhängigen Kommission endet mit klaren Worten: Es gebe "deutliche Anhaltspunkte dafür, dass sowohl in der Vorbereitung als auch während und nach dem Turnier durch die Veranstalter, aber auch durch die Polizei Fehler gemacht wurden, die dringend aufzuarbeiten sind." Weitere Ermittlungen seien unabdingbar.

Am 6. Januar war es bei dem Hamburger Hallenturnier zu schweren Ausschreitungen zwischen Fans des VfB Lübeck und des HSV auf der einen und Anhängern des FC St. Pauli auf der anderen Seite gekommen. Es gab 90 Verletzte, 74 Ingewahrsam- und zwei Festnahmen. In der Folge gab es Schuldzuweisungen in alle Richtungen. So hatte Kuno Lehmann, Leiter der Zentraldirektion der Polizei, heftige Kritik am FC St. Pauli geübt. Innen- und Sportsenator Michael Neumann (SPD) rief den "örtlichen Ausschuss für Sport und Sicherheit" mit Vertretern von Vereinen, Fanprojekten, Verbänden sowie der Polizei ins Leben. Bisher tagte der Ausschuss zweimal, noch ohne konkrete Ergebnisse bekannt zu geben. Außerdem laufen derzeit eine Reihe von Ermittlungsverfahren gegen Polizeibeamte und Fans.

Der vorgelegte Bericht der Kommission, die von der Fanversammlung des FC St. Pauli in Abstimmung mit dem ständigen Fanausschuss und dem Präsidium des Vereins beauftragt wurde, ist das erste öffentliche Untersuchungsergebnis und dürfte für neue Diskussionen sorgen. Feltes und seine Mitarbeiter werteten darin öffentlich verfügbare Dokumente der Polizei und der Bürgerschaft sowie Stellungnahmen von Zeugen aus. Ziel des Berichts sei es nicht, jemanden anzuprangern, so Feltes, sondern Fragen aufzuwerfen und auf darauf hinzuweisen, Vorfälle wie beim Schweinske-Cup oder zuletzt beim Relegationsspiel in Düsseldorf detailliert aufzuarbeiten und Konsequenzen zu ziehen.

In dem Bericht werden der Polizei mangelhafte Vorbereitung, einseitiges Vorgehen gegen die Fans des FC St. Pauli, eine schlechte Organisation, der Verlust der Kontrolle nach Ausbruch der Krawalle sowie der ungezielte Einsatz von Pfefferspray in geschlossenen Räumen vorgeworfen.

"Wir werden dazu inhaltlich keine Stellung beziehen", sagte Mirko Streiber, Pressesprecher der Hamburger Polizei. "Wir prüfen die Vorwürfe, halten den Bericht aber für nicht sonderlich hilfreich für die Aufarbeitung, da die Datenbasis sehr einseitig erscheint." Eine Einordnung des Verhaltens der Fans des FC St. Pauli fehle in dem Kommissionsbericht völlig.