Hamburg. Cheftrainer des HSV II startet am Sonntag mit der jüngsten Regionalligamannschaft Deutschlands in die Saison. Das sind seine Ziele.

Am Dienstagabend war Pit Reimers mit seiner Mannschaft beim Boxtraining. Der U21 des HSV wurde dabei körperlich alles abverlangt, wie der Cheftrainer der Regionalligamannschaft am Tag danach berichtet. Auch wenn die Einheit eher als Abwechslung zum sonstigen Trainingsalltag gedacht war, so passt sie doch ganz gut zum allgemeinen Motto, welches die junge Mannschaft in der neuen Regionalliga-Saison an den Tag legen möchte.

„Wir wollen schneller in der Liga ankommen und auch schneller anfangen, Männerfußball zu spielen“, sagt der Trainer und formuliert damit auch das Ziel für die am Wochenende beginnende Saison. Am Sonntag (13 Uhr) startet der HSV II mit einem Heimspiel gegen Holstein Kiel II.

HSV: Reimers Aufstiegspläne

Reimers, der mit der jüngsten Regionalligamannschaft Deutschlands in der vergangenen Saison überraschend die Aufstiegsrunde erreicht hatte, will auch in der neuen Saison oben mitspielen. In diesem Jahr steigt der Meister der Runde direkt in die Dritte Liga auf. Ein Ziel, das der HSV für die Zukunft ausgegeben hat. In dieser Saison sieht Reimers aber noch andere Mannschaften vorn. Der VfB Lübeck sei der „absolute Topfavorit“.

Da in der neuen Saison die Regionalliga Nord wieder zu ihrem alten Muster mit Hin- und Rückrunde zurückkehrt, erwartet Reimers aber gleich wieder mehrere Teams, die sich Hoffnungen auf den begehrten direkten ersten Aufstiegsplatz machen können. „Dazu kommen dann die üblichen Verdächtigen mit Weiche Flensburg als Vizemeister, Havelse als Absteiger, die zweiten Mannschaften von Kiel und Werder Bremen, mit denen immer zu rechnen ist. Auch Teutonia hat sich sehr namhaft verstärkt und hat einen starken Kader. Das sind aus meiner Sicht die ersten fünf oder sechs Mannschaften, die vermutlich eine gute Rolle spielen werden.“

Straffes Auftaktprogramm für die U21

Eine gute Rolle möchte auch er wieder mit seinem Team spielen und das am besten auch schon ab dem ersten Spieltag. Auch wenn das Auftaktprogramm gleich die ersten großen Kaliber für die U21 des HSV bereithält. „Zum Start haben wir gleich mit Kiels U21 und Havelse zwei Mannschaften, die uns alles abverlangen werden.“

Besonders der Saisonstart soll besser gelingen als noch vor einem Jahr, als die Mannschaft nach zehn Spieltagen mit gerade einmal elf Punkten dastand „Da haben wir dann plötzlich über ganz andere Dinge geredet“, sagt Reimers. „Wir waren vielleicht etwas zu ambitioniert“, gibt er zu. Doch die Saison hatte bekanntlich auch noch eine zweite Hälfte und in der hat sich der eingeschlagene Weg des HSV positiv bemerkbar gemacht. „Im Laufe der Saison hat sich die Mannschaft so entwickelt, dass besonders die sehr jungen Spieler in Führungsposition reingewachsen sind und dadurch die Spielzeit für uns eine enorm gute Wende genommen hat.“

Nicht wie die Profis: Reimers will eigene Stil finden

Am Schluss stand trotz des verkorksten Starts die Qualifikation für die Aufstiegsrunde, welche die U21 schlussendlich auf dem sechsten Tabellenrang beendet hat. Gegen einen ähnlichen Saisonverlauf am Schluss hätten die Verantwortlichen auch in diesem Jahr sicherlich nichts einzuwenden, doch Reimers Fokus richtet sich erst einmal ausschließlich auf die ersten Spiele: „Unser Ziel ist es zu zeigen, dass wir mit dieser jungen Truppe einfach einen Schritt weiter sind als noch im vergangen Jahr zum Saisonstart.“

Dabei will Reimers auch „Elemente der Profis integrieren“. Kopieren möchte er den Spielstil von Tim Walter aber nicht. Zwar beinhalten die Spielweisen der Profis und der U21 viele sehr ähnliche Elemente, aber trotzdem möchte Reimers mit seiner Elf nochmal für eine eigene Art und Weise stehen. „Auch wir wollen viel den Ball haben, dominant auftreten und flach von hinten herausspielen, aber den Stil der Profis setzen wir jetzt nicht eins zu eins um.“

HSV II als jüngste Mannschaft

Auch in der neuen Saison ist die Zweitvertretung des HSV die jüngste Mannschaft von allen Regionalligateams in Deutschland. Der Altersdurchschnitt lag in der vergangenen Spielzeit immer zwischen 19 und 20 Jahren. „Dadurch dass die letzte Saison diese positive Wendung genommen hat, wollten wir an diesem Weg mit einer sehr jungen Mannschaft auch in diesem Sommer unbedingt festhalten.“ Dafür könnte ein gutes Omen sein, dass es im Vergleich zum vergangenen Jahr vor der neuen Spielzeit einen deutlich kleineren Kaderumbruch gab.

