Hamburg/Köln. Als Holger Stanislawski im Januar erstmals nach seinem Tränen-Abschied vom FC St. Pauli ans Millerntor zurückkehrte, gab es viel Applaus, Sprechchöre und jede Menge warme Worte. Im Testspiel gegen seinen damaligen Klub 1899 Hoffenheim stand nicht das Ergebnis, sondern das Wiedersehen alter Weggefährten im Mittelpunkt. In der kommenden Saison wird der Trainer erneut auf seine alte Liebe treffen, doch dann geht es um Punkte und womöglich den Kampf um den Aufstieg in die Fußball-Bundesliga. Der 42-Jährige ist sich mit Absteiger 1. FC Köln einig. In der Rheinmetropole soll er in Kürze einen Vertrag bis Juni 2014 unterschreiben.

Schon Anfang April, als der FC nach einer 0:4-Pleite gegen Mainz Coach Stale Solbakken entließ, fragte Geschäftsführer Claus Horstmann beim St.-Pauli-Urgestein an. Stanislawski lehnte jedoch ab, weil er im Kölner Chaos nicht als "Feuerwehrmann" fungieren wollte. Zu groß war das Risiko, einen zweiten Abstieg (2011 mit St. Pauli) in der Trainervita verzeichnen zu müssen. Zuvor hatte er auch Hertha BSC eine Absage erteilt, die Berliner verpflichteten Otto Rehhagel. In Köln übernahm Frank Schaefer aus den eigenen Reihen interimsmäßig, konnte den fünften Abstieg der Vereinsgeschichte aber nicht verhindern. Schon in den ersten Gesprächen hatte Stanislawski Interesse an einem Neuaufbau im Sommer signalisiert - Ligaunabhängig. Für jenen Umbruch wird in Köln nach der Entlassung von Volker Finke auch nach einem Sportdirektor gesucht. Schaefer, der das Traineramt nicht fortführen wollte, wird Assistent der sportlichen Leitung.

In der Trainerfrage kann der Sportchef nicht mehr mitreden. Nach der Absage von Wunschkandidat Mike Büskens, der bei Aufsteiger Greuther Fürth verlängerte, reiste die neue FC-Führungsetage um Präsident Werner Spinner und seinem Stellvertreter Toni Schumacher am Mittwoch nach Hamburg, um mit Stanislawski einen Vertrag auszuhandeln. Mit Erfolg. Anfang kommender Woche soll der Übungsleiter, der die Trainerlizenz 2010 als Jahrgangsbester erwarb, am Geißbockheim präsentiert werden. Mit ihm soll auch sein Co-Trainer und Ex-St.-Paulianer André Trulsen nach Köln wechseln. Trulsen, der 19 Jahre lang als Spieler und Trainer am Millerntor wirkte, trug von 1991 bis 1993 bereits das Trikot der Rheinländer.

Dem herzlichen Empfang darf sich das Duo aber auch beim nächsten Gastspiel auf St. Pauli sicher sein.