Wolfsburg/Hamburg. Nach dem 1:4 beim VfL Wolfsburg lobte der Coach Torschütze Anssi Suhonen und kritisierte die Chancenverwertung seiner Spieler.

Es waren lehrreiche 90 Minuten für Tim Walter. Der Trainer des Hamburger SV musste nach dem 1:4 (0:3) im Testspiel beim VfL Wolfsburg konstatieren, dass der zweite Anzug in seinem Kader noch nicht sitzt. Die Hamburger enttäuschten vor allem in der ersten Halbzeit auf ganzer Linie. Beim Champions-League-Teilnehmer glänzte mit Lukas Nmecha ein gebürtiger Hamburger. Der Stürmer erzielte gleich drei Treffer. Das einzige HSV-Tor erzielte Anssi Suhonen in der 54. Minute.

Die Bilder zum 1:4 des HSV beim VfL Wolfsburg

Ein Hamburger ärgert den HSV: Lukas Nmecha (r.) war mit einem Hattrick der überragende Mann beim VfL Wolfsburg
Ein Hamburger ärgert den HSV: Lukas Nmecha (r.) war mit einem Hattrick der überragende Mann beim VfL Wolfsburg © Witters
Prominenter Joker: Lucien Littbarski, Sohn von 1990er-Weltmeister Pierre Littbarski wurde für Ridle Baku eingewechselt.
Prominenter Joker: Lucien Littbarski, Sohn von 1990er-Weltmeister Pierre Littbarski wurde für Ridle Baku eingewechselt. © Witters
Anssi Suhonen (l.) konnte den Ehrentreffer für den HSV erzielen. Kapitän Sebastian Schonlau gratuliert
Anssi Suhonen (l.) konnte den Ehrentreffer für den HSV erzielen. Kapitän Sebastian Schonlau gratuliert © Witters
Manuel Wintzheimer (l.) brachte in der zweiten Halbzeit etwas Schwung in die HSV-Offensive.
Manuel Wintzheimer (l.) brachte in der zweiten Halbzeit etwas Schwung in die HSV-Offensive. © Witters
In der zweiten Hälfte trat der HSV mit Faride Alidou etwas lebhafter auf.
In der zweiten Hälfte trat der HSV mit Faride Alidou etwas lebhafter auf. © Witters
HSV-Trainer Tim Walter (l.) hatte einige Dinge zu notieren. Insgesamt enttäuschte seine Mannschaft in der ersten Halbzeit.
HSV-Trainer Tim Walter (l.) hatte einige Dinge zu notieren. Insgesamt enttäuschte seine Mannschaft in der ersten Halbzeit. © Witters
Der gebürtige Hamburger Lukas Nmecha (l.) jubelt mit seinem Bruder Felix (M.) und Daniel Ginczek. Die Wolfsburger hatten keine Mühe mit dem HSV.
Der gebürtige Hamburger Lukas Nmecha (l.) jubelt mit seinem Bruder Felix (M.) und Daniel Ginczek. Die Wolfsburger hatten keine Mühe mit dem HSV. © Witters
Lukas Nmecha war kaum zu halten. Zumindest nicht mit fairen Mitteln. HSV-Verteidiger Sebastian Schonlau bekam die Grenzen aufgezeigt.
Lukas Nmecha war kaum zu halten. Zumindest nicht mit fairen Mitteln. HSV-Verteidiger Sebastian Schonlau bekam die Grenzen aufgezeigt. © Witters
Marko Johansson konnte im HSV-Tor nicht gerade Werbung in eigener Sache betreiben. Der Schwede wirkte unsicher.
Marko Johansson konnte im HSV-Tor nicht gerade Werbung in eigener Sache betreiben. Der Schwede wirkte unsicher. © Witters
Bitter für den Champions-League-Teilnehmer: Yannick Gehardt musste verletzt raus.
Bitter für den Champions-League-Teilnehmer: Yannick Gehardt musste verletzt raus. © Witters
In der 12. Minute übertrieb es HSV-Talent Robin Meißner (r.) mit dem Einsatz. Nach einem brutalen Foul gegen Yannick Gerhardt kassierte der Hamburger die Gelbe Karte. Gerhardt musste verletzt raus.
In der 12. Minute übertrieb es HSV-Talent Robin Meißner (r.) mit dem Einsatz. Nach einem brutalen Foul gegen Yannick Gerhardt kassierte der Hamburger die Gelbe Karte. Gerhardt musste verletzt raus. © Witters
HSV-Linksverteidiger Miro Muheim und seine Kollege hatten Probleme mit dem Pressing des VfL Wolfsburg
HSV-Linksverteidiger Miro Muheim und seine Kollege hatten Probleme mit dem Pressing des VfL Wolfsburg © Witters
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In der 81. Minute verschoss Bakery Jatta einen an Miro Muheim verursachten Elfmeter kläglich. Der Ball des Gambiers flog weit am linken Pfosten vorbei. "Die erste Halbzeit war zu wenig und wir haben zu viele Fehler gemacht. Solche Dinge werden dann gegen eine solche Mannschaft bestraft. Mit der zweiten Halbzeit können wir arbeiten", bilanzierte Linksverteidiger Muheim.

