Die Wackelkandidaten Ralph Gunesch, Florian Lechner und Marcel Eger müssen sich gedulden. Verlassen sie allesamt den FC St. Pauli?

Hamburg. Die Blamage gegen Bayern München war für sie ein Schritt nach vorne. Seit der Abstieg des FC St. Pauli endgültig feststeht, kann sich der Verein endlich detaillierte Gedanken darüber machen, wer von den aktuellen Spielern auch in der neuen Zweitligasaison für den FC St. Pauli spielen soll und wer nicht. Und nachdem Ralph Gunesch, Florian Lechner und Marcel Eger schon länger auf einen Wink des Klubs gewartet hatten, hat Sportchef Helmut Schulte nun die Gespräche aufgenommen. Dabei ging es allerdings nicht um Vertragsmodalitäten. Schulte signalisierte vorerst nur, dass die Kaderplanung in Absprache mit Neu-Trainer André Schubert noch nicht weit genug fortgeschritten sei, um eindeutige und klare Aussagen zu treffen. Gunesch, Lechner und Eger wissen nun offiziell, dass sie Wackelkandidaten sind. Sie müssen sich gedulden - und gleichzeitig Vorsorge treffen.

Marcel Eger hatte sich bereits vor Wochen auf Anraten der Spielergewerkschaft VdV hin beim Arbeitsamt als arbeitssuchend gemeldet. Eine reine Vorsichtsmaßnahme. Eger hofft zwar noch, dass er seine Karriere bei dem Verein, der ihm viel bedeutet und mit dem er sich sehr stark identifiziert, fortführen kann. Aber er ist sich durchaus bewusst, dass das 1:8 gegen die Bayern sein letztes Spiel am Millerntor gewesen sein könnte. Er hätte sich gewünscht, dass der Verein ihm ein paar Wochen früher zumindest schon mal einen Hinweis gegeben hätte. "Jeder weiß, wie gerne ich hier bin. Aber zwangsläufig habe ich mich nach anderen Möglichkeiten umgesehen und dabei gemerkt, dass ich mich auch mit anderen Vereinen anfreunden könnte."

Selbst einen Wechsel ins Ausland könnte sich Eger vorstellen: "Hamburg ist meine Heimat geworden. Aber meine Heimat hat eben auch einen Hafen, ein Tor zur Welt."

Ähnliche Gedanken macht sich Florian Lechner. "Ich habe einen Plan, was passiert, wenn ich nicht mehr beim FC St. Pauli wäre", sagt der 30-Jährige. "Ich will noch mindestens spielen, bis ich 35 bin. Das Ausland würde mich schon reizen." Lechner ist Australien-Liebhaber, festlegen will er sich jedoch nicht. Denn er hat sich mit seiner Frau zusammen ein zweites Standbein in Hamburg aufgebaut: einen T-Shirt-Laden mitten in der Schanze, wo Lechner des Öfteren hinter dem Verkaufstresen steht. Und seinen letzten Einjahresvertrag hat er auch erst im Juni unterschrieben.

So lange muss Ralph Gunesch offenbar nicht mehr warten. Schulte habe ihm mitgeteilt, dass er in dieser Woche auf ihn zukommen würde, um ihm eine Entscheidung mitzuteilen, sagt er. Gunesch geht bislang davon aus, dass die Entscheidung für ihn ausfällt. Nicht ohne Grund: Vor einigen Wochen hatte Trainer Holger Stanislawski ihm die Nachricht überbracht, dass der Verein über die Saison hinaus mit ihm zusammenarbeiten wolle. Seitdem hat der Innenverteidiger nichts Gegenteiliges gehört. Mit seinem Berater zusammen hat er Anfragen anderer Vereine abgeblockt, weil für ihn feststand: "St. Pauli ist mein erster Ansprechpartner."

Doch die Situation hat sich grundlegend geändert. Der neue Trainer muss sein Okay für Gunesch geben. "Ich weiß nicht, ob ich einen neuen Vertrag bekomme. Das ist generell nicht schön, aber ich kann nur abwarten."