Hamburg. Die Hamburger setzen sich in Rostock durch und vergrößern Vorsprung auf den Relegationsplatz. Unrühmlich wird der Auftritt der Fans.

Rauchschwaden zogen am Sonntag durch das Ostseestadion, aber das Fernziel Bundesliga wird für den HSV immer besser sichtbar. In einem intensiven Nordduell erkämpften sich die Hamburger bei Hansa Rostock einen 2:0-Sieg (1:0) – und blieben erstmals seit dem 2:0-Sieg gegen Fortuna Düsseldorf Mitte September ohne Gegentor.

„Das war ein sehr wichtiger Sieg und ein toller nächster Schritt. Wir haben den Kampf von der ersten bis zur letzten Minute angenommen und uns voll reingehauen“, sagte HSV-Stürmer Robert Glatzel. „Insgesamt war es eine Superleistung. Hier so aufzutreten können nicht viele. Aber es kann immer was passieren und ist noch ein weiter Weg.“

Vom notorischen Frühjahrseinbruch ist beim HSV allerdings bislang nichts zu spüren. Der Vorsprung auf den Relegationsplatz drei beträgt nun schon fast beruhigende vier Punkte.

Tabellenspitze 2. Bundesliga
1. Darmstadt 98 19 / 33:15 / 42
2. HSV 19 / 35:21 / 40
3. Heidenheim 19 / 35:22 / 36
4. Kaiserslautern 19 / 34:25 / 35
5. SC Paderborn 19 / 40:23 / 32
6. Fortuna Düsseldorf 19 / 30:26 / 29
7. Hannover 96 19 / 26:23 / 28
8. Kiel 19 / 33:31 / 28
9. FC St. Pauli 19 / 26:25 / 23

„Wir haben kein Tor kassiert, aber vielleicht ein, zwei zu wenig geschossen“, sagte Hamburgs Trainer Tim Walter. Ansonsten habe er nichts zu kritisieren: „Wir haben spielerisch überzeugt, auch gegen den Ball sehr gut gearbeitet und alles wegverteidigt. Daher bin ich sehr froh über dieses Ergebnis.“

HSV-Youngster Kisilowski in Rostock erstmals im Profikader

HSV-Trainer Tim Walter vertraute der Startelf, die beim Rückrundenauftakt gegen Eintracht Braunschweig den 4:2-Sieg in die Wege geleitet hatte. In der Innenverteidigung fing erneut Jonas David an, Neuzugang Javi Montero saß ebenso zunächst auf der Bank wie Laszlo Benes. Anstelle des Slowaken durfte erneut Ransford Königsdörffer in der Offensive beginnen. Erstmals im Aufgebot stand Nachwuchsverteidiger Nicolas Kisilowski (18), er nahm den Kaderplatz von Omar Megeed (17) ein.

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Rostocks Trainer Patrick Glöckner erhöhte nach der 0:2-Niederlage in Heidenheim das Risiko und stellte Kai Pröger anstelle von Mittelfeldmann Simon Rhein als zweite Spitze neben John Verhoek. Letzterer hatte prompt die erste Chance der Partie (4. Minute), bewies bei seinem misslungenen Abschluss allerdings, warum die gesamte Mannschaft bis dato erst 17 Tore erzielt hatte und damit nur etwa halb so viele wie der HSV (33).

Aber die Taktik schien zu funktionieren: Rostock lief die Hamburger schon in deren Strafraum an und machte es ihnen schwer, Walters Maßgabe (Wir wollen unser Spiel durchziehen“) umzusetzen.

Reis sorgt für die HSV-Führung

Und so dauerte es eine Viertelstunde, ehe Jean-Luc Dompé den ersten Hamburger Torschuss absetzte – Markus Kolke parierte ungewollt mit dem Schlüsselbein. Kurz danach versuchte es der bereits früh mit Gelb verwarnte Moritz Heyer aus der Distanz und verfehlte das Tor nur knapp (17. Minute).

Noch allerdings hielt Walter das Risiko in Grenzen, sondern setzte darauf, dass sich der Ballbesitz früher oder später auszahlen würde. Das Führungstor war dann auch eher ein Produkt der Beharrlichkeit. Auf undefinierbaren Umwegen gelangte der Ball im Rostocker Strafraum über den früheren HSV-Verteidiger Rick van Drongelen unfreiwillig zu Ludovit Reis, der im Fallen durch Kolkes Beine abschloss (40.).