Trainer Walter wollte die hohe Testspielniederlage nicht überbewerten. "Man hat gesehen, dass der Gegner eine andere Hausnummer ist, aber das wussten wir vorher. Wir absolvieren diese Tests, weil wir uns weiterentwickeln wollen", erklärte Walter, der vor allem von Torschütze Anssi Suhonen schwärmte.

HSV-Trainer Walter verteilt Sonderlob an Torschütze Suhonen

Der Finne, der am Donnerstag zur Nationalmannschaft reisen wird, gehörte zu den wenigen Lichtblicken bei den Hamburgern. Und doch hat sich Walter zuletzt ein wenig Sorgen gemacht, weil Suhonen nach seinen ersten guten Einsätzen im Profibereich zu viel nachgedacht hat. "Anssi macht einen sehr guten Job. Bei ihm muss man nur aufpassen. Er ist so eine Frohnatur, er macht sich selbst ein zu viele Gedanken. Er wird erwachsen, das tut ihm gerade nicht so gut, deshalb rede ich viel mit ihm. Wenn er seine Lockerheit behält werden wir viel Freude haben", erklärte Walter.

Gegen den Champions-League-Teilnehmer, der ohne 15 Profis aus dem Profikader antrat, brachte sich der HSV vor allem in der ersten Hälfte immer wieder selbst in Schwierigkeiten. Die Hamburger praktizierten in kleinteiliges Aufbauspiel mit viel Risiko, dass gegen die Wolfsburger gnadenlos bestraft wurde. Ein Lerneffekt trat aber nicht ein. Immer und immer wieder spielten die Hamburger den Ball in die Füße der Bundesliga-Profis. Die Folge: Das 0:2 (Fehler Marko Johansson) und 1:4 (Fehler Sebastian Schonlau) resultierten aus kapitalen Fehlpässen.

HSV-Trainer kritisiert Chancenverwertung seiner Mannschaft

Das nervte auch den Coach, der das lautstark am Spielfeldrand kommentierte. "Mich regen Fehler auf. Ich will auch gegen so eine Mannschaft nicht verlieren. Wenn man die zweite Halbzeit sieht, da war noch alles drin, dass wir das Spiel noch gewinnen können. Fehler, die man macht werden sofort bestraft und wir haben die Dinge, die wir am Ende richtig gut gemacht hat, egoistisch verspielt. Das ist der kleine, aber feine Unterschied", analysierte der HSV-Trainer.

Glatzels Egoismus im Abschluss ärgerte HSV-Trainer

In der Tat vergaben die Hamburger im zweiten Durchgang einige gute Angriffe. So lief in Minute 70 der eingewechselte Stürmer Robert Glatzel (27) gemeinsam mit Bakery Jatta und Manuel Wintzheimer unbedrängt auf das Wolfsburger Tor zu, hätte nur noch querlegen müssen, dann hätten die beiden Kollegen den Ball ins leere Tor schieben können, doch Glatzel schoss selbst und scheitere an VfL-Keeper Niklas Klinger.

Gebürtiger Hamburger Nmecha erzielt Hattrick gegen den HSV

Die ersten beiden Gegentore fielen dagegen im Anschluss von Eckbällen, die VfL-Stürmer Lukas Nmecha jeweils ohne große Mühe verwerten konnte. Ohnehin war der gebürtige Hamburger der überragende Mann auf dem Platz. Sein Hattrick ebnete den Weg zu einen nie gefährdeten Testspielsieg.

Der HSV konnte erst in der zweiten Halbzeit in die Partie finden, weil die Wolfsburger ein wenig den Fuß vom Gaspedal genommen haben. Die erste schöne Kombination über David Kinsombi und Miro Muheim vewandelte Anssi Suhonen zum zwischenzeitlichen 1:3. Aufdrängen konnte sich für die Partie gegen Fortuna Düsseldorf am 16. Oktober allerdings kein Spieler nachhaltig. "Wenn du lange nicht spielst und reinkommst, ist es schwer, sich anzupassen", nahm Walter seine Profi in Schutz.

