Fürth. Sicherheitskraft Heinz Boscher hatte für den Aufstiegstrainer bereits ein Bier auf dem Podium des Medienraums platziert. Die Fans draußen auf dem Rasen skandierten "Stani raus!", während Präsident Corny Littmann aufgeregt durch die Stadionkatakomben lief und nach seinem Trainer fragte. Doch Spieler und Betreuer zuckten mit den Achseln. Holger Stanislawski wurde vermisst, war wie vom Erdboden verschluckt. "Ich habe ihn zum letzten Mal in der 93. Minute gesehen", berichtete Co-Trainer und Busenfreund André Trulsen.

Der 40-Jährige hatte sich in die Kabine geflüchtet und einen ruhigen Platz für eine Zigarette gesucht. "Ich hatte den Abpfiff noch länger als eine Minute im Ohr, brauchte Zeit, um die innere Leere ein bisschen zu füllen", erzählte der Trainer später. Als er im TV-Studio von Sky erstmals wieder auftauchte, waren die Augen gerötet. Bauchmensch Stanislawski hatte seinen Emotionen freien Lauf gelassen: "Den Aufstieg möchte ich meiner seit langer Zeit sehr kranken Mutter widmen."

Der Trainer ist das Gesicht zum Aufstieg. Er war es, der die Mannschaft im November 2006 in der Regionalliga übernahm, ihr einen offensiven Fußball verordnete, sie taktisch prägte, weiterentwickelte und über die dreijährige Zwischenstation Zweite Liga bis ins Oberhaus führte. Eine Erfolgsgeschichte, die zu überdreht wirkt, als dass man sie sich hätte ausdenken können.

Worauf er sich nun am meisten freue, wurde er später gefragt. "Franck Ribéry", lautete seine knappe Antwort. Notfalls werde er Co-Trainer Trulsen und sich selbst gegen Ribéry und Arjen Robben, die Flügelzange des deutschen Meisters Bayern München, aufstellen: "Dann gibt es richtig auf die Hölzer."

Ein Spruch, der auch den Präsidenten zum Lachen brachte. Littmann freute sich, den Trainer doch noch gefunden zu haben. "Dieser Erfolg ist gut für die Stadt Hamburg", sagte der Theaterboss und berichtete über bereits eingegangene Gratulationen: "Der Mainzer Präsident Harald Strutz war der Erste per SMS", so Littmann und grinste: "Bernd Hoffmann hat sich allerdings noch nicht gemeldet. Aber der hat ja meine Nummer auch nicht."

Holger Stanislawski steht auch im Mittelpunkt des ersten Teils der Aufstiegsserie "Mein Moment", die Sie ab morgen im Abendblatt lesen können.