Der Stürmer steht vor einer Ausleihe ans Millerntor. Ex-Trainer Bergmann erklärt seine Stärken

Hamburg. Schon im vergangenen Sommer buhlte der damalige Sportchef Helmut Schulte nach dem Abstieg aus der Bundesliga um Daniel Ginczek. Doch vergeblich: Der talentierte Jungstürmer von Meister Borussia Dortmund entschied sich für ein Leihgeschäft zum VfL Bochum. Im zweiten Anlauf landet der 21-Jährige nun wohl doch beim FC St. Pauli. Beide Seiten sind sich weitgehend einig, in Kürze soll Ginczek am Millerntor unterschreiben.

Als Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc vor dem letzten Spieltag der Saison erklärte, man werde Ginczek nicht erneut nach Bochum verleihen, rief dies Schulte wieder auf den Plan. Er hinterlegte in Dortmund das Interesse an einem Leihgeschäft (Abendblatt berichtete). Nach der Trennung von Schulte übernahm das Interimstrio Thomas Meggle, Jens Duve und Stefan Studer nun die Verhandlungen. Dabei stach St. Pauli Konkurrenten aus der Bundesliga (1. FC Nürnberg, SC Freiburg, Fortuna Düsseldorf) aus. Wichtiger als Erfahrungen im Oberhaus ist Ginczek die Spielpraxis.

Auf St. Pauli könnte der gelernte Mittelstürmer eine wichtige Rolle einnehmen. Andreas Bergmann, Ginczeks Trainer in Bochum, erklärt: "Ich sehe ihn vor allem in der Sturmspitze, aber er kann auch auf den offensiven Außenpositionen im Mittelfeld spielen." In der vergangenen Saison fiel ihm in Bochum zumeist nur die Rolle des Jokers zu. Trotzdem lobt ihn Bergmann: "Daniel ist ein sehr athletischer, schneller Spieler und unglaublich schussstark", sagt der Ex-St.-Pauli-Trainer und beglückwünscht seinen alten Klub: "St. Pauli darf sich auf einen guten Jungen freuen, aber er muss auch noch viel lernen."

In 29 Spielen erzielte Ginczek für den VfL fünf Treffer, wurde jedoch 15-mal nur eingewechselt. Ein Innenbandriss im Knie zwang ihn im Januar zu einer Pause. Erst in der Endphase der Saison fasste der 1,91 Meter große Stürmer wieder Fuß. Gleich viermal sorgte Ginczek mit Toren oder Vorlagen kurz vor Schluss für Siege und trug so zum Klassenerhalt der Bochumer bei. "Ich hoffe, dass er die Erfahrungen aus unserer schwierigen Zeit mitnimmt", sagt Bergmann. Trotz weniger Einsätze von Beginn an wollten die Bochumer ihren Angreifer gerne weiter binden. Doch der BVB lehnte ab, um Ginczeks Entwicklung weiter voranzutreiben. Weil der VfL den Etat weiter kürzen muss, wird der Traditionsklub wohl auch in der neuen Spielzeit nicht um den Aufstieg spielen. Ginczek aber soll sich als Leistungsträger in einer ambitionierten Mannschaft den Feinschliff für die Bundesliga holen. Dort stand er in der Saison 2010/11 schon im Aufgebot des BVB, kam jedoch nicht zum Einsatz. Dennoch darf sich Ginczek bereits deutscher Meister 2011 nennen.

In Dortmund wird er seinen 2013 auslaufenden Vertrag vor dem Leihgeschäft mit St. Pauli verlängern. Mit jenem Modell machten beide Klubs schon im Fall Lasse Sobiech positive Erfahrungen. Mit dem Innenverteidiger, der St. Pauli in Richtung Bundesliga verlassen wird, spielte Ginczek bereits in Dortmunds zweiter Mannschaft und der U21-Nationalelf zusammen. An der Seite von heutigen Nationalspielern wie Ilkay Gündogan und Lewis Holtby. Glaubt man Andreas Bergmann, wird es dabei nicht bleiben. "Er hat unglaublich gute Voraussetzungen", schwärmt er und verspricht: "Ich werde seine Entwicklung gespannt verfolgen."