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HSV-Trainer Labbadia hofft auf Geduld von Geldgeber Kühne

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Henrik Jacobs
Alen Halilovic hofft, bei Trainer Bruno Labbadia erstmals zur Startelf zu gehören

Alen Halilovic hofft, bei Trainer Bruno Labbadia erstmals zur Startelf zu gehören

Foto: TimGroothuis / WITTERS

Nachdem Klaus-Michael Kühne den Druck auf Bruno Labbadia erhöhte, bittet dieser um Zeit, die neu formierte Mannschaft zu entwickeln.

Hamburg.  Cooler hätte Bruno Labbadia kaum wirken können, als er am Mittag im Mercedes-Oldtimer-Ca­brio im Volkspark vorfuhr. Mit Baseballcap und T-Shirt passte sich der HSV-Trainer dem Traumwetter an. Ebenso entspannt gab sich Labbadia auf der anschließenden Pressekonferenz. Er witzelte über den „neuen Torjäger“ Emir Spahic, freute sich über die Rückkehr der erfolgreichen Nationalspieler. Warum sollte Labbadia auch unentspannt sein?

Schließlich hat der HSV am Sonnabend bei Bayer Leverkusen (15.30 Uhr/Sky und Abendblatt-Liveticker) die große Chance, erstmals seit sechs Jahren die ersten zwei Bundesligaspiele ungeschlagen zu überstehen. Die Chance, erstmals seit zehn Jahren wieder in Leverkusen zu gewinnen.

Labbadia äußert sich zu Kühne

Und doch konnte Labbadias auf Niedrigdruck gepegeltes Entspannungsbarometer nicht darüber wegtäuschen, dass sich die Großwetterlage beim HSV irgendwie anders anfühlt. Zu tun hat dieses Gefühl vor allem mit dem Mann, der die Großwetterlage beim HSV entscheidend mitbestimmt: Klaus-Michael Kühne. Nachdem sich der mächtige Investor und Geldgeber am Sonntag bei einem Besuch in Wismar nach langer Zeit mal wieder zu Wort gemeldet hatte, herrscht beim HSV vor allem eins: Gewittergefahr.

HSV Pressekonferenz vor Leverkusen-Spiel
HSV Pressekonferenz vor Leverkusen-Spiel

„Abwarten, ob Trainer Bruno Labbadia das Team in Form bringen kann“, hatte der 79-jährige Logistikunternehmer der „Ostsee-Zeitung“ gesagt, nachdem er dem HSV im Sommer die Millionentransfers Filip Kostic, Alen Halilovic und Douglas Santos ermöglicht hatte, über das müde 1:1 zum Saisonstart gegen den FC Ingolstadt aber offenbar entsprechend enttäuscht gewesen sein muss. Kühnes Aussage warf Fragen auf: Wie groß ist sein Vertrauen in den Trainer? Wie groß ist die Geduld?

Leitartikel: Die Schonzeit für den HSV ist vorbei

Labbadia bezog nun erstmals Stellung zu den Äußerungen des Milliardärs, dessen Einfluss auf sportliche Entscheidungen des HSV hinlänglich bekannt ist. „Ich stelle mich der Verantwortung“, sagte Labbadia am Donnerstag. „Was Herr Kühne gesagt hat, ist genau das, was wir abgesprochen haben.“ Labbadia bezog sich dabei aber mehr auf die Aussage Kühnes, der HSV werde wohl zwischen Platz sechs und acht landen. Ein Ziel, das auch der Trainer verfolge. „Wir sind zuletzt Zehnter geworden. Wenn wir uns nicht das Ziel setzen, besser zu werden, dann darf ich hier auch nicht mehr sitzen.“

18 Spieler in 17 Monaten ausgetauscht

Labbadia weiß, dass Kühnes Geduld nach der Transferoffensive mit Ausgaben von mehr als 30 Millionen Euro nicht groß ist. Zugleich wirbt er um Zeit, die neu formierte Mannschaft zu entwickeln. „Ich hoffe vor allem, dass Herr Kühne und der gesamte Verein der Mannschaft Zeit geben. Wir haben in den vergangenen 17 Monaten, seit ich hier bin, 18 Spieler ausgetauscht. Das ist der Wahnsinn.“

Sportchef Dietmar Beiersdorfer hatte unter der Woche via „Sportbild“ versucht, aus Kühnes Aussagen den Dampf zu nehmen: „Herr Kühne liebt den Verein, er hat viel Geld investiert. Aber auch er weiß, dass es nicht von heute auf morgen geht, wenn man eine neue Mannschaft aufbaut.“ Und doch weiß auch Beiersdorfer: Der HSV steht unter Zugzwang. Zeit? Nicht in Hamburg, nicht beim HSV. Die Großwetterlage: ein kühles Tiefdruckgebiet.

Ein Zustand, den die Mannschaft mittlerweile gewohnt ist. „Spitzensport ohne Druck gibt es nicht“, sagt René Adler, seit vier Jahren in Hamburg. Der Torhüter kennt das Geschäft. Vor allem aber kennt er den HSV. „Wir als Mannschaft bleiben ruhig. Unser Trend zeigt nach oben. Wir haben eine junge, hungrige Mannschaft. Wir sind aber noch so ein bisschen in der Findungsphase“, sagt Adler und bittet um, na klar, Zeit. Doch auch der Ersatzkapitän weiß, dass der HSV vor allem eines braucht: Ergebnisse. „Die Bundesliga ist ein Tagesgeschäft. Da ist eigentlich kein Platz für Findungsphasen.“ Adler hofft daher auf einen Erfolg in Leverkusen. „Es ist nicht unmöglich, da etwas zu holen.“

Wie der HSV bei Bayer gewinnen kann, sollte Adler ebenso gut in Erinnerung haben wie Labbadia. Im Februar 2009 siegte der HSV zuletzt bei der Werkself. Weil die BayArena umgebaut wurde, fand das Spiel allerdings in Düsseldorf statt. Der Leverkusener Trainer damals: Bruno Labbadia. Und der Leverkusener Torwart: René Adler.

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