Der neue HSV-Präsident will kein Chefkontrolleur werden. HSV AG machte 6,6 Millionen Euro Minus

Hamburg. Als am Sonntagnachmittag um 14.21 Uhr das Abstimmungsergebnis auf der Leinwand von Saal 2 im CCH aufleuchtete, war klar, dass Jens Meier zukünftig wieder ruhig schlafen kann. „Noch in der Nacht zuvor hatte ich Albträume, dass ich mit 49,9 Prozent scheitern würde“, sagte Meier, aus dessen Albtraum ein echtes Traumergebnis wurde: Mit beeindruckenden 84,5 Prozent hatten die 788 gekommenen HSV-Mitglieder den früheren Aufsichtsratschef zum neuen Präsidenten des HSV e.V. gewählt. Zudem wurden die zukünftigen Präsidiumskollegen Henning Kinkhorst (82,6 Prozent) als Vizepräsident und Ralph Hartmann (76,6 Prozent) als Schatzmeister mit großer Mehrheit gewählt.

„Für uns ist das ein großer Vertrauensbeweis“, sagte Meier eine knappe Stunde später, als die wahrscheinlich harmonischste Mitgliederversammlung der vergangenen Jahre gerade beendet war. „Während der Ausgliederung im Sommer sind einige Wunden aufgerissen worden. Die wollen wir nun zuschütten“, umriss Meier rasch seine Agenda, die er direkt nach seiner Wahl mit seinen Kollegen beim Feierabendbier noch einmal abstimmen wollte.

Vor dem verdienten Prosit stellte Meier allerdings ein weiteres Mal klar, dass er keine Ambitionen auf den Vorsitz des AG-Aufsichtsrats hat. Bereits zu Beginn der Mitgliederversammlung war Ex-Aufsichtsratskollege Manfred Ertel mit seinem Antrag gescheitert, dass der e.V. alles dafür tun solle, durch den Präsidenten zukünftig auch den Vorsitz des AG-Aufsichtsrats zu stellen. „Ich werde ein normales Aufsichtsratsmitglied sein und den Vorstand der AG kontrollieren“, sagte Meier, für den bei der konstituierenden Sitzung des neuen Aufsichtsrats Ende Februar ein bisheriges Mitglied Platz machen muss.

Dass die Kontrolle des Vorstands auch zukünftig keine einfache Aufgabe sein wird, wurde durch die von Clubchef Dietmar Beiersdorfer präsentierten Kennzahlen der neuen AG deutlich: Das Geschäftsjahr wurde zum 30. Juni 2014 wie in den vergangenen Jahren üblich mit einem kräftigen Millionenminus von diesmal 6,6 Millionen Euro abgeschlossen. Die Eigenkapitalquote betrug rund 11,5 Prozent, die Finanzschulden ohne die Anleihe lagen bei knapp 43 Millionen Euro. Nach den Otto-Millionen und dem Kühne-Coup (siehe oben) konnte Beiersdorfer trotzdem erleichtert konstatieren: „Wir schwimmen nicht im Geld, aber wir haben die Lage stabilisiert.“ Davon abgesehen appellierte der Vorstandsvorsitzende erneut, eine neue Kultur beim HSV zu implementieren: „Wir müssen die verinnerlichte Depression der vergangenen Jahre abstreifen. Wir hatten uns ans Verlieren gewähnt. Das wollen wir ändern.“

Geändert wurden noch die Delegierten der Amateure und der Supporters zum Ende der Versammlung. Bei den Supporters wurde Patrick Ehlers als einziger Kandidat mit 53,7 Prozent nur knapp gewählt, bei den Amateuren setzte sich Jan Wendt mit 53,8 Prozent gegen Amtsinhaber Eckart Westphalen mit 46,2 Prozent der Stimmen durch. Beide bilden gemeinsam mit dem Ehrenratsvorsitzenden Andreas Peters den zukünftigen Beirat, der zwei weitere Mitglieder kooptieren wird.