Hamburg. Der Assistenztrainer verlängert sein Arbeitspapier und ist nun länger an den HSV gebunden als sein Chef. Was dahintersteckt.

Die kommende Nacht werden die HSV-Profis ausnahmsweise mal Ruhe vor Merlin Polzin haben. Es kommt nicht selten vor, dass der Co-Trainer den Spielern zu später Stunde Videomaterial mit Verbesserungsansätzen schickt. Doch am heutigen Donnerstag wird der 31-Jährige den freien Abend nutzen, um vom Zweitligaalltag abzuschalten und mit seiner Freundin May-Britt in der gemeinsamen Wohnung in Winterhude anzustoßen. Denn für Polzin gibt es Grund zum Feiern. Der gebürtige Hamburger hat seinen zum Saisonende auslaufenden Vertrag bis 2024 verlängert. "Heute ist ein besonderer Tag für mich", sagte er kurz vor seiner Unterschrift.

Wie sehr der HSV Polzins Arbeit schätzt, ist spätestens seit der Verpflichtung des aktuellen Cheftrainers Tim Walter bekannt. Schon unter dessen Vorgänger Daniel Thioune fungierte Polzin als Assistent. Doch als der HSV im Mai 2021 sowohl die Trennung von Thioune als auch die Verpflichtung von Walter bekannt gab, blieb Polzin zur Überraschung einiger Beobachter. Interessant ist nun vor allem die Laufzeit seines neuen Vertrages, der ein Jahr länger gültig ist als das aktuelle Arbeitspapier von Tim Walter (bis 2023). Der Plan dahinter ist klar: Der HSV sieht in Polzin eine Art Cheftrainer-unabhängigen Co-Trainer.

Merlin Polzins Arbeit beim HSV ist langfristig angelegt

Deshalb ging es in den Vertragsgesprächen zunächst auch gar nicht um seine Rolle unter Walter, sondern um seine Perspektive beim HSV. "Es ist der Wunsch, dass wir langfristig etwas aufbauen", sagt Polzin, der aber auch unterstreicht, wie gut die Zusammenarbeit mit Walter harmoniert. "Natürlich spielt es für mich eine große Rolle, wer der Cheftrainer ist. Das ist die Basis, und mit der könnte ich glücklicher kaum sein."

Dass Polzin beim HSV sein Glück gefunden zu haben scheint, akzeptiert auch Thioune, der über die Vertragsverlängerung eingeweiht war. „Er hat mir gratuliert und nur das Beste gewünscht – das spricht für ihn“, sagt der in Bramfeld aufgewachsene Polzin, der sich beim HSV neben der Spieler- auch um die Gegneranalyse und die Spielnachbereitung kümmert. „Ich kann meine Schwerpunkte, die im analytischen Bereich liegen, hier voll und ganz ausleben.“

Deshalb hat er für die nächsten Tage schon wieder Vollgas ankündigt. Dann wird Polzin auch seinen Spielern abends wieder Nachrichten schicken. "Die Jungs sind nie vor mir sicher."