Hamburg. Nach einer Verwirrung um die Anzahl der Gelben Karten für den Trainer sorgt der HSV für Aufklärung. Skurril bleibt es trotzdem.

Als der wild gestikulierende Tim Walter am Freitagabend in der 57. Minute gegen Paderborn (2:2) die Gelbe Karte sah, nahm das Getuschel auf den Rängen seinen Lauf. „War das jetzt die zweite, dritte oder vierte Verwarnung für den HSV-Coach?“, rätselten Beobachter des Clubs.

Der Hintergrund: Nach vier Gelben Karten wird ein Trainer für ein Spiel gesperrt. Eine Situation, die Walter bereits kennt. Schließlich sah der impulsive Coach vor zwei Monaten in Karlsruhe (2:4) Rot und wurde daraufhin mit einem Innenraumverbot gegen Kiel (0:0) bestraft.

Damals durfte Walter eine halbe Stunde vor Spielbeginn bis eine halbe Stunde nach Abpfiff keinen Kontakt zur Mannschaft haben – auch nicht über Funk oder Zeichensprache. Auch in den Umkleidekabinen, im Spielertunnel oder im Kabinengang durfte er sich nicht aufhalten. Die Partie verfolgte er letztlich aus einer Polizeikabine. Ein Schicksal, das sich wiederholen könnte. Die Frage ist nur: wann?

HSV-Trainer Tim Walter: Droht eine Sperre?

Laut einzelnen, medial geführten Statistiken soll Walter gegen Paderborn bereits seine vierte Gelbe Karte kassiert haben. Zuvor soll er beim 1:2 gegen Darmstadt (68. Minute), beim 2:0 in Rostock (90.+5 Minute) und beim 3:3 in Heidenheim (40. Minute) verwarnt worden sein. Somit wäre er beim kommenden Auswärtsspiel in Regensburg gesperrt. Das Problem an der Geschichte: Sie stimmt nicht.

Ver­mutlich sorgten unklare Gestiken der Schiedsrichter für Verwirrung, da die Gelben Karten aus der Distanz in Richtung der Trainerbank gezeigt wurden und somit von außen nicht immer klar zu erkennen war, wer genau damit gemeint war. Walter sah gegen Heidenheim und Paderborn Gelb, gegen Darmstadt und Rostock waren es Kollegen seines Trainerteams.

Gerüchte, dass alle Karten der HSV-Bank automatisch auf Walters Konto gingen, bestätigten sich nicht.

HSV klärt Karten-Wirrwarr um Walter auf

Da es keine offizielle und öffentlich einsehbare Statistik über die Anzahl der Gelben Karten von Trainern gibt, fragte das Abendblatt sowohl beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) als auch bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) nach. Die Antwort: keine Antwort. Stattdessen verwiesen die Regelhüter auf diesen Montag, an dem man für Aufklärung sorgen will.

Für Klarheit können nur die offiziellen Spielberichtsbögen der DFL sorgen, auf denen die Gelben Karten auch für Trainer aufgelistet sind. Zugriff darauf hat neben der sich am Montag äußern wollenden DFL auch der HSV. Und tatsächlich wurde die diffuse Situation am Sonntagabend im Volkspark aufgeklärt. Demnach ist Walter erst bei zwei Gelben Karten. Bis zu einer Sperre darf der Coach folgerichtig noch einmal ohne Folgen an der Seiten­linie zum Vulkan werden.

Also viel Wirbel um nichts? Es bleibt zumindest skurril, dass die Öffentlichkeit die Anzahl der Trainerverwarnungen nicht transparent nachvollziehen kann.