Matthias Lehmann kann trotz Vertrags bis 2013 nach einem Abstieg den FC St. Pauli verlassen - für eine festgeschriebene Ablösesumme.

Hamburg. Die Frage nach ihrer persönlichen Zukunft beantworten die Spieler des FC St. Pauli, deren Vertrag über das Saisonende hinaus gültig ist, standesgemäß mit der Auskunft, dass ihr Vertrag über das Saisonende hinaus gültig ist. Dabei ist egal, ob es Spekulationen oder gar schon Gespräche mit anderen Vereinen gegeben hat. Matthias Lehmann, seit der Winterpause mit einem Kontrakt bis 2013 ausgestattet, antwortet: "Dazu kann ich nichts sagen, da müssen Sie die sportliche Leitung fragen."

Es ist nur eine kleine Nuance in der Wortwahl, die aber sehr wohl Aussagekraft besitzt. In zweierlei Hinsicht. Zum einen erklärt Lehmann unterschwellig, dass er seinen Vertrag aller Voraussicht nach - den Abstieg in die Zweitklassigkeit vorausgesetzt - nicht erfüllen wird. Um Spekulationen zu vermeiden, hätte er sich schließlich der Standardfloskel bedienen können. Zum anderen deutet der 27-Jährige an, dass er auf ein Gespräch mit Sportchef Helmut Schulte wartet. Denn wenn es noch eine Möglichkeit gibt, Lehmann auch in der kommenden (Zweitliga-)Saison beim FC St. Pauli zu halten, dann nur, indem ihm eine klare Perspektive aufgezeigt wird.

So jedoch stehen die Zeichen auf Abschied. Denn bislang hat Schulte das Gespräch nicht gesucht, er hatte lediglich verkündet, dass es noch keine konkreten Angebote für Lehmann gebe. Und dessen Vertrag gilt schließlich auch für die Zweite Liga. Kein Handlungsbedarf also? Im Gegenteil: Lehmanns Berater Volker Struth sagt: "Erst wenn der Abstieg des FC St. Pauli wirklich konkret wird, beschäftigen wir uns mit Lehmanns Optionen." Mögliche Angebote, die an ihn herangetragen werden, gibt er also noch gar nicht an den Verein weiter. Und Lehmann hatte schon bei der Unterzeichnung seines Vertrages im Dezember 2010 angekündigt, dass er auch in der nächsten Saison in der Bundesliga spielen möchte.

Er war guter Hoffnung, dass dieses Ziel mit der aktuellen Mannschaft realisierbar sei. Es kommt nun sehr wahrscheinlich anders, und dem FC St. Pauli droht nicht nur der Verlust eines der besten Spieler, sondern auch der Verlust einer nicht unerheblichen Menge Geldes. Nach Abendblatt-Informationen besitzt Matthias Lehmann, der 2009 ablösefrei ans Millerntor gewechselt war, eine Vertragsoption, die ihn dazu berechtigt, im Falle eines Abstiegs für eine festgeschriebene Ablösesumme den Verein zu verlassen. Der Klub kann also die Forderung nicht künstlich in die Höhe treiben, weil er einen Wechsel Lehmanns verhindern will. Und er verdient an einem Transfer unter Umständen weniger, als bei einem Verkauf an den Meistbietenden möglich wäre. Hinzu kommt: Lehmann ist gar nicht unbedingt abgeneigt, bei entsprechender Perspektive dem FC St. Pauli die Treue zu halten. Ihm hat nur noch niemand die Perspektive aufgezeigt.

Der Mannschaft droht ein Umbruch, doch solange es noch keinen Nachfolger für Holger Stanislawski gibt, scheinen alle Gespräche mit Spielern - sowohl mit potenziellen Neuzugängen als auch mit den derzeitigen Profis - auf Eis zu liegen. Obwohl es genug Handlungsbedarf gibt.