Der Kiezklub will den Anhängern beim Strafspiel in Lübeck finanziell entgegenkommen. Die DFL kann die Austragung in Lübeck noch stoppen.

Hamburg. Das Verfahren gegen Stefan H., den immer noch mutmaßlichen Becherwerfer vom Millerntor, läuft. Es gibt noch kein Urteil, kein Geständnis und deshalb noch keine Regressforderungen des Vereins. Momentan ist es auch schwierig, eine genaue Auskunft darüber zu treffen, welcher Betrag am Ende auf der Rechnung stehen könnte. Zu viele Faktoren kommen zusammen bei der Organisation des ersten Heimspiels des FC St. Pauli in der neuen Zweitligasaison, das aufgrund der von der DFL verhängten Platzsperre auf fremdem Terrain ausgetragen werden muss. "Es entsteht eine große Einnahmen-und-Ausgaben-Rechnung, an deren Ende irgendwann ein hübscher sechsstelliger Minusbetrag stehen wird", sagt Sven Brux, Sicherheitsbeauftragter des FC St. Pauli und mit der Stadionsuche betraut. "Schlussendlich wissen wir aber erst nach dem Spiel, was es uns gekostet haben wird."

Zunächst spielt es eine entscheidende Rolle, wo das Spiel stattfindet. Diese Entscheidung ist gefallen: Es wird die Lohmühle in Lübeck sein. Einzig die DFL könnte noch ein Veto einlegen. Der VfB Lübeck muss für die Austragung des Spiels ein Lizensierungsverfahren abschließen, das vor allem überprüfen soll, ob das Stadion Zweitligaansprüchen genügt. Nächste Woche soll eine gemeinsame Begehung des Stadions stattfinden. Sollte es Einwände geben, müsste St. Pauli dafür sorgen, dass sie ausgeräumt werden. Denn: Es gibt keine so günstige Alternative wie Lübeck. Der Verein hat mit sechs Klubs Kontakt aufgenommen, Lübeck hat schließlich das Rennen gemacht. "Zum einen gibt es harte Faktoren wie die Stadionmiete, die eine Rolle spielen", sagt Brux. "Zum anderen gibt es weiche Faktoren: Wollen wir in einem großen Stadion spielen, dass nur wenig gefüllt ist, oder in einem kleinen, aber vollen Stadion? Und wie kommen unsere Fans dahin?"

12 500 Zuschauer sind zugelassen, 1250 Plätze müssen für die Gästefans freigehalten werden. Der Verein muss - möglicherweise an einem Freitag oder Montag - also mindestens 11 000 Fans mobilisieren, um wenigstens das Kartenkontingent auszuschöpfen. "Ob das klappt, kommt sicher auch auf den Gegner an", sagt Brux. Damit es in jedem Fall klappt, setzt der Verein alles daran, den Fans wenigstens eine günstige Anreise zu ermöglichen.

Genauso muss der Verein seine Sponsoren entschädigen, deren Werbung in einem anderen Stadion nicht wie vereinbart zur Geltung kommt. Auf die Liste der Kosten kommt zudem das Sicherheitspersonal, das der FC St. Pauli bereitstellen und bezahlen muss. Ein wichtiger Aspekt, da die Fangemeinden aus Lübeck und St. Pauli nicht unbedingt befreundet sind. "Unsere Fans machen vielleicht keine Freudensprünge, aber sie sehen auch ein, dass wir durch das Spiel Einnahmen generieren", sagt Lübecks Pressesprecher Florian Müller. "Ich sehe da keine Probleme. Im Gegenteil, wir würden uns freuen, mal wieder ein Zweitligaspiel bei uns auszurichten."