Schwache Beteiligung bei der Mitgliederversammlung des HSV e.V. erwartet. Entlastung unsicher

Hamburg. Zum wahrscheinlich letzten Mal wird Carl Jarchow am Sonntag um 11 Uhr die große HSV-Bühne betreten. Als amtierender Vereinspräsident wird er die erste Mitgliederversammlung des eingetragenen Vereins Hamburger Sportverein nach der Ausgliederung des Profifußballs in die HSV Fußball AG eröffnen und leiten. „Mir geht es darum, die Versammlung ruhig und vernünftig durchzubringen“, sagt der einstige Vorstandsvorsitzende, „und wenn mein Nachfolger gewählt wird, dann freue ich mich.“

Von 9 Uhr an sind die Türen des CCH bereits geöffnet. 1500 Plätze fasst der Saal 2, in dem die Versammlung stattfindet. Natürlich werden nicht annähernd so viele Mitglieder erwartet wie bei der Versammlung am 25. Mai 2014, als es um den Ausgliederungsbeschluss ging und fast 10.000 Wahlberechtigte ins Stadion gekommen waren.

18 Punkte umfasst die Tagesordnung. Neben Standards wie dem Gedenken an verstorbene Mitglieder, der Genehmigung von Protokollen oder Aussprachen über „Verschiedenes“ gibt es durchaus brisante Themen. So müssen die vorher vom Beirat ausgewählten Jens Meier (Präsident), Henning Kinkhorst (Vizepräsident) und Ralph Hartmann (Schatzmeister) als ehrenamtliches Präsidium des HSV e.V. bestätigt werden (siehe Bericht oben).

Die Vorauswahl der Kandidaten ist Gegenstand zweier Anträge auf Satzungsänderung, die den Mitgliedern wieder mehrere Kandidaten zur Wahl stellen wollen. Möglicherweise werden sie aber gar nicht abgestimmt, wenn zuvor der Antrag des Seniorenbeirats durchkommt, Anträge auf Satzungsänderung erst 2016 zu behandeln.

Mit den Wahlen endet nicht nur die Amtszeit von Jarchow, sondern auch die von Oliver Scheel. Der Mitbegründer des Supporters Clubs war seit 2008 im HSV-Vorstand für die Mitgliederbelange verantwortlich und amtierte nach der Ausgliederung im e.V. als Schatzmeister.

Im Bericht des Präsidiums wird Jarchow die aktuelle Situation des e.V. nach der Ausgliederung darstellen und möglicherweise auch eine kleine Bilanz seiner Amtszeit seit März 2011 ziehen. „Ich werde erleichtert sein, wenn es geschafft ist“, sagt der oft kritisierte 59-Jährige, „ich habe es gerne gemacht, auch wenn es nicht immer einfach war.“ Bis Ende seines Vertrages Mitte Mai bleibt er noch im AG-Vorstand als Vertreter für die Mitglieder- und Fanbelange. Seine Entlastung gilt als ebenso unsicher wie die des alten Aufsichtsrats, die ebenso auf der Tagesordnung steht.

In seinem Bericht wird AG-Chef Dietmar Beiersdorfer eventuell aktuelle Bilanzzahlen vorstellen. Bekannt war eine Verschuldung des Konzerns von knapp 100 Millionen Euro. Wie sich nun die Umwandlung von 18,75 Millionen Euro aus dem Darlehen von Klaus-Michael Kühne in Gesellschaftsanteile auswirkt und ob Beiersdorfer einen weiteren Investor präsentieren kann, ist eine spannende Frage.