Vor zwei Jahren war er noch zu alt, nun soll der 35-jährige Stürmer aus Wolfsburg einen 18-Monats-Vertrag unterschreiben. VfL-Boss Allofs verweigert aber noch die Freigabe.

Hamburg. Eigentlich hatten es doch alle schon am Montagmittag gewusst: Ivica Olic kehrt zum HSV zurück. Das jedenfalls hatte Ex-Kollege David Jarolim am Rande eines Pressegesprächs beim Edelitaliener Portonovo an der Außenalster verkündet. Gemeint war natürlich Jarolims Abschiedsspiel am 28. März im Volksparkstadion, bei dem zahlreiche frühere HSV-Stars wie Thimothee Atouba, Tomas Ujfalusi oder auch Bernd Hollerbach erwartet werden – und eben Jarolims vier Monate jüngerer Kumpel Ivica Olic.

Nur einen Tag später hatte sich die Nachricht des Vortags grundlegend überholt. Denn gerade als der VfL Wolfsburg am Dienstag das Nachmittagstraining begann, sickerte durch, was wenig später der Protagonist selbst bestätigte: Olic will zurück zum HSV – nicht nur im Spaß zu Jarolims Abschiedsspiel, sondern schon jetzt und vor allem ganz im Ernst. Offiziell sagen wollte der 35 Jahre alte Kroate nach dem Training zwar nichts mehr, aber dem HSV und dem VfL Wolfsburg hatte er seine Gedanken längst mitgeteilt. Für seinen Wunsch, in seine alte Heimat zurückzukehren, würde der Torjäger auch entsprechende Gehaltseinbußen in Kauf nehmen. In Wolfsburg soll Olic zuletzt knapp vier Millionen pro Jahr verdient haben, beim HSV würde er wohl nicht mal die Hälfte bekommen.

Nach Olics Bekenntnis zum HSV folgte, was folgen musste: der Poker um die Ablöse. „Bei einem Spieler seines Alters gebührt es der Respekt, dass wir uns mit der Sache beschäftigen. Ich habe mich aber mit Trainer Dieter Hecking abgestimmt, und wir sind zu der Entscheidung gekommen, dass wir Ivica nicht abgeben werden“, sagte Wolfsburgs Manager Klaus Allofs, der zu diesem Zeitpunkt allerdings längst die Verhandlungen mit seinem Hamburger Vorstandskollegen Dietmar Beiersdorfer aufgenommen hatte. Einfach werden die Gespräche zwischen den Verantwortlichen allerdings auf keinen Fall. Olic hat noch Vertrag bis 2016, und Hecking will den in dieser Saison mit fünf Treffern erfolgreichsten Wolfsburger nur dann abgeben, wenn er Ersatz bekommt. „Wir brauchen Ivica Olics Erfahrung und Einstellung in unseren drei Wettbewerben“, so der Trainer.

Doch genau auf diese Erfahrung würden auch die Hamburger gern setzen – und das nicht zum ersten Mal. Ziemlich genau acht Jahre ist es nun schon her, dass Olic erstmals im Winter 2007 als Retter vom HSV geholt wurde. Nachdem der Club in der Hinrunde gerade mal 13 Punkte geholt hatte und als Tabellenvorletzter akut abstiegsgefährdet war, verpflichtete Beiersdorfer den kroatischen Nationalstürmer für zwei Millionen Euro von ZSKA Moskau. Und zumindest damals sollte sich das ausgegebene Geld umgehend bezahlt machen: In der Rückrunde trug Olic mit fünf Treffern maßgeblich dazu bei, dass der HSV das Feld von hinten aufrollte und sich am Ende sogar noch für Europa qualifizierte. Es war der Beginn einer echten Liebesbeziehung zwischen Olic und Hamburg. In 78 Spielen für den HSV erzielte der Fanliebling 29 Treffer, ehe er 2009 ablösefrei zu Bayern München wechselte. Den HSV, das erzählte Olic in vielen Interviews immer wieder gerne, habe er aber nie vergessen.

Tatsächlich stand der 100-fache Nationalspieler schon vor zweieinhalb Jahren erstmals vor einer Rückkehr in seine erklärte Lieblingsstadt, in der Olic auch nach seiner Karriere mit seiner Familie wohnen will. „Das stimmt tatsächlich“, sagte er dem Abendblatt in seinem letzten Interview vor wenigen Monaten. „Mein Berater Gordon Stipic hatte ein Gespräch mit dem damaligen Sportchef Frank Arnesen. Ich wäre gerne zum HSV zurückgekommen, meine Familie hat sich in Hamburg ja immer sehr wohl gefühlt. Ich war dem HSV damals aber zu alt, der Club wollte lieber auf junge Nachwuchsspieler setzen.“

Zwei Jahre später ist der mittlerweile 35 Jahre alte Olic offenbar genau im richtigen Alter, um die schwächelnde HSV-Offensive neu zu beleben. Sollten sich Beiersdorfer und Allofs doch auf eine Ablöse einigen, würde Olic in Hamburg einen Vertrag bis 2016 erhalten. Ob der „ewige Ivica“ aber tatsächlich schon zum Rückrundenstart gegen den 1. FC Köln am Sonnabend (15.30 Uhr) im Kader steht, ist eher zu bezweifeln. „Es ist wie es ist“, beantwortete Allofs die Frage, wie Olic die VfL-Absage aufgenommen hat, „Ivica hat bei uns ja noch anderthalb Jahre Vertrag.“

Vier Tage vor dem Rückrundenstart gerät der HSV damit langsam, aber sicher unter Druck, die angekündigten Verstärkungen im Sturm und im defensiven Mittelfeld rechtzeitig vor dem Ende der Transferfrist am kommenden Montag zu präsentieren. Vor dem Olic-Poker hatte Knäbel bereits von Bayer Leverkusen eine Absage für Wunschstürmer Josip Drmic erhalten – und auch die Gespräche mit Inter Mailand über eine Freigabe von Wunsch-Mittelfeldmann Zdravko Kuzmanovic laufen eher schleppend. Neuster Kandidat im defensiven Mittelfeld ist nun Marcelo Diaz, 28. Der chilenische Weltmeisterschaftsteilnehmer steht bei Knäbels altem Club FC Basel unter Vertrag. Und tatsächlich hat sich der Hamburger Manager nach den Modalitäten des zweikampfstarken Mittelfeldspielers erkundigt. Basels Sportdirektor Georg Heitz wollte sich auf Abendblatt-Nachfrage zwar nicht äußern. Aber nach Informationen dieser Zeitung ist der 20-fache Nationalspieler, an dem schon Ex-HSV- und passenderweise auch Ex-Basel-Trainer Thorsten Fink vor Jahren Interesse hatte, allerdings nur ein Ersatzkandidat für das zentrale Mittelfeld.

Ob Diaz also nach Hamburg kommt, scheint eher fraglich. Olic wird dagegen auf jeden Fall kommen – zumindest am 28. März zum Abschiedsspiel von Kumpel Jarolim.