Los Angeles. Wer auf der Reise des HSV in den USA nach Jean-Luc Dompé Ausschau hielt und ihn entdeckte, musste nach William Mikelbrencis nicht mehr lange suchen. Die beiden Franzosen waren in den neun Tagen in Kalifornien unzertrennlich – ob beim Kartenspielen in der Hotellobby oder beim Burgeressen in Beverly Hills.
Gleichzeitig aber war die Reise für Dompé und Mikelbrencis auch eine Art Integrationsprozess. Beide Flügelspieler waren in der Sommertransferperiode erst spät zum HSV gewechselt: Dompé (27) für 1,1 Millionen Euro vom belgischen Erstligisten Zulte Waregem, Mikelbrencis (18) vom französischen Zweitligisten FC Metz.
HSV-Franzosen: Dompé schlägt ein, Mikelbrencis überzeugt Walter nicht
Der Start der beiden Neuzugänge beim HSV hätte unterschiedlicher nicht laufen können. Während Dompé Mitte August nur einen Tag nach seinem ersten Training im Volkspark schon für seinen neuen Club gegen Darmstadt 98 spielte und sofort einschlug, musste sich sein Landsmann gedulden. Fast zwei Monate dauerte es, ehe Mikelbrencis gegen Magdeburg aufgrund der Verletzung von Moritz Heyer erstmals von Beginn an spielte.
Nach einem weiteren Startelfeinsatz in Paderborn musste der junge Rechtsverteidiger wieder auf die Bank. Trainer Tim Walter ist nicht einverstanden mit dem Defensivverhalten von Mikelbrencis. Stattdessen verteidigte Stürmer Ransford Königsdörffer hinten rechts.
Mikelbrencis eckt bei HSV-Fans an
Es wird noch Zeit dauern, ehe der U-20-Nationalspieler beim HSV vollumfänglich integriert ist. Das wurde auch in den USA noch einmal deutlich – sowohl auf als auch außerhalb des Platzes. Mikelbrencis spricht weder Englisch noch Deutsch.
Dafür zeigt er sich gerne mit extrovertierter Mode. In der Fanszene kam es nicht gut an, dass er bei Instagram postete, wie er sich zusammen mit Dompé in einem Restaurant einen goldenen Burger gönnte – auch wenn der Preis dafür deutlich unter dem berühmten Goldsteak von Franck Ribéry lag.
Walter beobachtet das extrovertierte Verhalten der beiden Franzosen, verurteilt es aber nicht. „Das ist ihre Mentalität“, sagte der Trainer zum Abschluss der Reise. „Du brauchst dieses Extrovertierte auch auf dem Platz.“
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Während Dompé der Spagat zwischen überflüssigen Übersteigern und offensiver Effektivität schon gut gelingt, konnte Mikelbrencis mit seiner Lässigkeit auf dem Platz noch nicht beim Trainer punkten. Im zweiten Testspiel beim US-Viertligisten Ventura war Walter nicht zufrieden mit den Leistungen einiger Spieler. Nicht jeder hatte die Partie so ernst genommen, wie es sich Walter wünscht.
„Wir müssen noch lernen, aus solchen Spielen Nutzen zu ziehen. Da gibt es wenige. Ich hoffe, dass es noch mehr werden“, sagte der Trainer und meinte damit die Lust auf Tore und Siege – auch in Freundschaftsspielen. „Wer Fußball spielt, muss das mit auf den Platz bringen. Das vermisse ich manchmal.“
Dompé hat weniger Verständigungsprobleme
Auch Mikelbrencis dürfte sich angesprochen fühlen von diesen Worten. Ob sie bei ihm auch angekommen sind, ist aufgrund der Sprachbarrieren aber fraglich. Auch deswegen ist er auf die ständige Hilfe von Dompé angewiesen, der sich zumindest auf Englisch mit seinen Kollegen verständigen kann.
Letztlich war der Trainer aber zufrieden mit dem Integrationsprozess der Sommereinkäufe. „Beide haben sich gut eingefügt“, sagte Walter. Und der Prozess geht auch nach der USA-Tour weiter. Am Donnerstag und Freitag wird im Volkspark schon wieder trainiert.
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