München. Thomas Müller möchte fliegen lernen. So sah es aus. Der Weltmeister des FC Bayern hatte beim 8:0 (3:0) gegen den HSV gerade sein zweites Tor erzielt, und beim Jubel darüber breitete er die Arme aus und drehte sich. Hubschrauber Müller. Nach der Partie machte der 25-Jährige dann klar, dass er gar nicht abheben will – und auch im Club und im Umfeld keiner versuchen solle, ihn oder seine Kollegen mithilfe der Raumfahrtbehörden zu belohnen. „Ich will es nicht haben, dass wir nach diesem Spiel auf den Mond geschossen werden. Jetzt war das Ergebnis nämlich schon wieder so, dass die Gefahr besteht, dass man über das Ziel hinausschießt“, sagte Müller.

Es war das beste Spiel der Bayern in der Rückrunde. Nach der Niederlage in Wolfsburg (1:4) und dem Unentschieden gegen Schalke (1:1) war viel infrage gestellt worden. Das 2:0 in Stuttgart hatte Ruhe gebracht, so stark wie in der ersten Halbserie war der Rekordmeister jedoch auch in dieser Partie nicht gewesen. Am Wochenende nun sorgten die Münchner für den von Vereinsführung und Fans erhofften Aha-Effekt.

Mit einem Handelfmeter hatte Müller seine Mannschaft in Führung geschossen (21.), dann zum 5:0 getroffen (55.). In den vergangenen Wochen hatte mancher über Müller gespottet, weil dieser gesagt hatte, ein Trainingsspiel beim FC Bayern sei mitunter schwieriger als eine Partie in der Bundesliga. Sonnabend bewiesen er und seine Kollegen, dass es zumindest gegen den HSV wirklich so ist. Nicht gerade eine Auszeichnung für die Liga, die immer wieder als stärkste der Welt bezeichnet wird. Neun Tore hat Müller in der bisherigen Saison erzielt, gemeinsam mit Mario Götze belegt er den vierten Platz in der Torjägerliste. Erster ist Arjen Robben mit 14 Treffern.

Dienstag (20.45 Uhr) treten die Münchner im Hinspiel des Achtelfinals der Champions League gegen Schachtar Donezk an. Wegen des Ukraine-Konflikts steigt die Partie nicht in Donezk, sondern in Lwiw, rund 1200 Kilometer von dem Krisengebiet im Osten des Landes entfernt. „Der Sieg über den HSV war ein weiterer Schritt, in die richtige Verfassung zu kommen. Genau zum richtigen Zeitpunkt“, sagte Clubchef Karl-Heinz Rummenigge. „Das Spiel wird viel, viel schwieriger als das gegen die Hamburger.“ Und auch Müller ist sicher, dass es dort kein Kantersieg wird. „In der Champions League steckt ein Gegner nicht einfach auf, weil es ja auch um die Tore vor dem Rückspiel geht. Du schießt nicht jeden Tag acht Tore.“