Walter verpasst Jatta-Elfmeter wegen Pinkel-Pause

Kuriosität am Rande. Unmittelbar nach dem verschossenen Elfmeter von Bakery Jatta in der 81. Minute war HSV-Trainer Walter plötzlich von der Bank verschwunden. Was war los? Hat ihn der Fehlschuss so geärgert, dass er ein paar Minuten für sich brauchte? „Ich habe aufs Klo gemusst. Ich habe so Pipi machen müssen, da gab es keinen anderen Grund“, erklärte Walter und lachte. Immerhin beim Coach lief es an diesem Nachmittag.

Die Aufstellungen:

VfL Wolfsburg: Pervan (46. Klinger) – Baku (72. Littbarski), Lang, van de Ven, Gerhardt – Felix Nmecha, Arnold (46. Wagbe), Stefaniak – Lukas Nmecha, Ginczek, Philipp

HSV: Johansson - Gyamerah (64. Leibold) - Schonlau, David, Muheim - Meffert (46. Wintzheimer) - Kinsombi (64. Jatta), Heyer - Suhonen (72. Velasco), Alidou - Meißner (64. Glatzel).

Tore: 1:0 L. Nmecha (16.), 2:0 L. Nmecha (30.), 3:0 Arnold (43.), 3:1 Suhonen (54.), 4:1 L. Nmecha (60.).

Bes. Vorkommnis: Jatta verschießt Foulelfmeter (81.)

Der Liveblog zum Spiel in Wolfsburg zum Nachlesen:

Schluss in Wolfsburg: HSV unterliegt dem VfL Wolfsburg mit verdient mit 1:4

Und da ist der Schlusspfiff. Auch wenn sich der HSV in der zweiten Halbzeit gesteigert hat, waren die Hamburger beim verdienten 1:4 beim VfL Wolfsburg ohne Chance. Trainer Tim Walter muss konstatieren, dass sein zweiter Anzug nicht sitzt.

Talent Velasco mit schöner Einzelaktion im HSV-Angriff

Nachdem Glatzel in der 78. Minute seine nächste gute Chance vergeben hat - van de Ven hatte auf der Linie geklärt - hatte Nachwuchshoffnung Robin Velasco die nächste Gelegenheit. Sein schöner Schuss wurde in Minute 86 aber von Torhüter Klinger aus dem Winkel gefischt.

Elfmeter für den HSV: Jatta scheitert vom Punkt

Wolfsburg macht dem HSV ein Geschenk, als Marvin Stefaniak Miro Muheim im Strafraum zu Fall bringt. Den fälligen Strafstoß vergab Bakery Jatta aber kläglich. Der Ball des Gambiers geht weit am linken Pfosten vorbei.

Prominenter Joker: Wolfsburg bringt einen Weltmeister-Sohn

Während die Partie dem Ende entgegengeht, bringt VfL-Trainer Mark van Bommel einen prominenten Joker. Lucien Littbarski, Sohn von Pierre Littbarski, der 1990 Weltmeister mit Deutschland wurde, bekommt ein paar Einsatzminuten. Papa Pierre, der für den VfL Wolfsburg arbeitet, schaut stolz von der Tribüne zu.

Zu egoistisch: Glatzel vergibt Mega-Chance für den HSV

Und Glatzel war es auch, der eine unfassbare Chance liegenlässt. Gemeinsam mit Jatta und Wintzheimer läuft der Stürmer allein auf den Kasten zu und ist viel zu egoistisch. Bei einem Querpass hätten die Kollegen ins leere Tor schießen können. Doch Glatzel schoss allein und scheiterte an Ersatzkeeper Niklas Klinger.

Weiter 1:4 in Wolfsburg: HSV-Trainer Walter vollzieht Dreifach-Wechsel

Es bleibt dabei: Die Wolfsburger, die ohne 15 Spieler aus dem Profikader antreten, nehmen den Fuß etwas vom Gas und der HSV präsentiert sich etwas besser. In der 64. Minute bringt Walter mit Tim Leibold, Bakery Jatta und Robert Glatzel drei neue Spieler. Interessant: Linksverteidiger Leibold verteidigt auf der rechten defensiven Außenbahn.

