Hamburg. Mittwoch feierte er gemeinsam mit Florian Lechner im Beisein von mehr als 4000 Fans einen denkwürdigen Abschied. Marcel Egers Vertrag wurde nach sieben Jahren beim FC St. Pauli nicht verlängert. Nun hat der Abwehrspieler Stellung bezogen. Im Online-Interview mit dem Fanzine "Übersteiger" nennt er Fehler im Abstiegskampf und kritisiert Vereinsführung sowie Sportchef Helmut Schulte.

Der Verein habe sich "zu sehr in Richtung Bundesliga orientiert. Vielleicht hat man gedacht, dass einem eh nichts passieren könne und man auf Leute setzt, die dann perspektivisch die höhere Qualität haben. Viele schienen überrascht, als es plötzlich schlechter lief. Damit kamen dann sowohl einige der Verantwortlichen wie auch der ein oder andere Spieler nicht klar", so der 28-Jährige, dessen Kritik auch den Präsidenten einschließt: "Stefan Orth hat geäußert, wir wollten jetzt jedes Jahr einen Star ans Millerntor holen. Da habe ich mir auch gedacht: ,Alter, in welchen Sphären bist du denn unterwegs? Bleibt doch mal auf dem Teppich!'"

Der Schmerz, dass Eger am Ende der offizielle Abschied verwehrt blieb, konnte mit dem privat organisierten Abschlussspiel gelindert werden, nachvollziehen, dass der Klub ihn bis zur vergangenen Woche über die Zukunftspläne uninformiert ließ, kann er aber nicht. Man hätte ihm schon früh sagen können, dass es in der Bundesliga wahrscheinlich nicht mit ihm weitergehe und man für die Zweite Liga aufgrund des neuen Trainers noch nichts Genaues sagen könne, so Eger: "Aber da hat Helmut Schulte ja auch gerade ein paar Fehler eingeräumt, und das rechne ich ihm auch an. Er hat sich dafür entschuldigt." Laut "Übersteiger" hatte Schulte in einem Gespräch mit Trainer Holger Stanislawski, angesprochen auf die ungeklärte Vertragssituation von Eger und Lechner, gesagt: "Wenn die glauben, sie kriegen hier noch mal einen Vertrag, dann ist ihnen nicht mehr zu helfen."

Gebrochen hat Eger mit St. Pauli aber nicht - im Gegenteil. Er, den es auch aus privaten Gründen nach England zieht, will zurückkehren: "Jetzt werde ich den Hamburger Hafen dazu nutzen, um hinaus in die Welt zu gehen. Aber es ist so, dass mir der Verein so sehr am Herzen liegt, dass ich seine Geschicke gerne weiter beeinflussen würde. Vielleicht komme ich irgendwann wieder zurück, wenn sich die Wogen ein wenig geglättet haben."