Gegenüber vier Abgängen aus dem letzten Jahr stehen mit Malte Brüning vom SC Freiburg und Theo Harz aus der U19 von Energie Cottbus gerade einmal zwei externe Neuzugänge. „Wir wollen unsere Gruppe zum Großteil durch unsere eigenen Spieler auffüllen. Das hat man meiner Meinung nach im vergangenen Jahr auch gesehen, dass die Mannschaft eine gewisse HSV-Identität und auch Mentalität an den Tag gelegt hat“, erzählt der Trainer auf Nachfrage zur Ausrichtung für die Zukunft. Ein Vorteil ist dabei, dass viele der aufgerückten Spieler aus der U19 schon im vergangen Jahr schrittweise in die U21 integriert wurden.

Erfahrene Spieler stärken Neuzugänge

Besonders diese jüngeren Spieler der Jahrgänge 2003 und 2004 sollen nun von den gerade einmal zwei Jahre älteren Spielern um den neuen Kapitän Jonah Fabisch geführt werden. Dabei wird es vorrangig darum gehen, mit den äußerlichen Einflüssen im Herrenfußball so schnell wie möglich zu Recht zu kommen. „Das Spiel in der A-Jugend ist vielleicht sogar technisch auf einem höheren Niveau, aber im Männerbereich ist das Spiel dafür viel körperbetonter und es wird einem viel mehr abverlangt. Es gibt mehr Trash-Talk auf dem Platz“, erzählt Reimers von seinen Erfahrungen der letzten Saison.

Dazu kommen die Zuschauer, welche besonders bei Auswärtsspielen gegen Lübeck oder Flensburg eine ganz andere Rolle spielen, als es noch im Juniorenbereich der Fall ist. Deshalb gibt Reimers für die Spieler, welche nun schon in ihre zweite Regionalligasaison gehen, eine klare Marschroute mit: „Für uns geht es als Gruppe einfach darum, dass die Jungs, die es im vergangenen Jahr schonmal alles miterlebt haben, die jüngeren mit an die Hand nehmen.“

Reimers Ziel: Der Aufstieg

Die Vorbereitung hat in diesem Punkt schon bewiesen, dass die Mannschaft gegen Liga-Kontrahenten bestehen kann. In Duellen gegen den VfB Lübeck (3:3) und Eintracht Norderstedt (2:1) setzte es keine Niederlage. Dafür unterlag das Team jeweils deutlich und verdient gegen die Zweitvertretung von Schalke 04 (0:2) und den ambitionierten dänischen Drittligisten VSK Aarhus (0:3). Reimers zieht dennoch nach knapp fünfeinhalb Wochen Vorbereitung ein positives Fazit: „Die Jungs haben super mitgezogen. Es ist einfach spürbar, dass die Gruppe richtig gut ist und wir im Team ähnlich wie im letzten Jahr einfach einen guten Spirit haben.“

Trotz der über weite Strecken gelungenen Vorbereitung und der guten letzten Saison haben sich die grundsätzlichen Ziele für die U21 vom HSV nicht verändert. „Wenn wir über die letzte Saison sprechen, dann ist das reine Ergebnis unsere Endplatzierung und das Erreichen der Aufstiegsrunde, aber die eigentlichen Ziele drehten sich um Faride Alidou oder Anssi Suhonen, die in der ersten Mannschaft angekommen sind. Wenn dazu auch noch unsere Ergebnisse und Platzierungen passen, dann haben wir unsere Ziele erreicht“, bringt es der 38-Jährige auf den Punkt.

Der Fokus liegt zwar in erster Linie auf der Weiterentwicklung der Spieler, aber den Zielen der Profimannschaft wird alles untergeordnet. Deshalb ist es für Reimers auch schwierig, mit welchem genauen Kader er für die Saison planen kann. „Meine Aufgabe als U21-Trainer ist es, dass ich immer im Blick haben muss, wie die Kadersituation und allgemein der Terminkalender der Profis aussieht, um schon frühzeitig zu organisieren, dass die U19 und U21 trotzdem am Wochenende einen schlagkräftigen Kader haben.“

Damit dieser reibungslose Ablauf zwischen den Mannschaften des HSV gelingt, ist selbstverständlich auch eine gute Kommunikation zwischen den Trainerteams notwendig. Reimers beschreibt den Austausch zu Tim Walter und seinem Team als sehr eng und gibt folgenden Einblick in die interne Kommunikation: „Wir haben immer einen regelmäßigen Austausch auch mit Horst Hrubesch und Jonas Boldt. Wir schauen immer, was für die Jungs am besten ist. Aber dann auch immer mit dem Ziel, was am Ende für unsere Profimannschaft am besten ist.“

Spätestens nach den ersten beiden Spielen weiß Pit Reimers, wie gut der neue junge Kader funktioniert. Und wer weiß, vielleicht reicht es in diesem Jahr sogar doch zum ganz großen Coup, den Aufstieg in die Dritte Liga. Es wäre eine echte Sensation. „Dagegen verwehren würden wir uns auf jeden Fall nicht“, sagt Reimers und macht sich danach zurück an die Arbeit. Alles für das Ziel eines guten Saisonstarts.