Mega-Bock von Schonlau - Nmecha macht Hattrick perfekt

Und schon ist die Aufbruchstimmung wieder vorbei. Im Aufbauspiel spielt HSV-Kapitän Sebastian Schonlau einen katastrophalen Fehlpass, der zum 4:1 des VfL Wolfsburg führt. Torschütze? Natürlich Lukas Nmecha, der seinen dritten Treffer erzielen kann. Das kleinteilige Aufbauspiel kostet den HSV erneut ein Gegentor.

Tor für den HSV: Suhonen verkürzt auf 1:3

Der HSV ist wie verwandelt aus der Kabine gekommen. Nach der ersten schöne Kombination des Spiels landet der Ball über David Kinsombi und Miro Muheim bei Anssi Suhonen, der aus neun Metern ohne Mühe einschiebt. Das Walter-Team hat nun ein deutlich bessere Körpersprache.

HSV mit einem Wechsel in die zweite Halbzeit

Nach der desolaten ersten Hälfte reagiert HSV-Trainer Tim Walter. Für Jonas Meffert kommt Manuel Wintzheimer in die Partie. Die Aufgabe vor der Abwehr übernimmt Moritz Heyer. Und Wintzheimer ist es auch, der in der 46. Minute die erste HSV-Chance des Spiels vorbereitet. Doch der Abschluss von David Kinsombi war zu harmlos.

Halbzeit in Wolfsburg: HSV chancenlos gegen Wolfsburg

Schiedsrichter Robert Schröder pfeift pünktlich zur Halbzeit. Der HSV enttäuscht in Wolfsburg auf ganzer Linie. Die Hamburger agieren fahrig, ohne Mut und Präzision. Wolfsburg hat keine Mühe, seine Dominanz in Tore umzumünzen. Kein Spieler aus der zweiten Reihe kann sich beim HSV bisher aufdrängen.

0:3 durch Arnold - Wolfsburg demütigt den HSV weiter

Das ist zu einfach. Nach einem kapitalen Fehler im Spielaufbau kommt Maximilian Arnold frei zum Abschluss und erhöht auf 3:0. HSV-Keeper Johansson hatte einen ungenauen Pass auf Jonas David gespielt, der keine Chance gegen den heraneilenden Arnold hatte.

"Hamburger Jung" Nmecha bestraft nächste HSV-Nachlässigkeit

Und wieder schläft der HSV nach einer Ecke. Lukas Nmecha schnürt in der 30. Minute den Doppelpack, als er eine scharfe Hereingabe von Maximilian Philipp sehenswert mit der Hacke ins Netz befördert. HSV-Verteidiger Jonas David kommt zu spät. Ärgerlich: Der nicht immer sicher wirkende Hamburger Keeper Marko Johansson verursacht nach einem Rückpass unnötigerweise den Eckball. Bisher ist es insgesamt ein eher dürftiger Auftritt des Zweitligaclubs.

HSV kassiert Rückstand nach Standardsituation

Und da ist es passiert. Nach einer Ecke von Maximilian Arnold kommt zunächst Ex-St.-Pauli-Profi Daniel Ginczek zum Abschluss. Unmittelbar vor dem Tor hält der gebürtige Hamburger Lukas Nmecha den Fuß hin und brachte die "Wölfe" verdient in Führung. HSV Linksverteidiger Miro Muheim hatte das Abseits aufgehoben.

HSV-Talent Meißner bekommt frühe Gelbe Karte

In der Zweiten Liga spielte Robin Meißner (20) kaum eine Rolle, gegen Wolfsburg will sich der Stürmer nun zeigen. Das sorgte dafür, dass er etwas übermotiviert zu Werke ging. Nach einem heftigen Foul gegen Yannick Gerhardt (27) kassierte Meißner früh die Gelbe Karte von Schiedsrichter Robert Schröder. Der Wolfsburger Profi verletzte sich schwerer und musste in der 14. Minute ausgewechselt werden.

HSV mit Problemen gegen Wolfsburger Pressing

Zu Beginn versucht der HSV wie gewohnt hinten herauszukombinieren, doch das hätte bereits in der ersten Minute zum Gegentor führen müssen, als der zu Beginn fahrige Jan Gyamerah den Ball verliert, die Wolfsburger aber eine Vier-gegen-eins-Situation schwach ausspielen. In der Folge kommen die Hamburger besser ins Spiel, einen Steckpass von Anssi Suhonen verpasst Faride Alidou nur knapp (4. Minute). Außer einem Freistoß aus 17 Metern von VfL-Rechtsverteidiger Marvin Stefaniak gibt es aber noch keine nennenswerte Torchancen.