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Bob Hanning flirtet mit dem HSV und rechnet mit Ex-Chefs ab

| Lesedauer: 6 Minuten
Bob Hanning zu Gast beim Abendblatt mit seinem Markenzeichen: bunte Pullover.

Bob Hanning zu Gast beim Abendblatt mit seinem Markenzeichen: bunte Pullover.

Foto: Mark Sandten / HA

Der Ex-Trainer der HSV-Handballer veröffentlicht ein Buch, das Zündstoff birgt. Er überrascht mit pikanten Aussagen über den HSV.

Hamburg. Am Freitag um 11 Uhr gehört Bob Hanning die große Bühne. Im Berliner Theater Wintergarten Varieté präsentiert der scheidende Vizepräsident des Deutschen Handballbundes seine Autobiografie. „Hanning. Macht. Handball.“ Ein Buch, das Zündstoff birgt. Auf 240 Seiten schreibt der frühere Trainer des HSV Handball über die Machenschaften im DHB. Über seine persönlichen Konflikte mit dem früheren Bundestrainer Heiner Brand. Mit dem früheren Präsidenten Bernhard Bauer. Oder mit den früheren Nationalspielern Christian Schwarzer und Daniel Stephan.

Auch sein ambivalentes Verhältnis zu Stefan Kretzschmar, den er vor zwei Jahren als Sportvorstand zu den Füchsen Berlin geholt hat, wird deutlich.

Bob Hanning flirtet mit dem HSV

Ein weiteres Thema, das für Diskussionen sorgen wird, schildert Hanning dagegen nur auf einer halben Seite. Doch die hat es in sich. Der 53-Jährige schreibt über seine Zukunft nach dem DHB. Und diese sieht Hanning nicht mehr nur im Handball und bei den Füchsen, sondern womöglich auch im Fußball – etwa beim HSV?

„Wenn mich in Hamburg noch einmal eine sportliche Aufgabe reizen würde, dann tatsächlich im Fußball. Da würde ich niemals nie sagen“, schreibt Hanning auf Seite 67 seines Buches und meint dabei nicht den FC St. Pauli, sondern die HSV Fußball AG. „Schon zu meiner Zeit bei den Hamburger Handballern habe ich mich immer gewundert, warum dieser Club nicht dauerhaft in der Champions League spielt. Mein Herz blutet, wenn ich sehe, wie der HSV seit Jahren in der 2. Liga herumdümpelt.“

Bob Hanning: Dilettanten beim HSV

Wenige Tage vor seiner Buchpräsentation sitzt Hanning beim Abendblatt im Podcaststudio. In der 98. Folge von „HSV – wir müssen reden“ erklärt Hanning, warum er sich eine Rückkehr in den Volkspark vorstellen könnte. Zwischen 2002 und 2005 führte er die HSV-Handballer als Trainer vom letzten Platz ins europäische Geschäft, ehe er vom damaligen Präsidenten Andreas Rudolph entlassen wurde. Schon damals übte es auf Hanning einen gewissen Reiz aus, eines Tages auf der anderen Seite der Sylvesterallee zu arbeiten.

„Die Treue der Fans zu diesem Club und die Möglichkeiten in einer Stadt wie Hamburg, wo das Geld auf der Straße liegt, sind unbegrenzt. Doch es waren im Laufe der Jahre so viele Dilettanten am Werk, dass ich sie gar nicht mehr alle zusammenbekomme. Leute, die sich über den Verein profilieren wollten. Und Leute, die von Führung ganz offensichtlich keine Ahnung hatten. Ganz grausam.“

Bob Hanning: HSV braucht einen König

Namen nennt Hanning nicht. Angesprochen fühlen dürften sich aber viele HSV-Verantwortliche der vergangenen Jahre. Ob es der Handball-Manager besser könnte? Hanning, das weiß jeder in der Handball-Szene, ist ein Mann, der polarisiert, nicht nur wegen seiner bunten Pullover. Ein Macher, der sich nicht nur Freunde macht. Ein Entscheider, der keine unangenehme Entscheidung scheut. Ein Machtmensch, dem trotz seines klaren Führungsstils eines immer wichtig ist: das Miteinander.

„Entscheidend für Erfolg ist, dass jeder bereit ist, ein Stück mehr zu geben, als er sich selbst nimmt. Ein Verein darf nicht zum In­strument von einzelnen Personen werden“, sagt Hanning dem Abendblatt, als er seinen Führungsstil beschreibt.

Dass der HSV seit der Entlassung des Vorstandsvorsitzenden Bernd Hoffmann im März 2020 keinen CEO hat, sondern mit den Vorständen Frank Wettstein (Finanzen) und Jonas Boldt (Sport) eine Doppelspitze, hält Hanning für falsch. „Manchmal ist ein König, wenn er an alle denkt, besser als eine Demokratie. Es hilft, wenn du einen starken Mann an der Spitze eines Unternehmens hast. Aber nur dann, wenn er an alle denkt und alle mitnimmt.“

Bob Hanning würde HSV verändern

Dass Hanning sich mit der Rolle des Königs anfreunden kann, dokumentiert sein Buchcover, das ihn auf einem Thron sitzend zeigt. Schon zu seiner HSV-Zeit ließ er sich einst auf einem Magazin-Titel in Napoleon-Pose in Szene setzen. Eine Marketingaktion, die für Aufsehen sorgte. 19 Jahre später sagt er: „Ich würde das heute nicht mehr machen.“ Doch damals stand dem Verein das Wasser wirtschaftlich bis zum Hals. Hanning und die HSV-Mitarbeiter nutzten jede Möglichkeit, Aufmerksamkeit zu erzielen.

Heute weiß Hanning noch besser, wie ein Verein funktioniert. Würde er beim HSV etwas zu sagen haben, würde er wohl zunächst eine Philosophie definieren. „Ich habe immer vom Hamburger Weg gelesen und mich gefragt: Was ist denn eigentlich der Hamburger Weg? Was ist die Philosophie?“, fragt er.

Bei den Füchsen Berlin, aber auch beim Deutschen Handballbund, hat Hanning über Jahre neue Strukturen aufgebaut. Insbesondere mit einer starken Nachwuchsförderung. Nun reizt ihn eine neue Aufgabe. Als Bewerbungsschreiben an den HSV will er seine Aussagen aber nicht verstehen. „Die Verantwortlichen beim HSV wissen selbst, was sie zu tun haben.“

Ähnlich äußert sich Hanning im Buch. Sein Schlusswort: „Ich warte auf nichts. Ich habe auch keinen Anspruch, vom Schicksal noch mehr erwarten zu dürfen. Und doch spüre ich, dass da noch etwas kommt. Das Leben hält sicherlich noch eine Wendung für mich bereit. Dabei denke ich gar nicht nur an den Handball.“

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