HSV-Fans beschießen Rostocker Kurve mit Raketen

Schon mit dem nächsten Angriff hätte Hamburgs Topstürmer Robert Glatzel beinahe aus halbrechter Position nachgelegt, doch diesmal konnte Kolke zur Ecke parieren (42.). Mit der knappen Führung ging es in die Pause.

Aber was heißt hier Pause? Hamburger Fans versuchten, die Rostocker Kurve mit Raketen zu beschießen. Mindestens eine kam durch. Das dürfte für den Club ein teures Nachspiel haben.

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Die Mannschaft versuchte es weiter mit sportlichen Mitteln. Von einem Feuerwerk zu sprechen wäre übertrieben, aber die Qualität der Chancen erhöhte sich. In der 52. Minute verhinderten Kolke und die Rostocker Torlatte mit vereinten Kräften den zweiten HSV-Treffer.

Rostock erzielt zwei Abseitstore

Das hätte sich beinahe gerächt, als Rostocks Svante Ingelsson plötzlich kurz hinter der Mittellinie freie Bahn hatte und an HSV-Torwart Daniel Heuer Fernandes vorbei zum vermeintlichen Ausgleich traf. Glück für die Hamburger Ingelsson war aus einer Abseitsposition gestartet (68.).

Das hätte für den HSV Warnung genug sein müssen. Stattdessen traf nur wenig später auch Verhoek ins HSV-Tor (70.). Allerdings stand auch der frühere St.-Pauli-Stürmer im Abseits. Dass David den Ball zuvor noch beim Klärungsversuch berührte, war für die Entscheidung unerheblich, weil es keine kontrollierte Aktion war – die Regel war erst vor dieser Saison entsprechend geändert worden. Im dritten Rostocker Anlauf war es dann Heuer Fernandes, der den HSV vor dem Ausgleich bewahrte (73.).

Rostocks Roßbach sieht Gelb-Rot, Nemeth trifft

Am Ende schwächten sich die Rostocker dann selbst: Damian Roßbach leistete sich gegen HSV-Rechtsaußen Bakery Jatta das zweite Gelb-würdige Foul und musste das Feld verlassen (81.). Jatta war kurz danach fast an einer zweiten entscheidenden Aktion beteiligt, doch seine Flanke ließ Glatzel ungewohnterweise ungenutzt (85.).

In der Nachspielzeit machte es Glatzel dann besser, als er den Ball auf den eingewechselten Andras Nemeth ablegte und dem Ungarn so seinen Premierentreffer ermöglichte (90.+4). „Es ist sehr wichtig für ihn, zu wissen, dass er für uns wichtig ist“, sagte Glatzel später. Dann durfte gejubelt werden.

Dass sich der HSV zudem defensiv stabiler präsentierte als noch gegen Braunschweig, ist die vielleicht wichtigste Erkenntnis, bevor es am kommenden Sonnabend (20.30 Uhr/Sport1 und Sky, Liveticker bei Abendblatt.de) zum Topspiel bei Verfolger Heidenheim geht. Glatzel: „Wenn die Leistung so ist wie heute, haben wir gute Chancen.“

Beruhigend zu wissen: Selbst eine Niederlage würde den HSV nicht vom zweiten direkten Aufstiegsplatz verdrängen. Aber dieser HSV wird ohnehin nicht anders können, als auf Sieg zu spielen.

Hansa Rostock – HSV 0:2

FC Hansa Rostock

Kolke – Ananou, van Drongelen, Roßbach – Neidhart (83. Lee), Fröde (68. Dressel), Ingelsson (83. Malone), Schumacher – Pröger, Duljevic (62. Fröling) – Verhoek. - Trainer: Glöckner

Hamburger SV

Heuer Fernandes – Heyer, David, Schonlau, Muheim – Meffert – Königsdörffer (74. Benes), Reis – Jatta (85. Nemeth), Glatzel, Dompé (90.+1 Katterbach). – Trainer: Walter

Tore

0:1 Reis (40.)0:2 Nemeth (90.+4)

Schiedsrichter

Tobias Welz (Wiesbaden)

Gelb-Rote Karte

Roßbach (Rostock) wegen wiederholten Foulspiels (81.).

Gelbe Karten

Schumacher (5) – Heyer (3), Jatta (2), Königsdörffer (2), Dompé (2)

Erweiterte Statistik (Quelle: Sportec Solutions)

Torschüsse: 12:19Ecken: 3:7Ballbesitz: 45:55 %Zweikämpfe: 107:126

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