Obwohl dem HSV die Hälfte der Stammmannschaft fehlt und Manchester City mitten in der Saison ist, wird dem Spiel in der arabischen Welt mit ungebremster Begeisterung entgegengefiebert.

Dubai. Wer in Dubai in diesen Tagen unterwegs ist, der kann an diesem Duell gar nicht vorbeikommen: HSV gegen Manchester City. Auch in der Dubai Mall, dem futuristischen Einkaufszentrum mit einer eigenen Schlittschuhbahn mitten in der Wüste, wird seit Tagen auf einer überdimensionalen Videoleinwand für das Freundschaftsspiel geworben. „Das ist schon ein geiles Spiel“, sagt Rafael van der Vaart, der die Bedeutung der Partie an diesem Mittwoch (16.30 Uhr, MEZ) gar nicht herunterspielen will: „Das ist ein echter Härtetest. Ich bin gespannt, wie wir uns gegen diese Top-Mannschaft schlagen.“

Knapp fünf Jahre ist es her, dass der HSV zuletzt auf Manchester City traf, allerdings mit unterschiedlichen Voraussetzungen. Damals ging es im Uefa-Cup um den Einzug ins Halbfinale, das die Hamburger mit zwei überragenden Spielen (3:1, 1:2) erreichten. Noch heute gilt der 3:1-Heimsieg am 9. April 2009 als eines der besten Spiele der jüngeren Vereinsgeschichte. Doch seitdem ging es für den HSV bergab, City setzte sich dagegen dank der Millionen von Scheich Mansour Bin Zayed in der Spitze Europas fest. Laut transfermarkt.de hat die HSV-Mannschaft mittlerweile einen Gesamtwert von 79,2 Millionen Euro, Englands Tabellenzweiter wäre 437,25 Millionen Euro wert. „Die Voraussetzungen von damals und heute sind völlig verschieden“, sagt Marcell Jansen, der als einziger Hamburger damals dabei war. Bei City sind es zwei Profis, die schon 2009 auf dem Platz standen: Pablo Zabaleta – und der Ex-Hamburger Vincent Kompany.

Lokalderby in der Wüste

Für den HSV ist das Wiedersehen in der Wüste das wichtigste Spiel der Vorbereitung. Trainer Joe Zinnbauer plante seine vermeintliche Bundesliga-Startelf aufzubieten. Daraus wird nun nichts. Mit Pierre-Michel Lasogga (Oberschenkelprobleme), Valon Behrami (Reha nach Knie-OP), Matthias Ostrzolek (Bänderdehnung), Dennis Diekmeier (Knieprellung), Nicolai Müller (muskuläre Probleme) und dem am Dienstag im Training verletzten Cléber (Fußprellung) fallen sechs potenzielle Stammspieler für den Test aus. Geschont werden dürfte zudem Tolgay Arslan, der sich am Dienstagnachmittag mit Besiktas Istanbul auf einen Wechsel verständigte. Spätestens nach der Rückkehr aus dem Trainingslager wird auch mit einer Einigung zwischen den Vereinen gerechnet, 500.000 Euro soll die Verhandlungsbasis sein.

Doch obwohl dem HSV nahezu die halbe Stammmannschaft fehlt und Manchester City mitten in der Saison ist, wird dem Spiel in der arabischen Welt mit ungebremster Begeisterung entgegengefiebert. Das Duell zwischen Hamburg und Manchester wird vor Ort eher als ein Lokalderby zwischen Dubai und Abu Dhabi wahrgenommen. Auf der einen Seite der HSV, eingeladen von Dubais Kronprinz Scheich Hamdan Bin Mohammed Bin Rashid Al Maktoum, gesponsert von Dubais staatlicher Fluggesellschaft Emirates. Auf der anderen Seite ManCity, teuerstes Spielzeug von Abu Dhabis Herrscher Scheich Mansour Bin Zayed, gesponsert von Abu Dhabis staatlicher Fluggesellschaft Etihad. Gespielt wird deshalb in Al Ain, 130 Kilometer von Dubai und 110 Kilometer von Abu Dhabi entfernt. „Es war immer klar, dass wir dieses Spiel auf einem neutralen Platz austragen müssen“, sagt Hamburgs Marketingvorstand Joachim Hilke, „Dubai und Abu Dhabi sind maximale Konkurrenten, ähnlich wie wir und Werder Bremen.“

Lohnender Aufwand

Während die Partie in Deutschland nur im Internet vom HSV-TV übertragen wird, sind im Mittleren Osten mit Abu Dhabi TV und Dubai Sports Channel gleich zwei Sender live dabei – und natürlich wollen beide Emirate die Medienpräsenz für ihre Werbezwecke nutzen. „Wir haben von Anfang an klargemacht, dass es ein Fifty-fifty-Spiel ist“, sagt Hilke, der aufgrund der regionalen Brisanz der Partie überlegt hatte, erneut aus Hamburg einzufliegen. So wurde vor der Partie ausverhandelt, dass es dieselbe Minutenanzahl für TV-Werbeblöcke für Emirates und Etihad gibt. Selbst die Zahl der Stewardessen der beiden Fluggesellschaften, die die Fußballer auf den Rasen begleiten, wurde für beide Seiten gleich festgelegt.

Finanziell lohnt sich der Aufwand für den HSV. Während City trotz laufender Saison auf Wunsch seiner Hoheit Mansour Bin Zayed nur für das Testspiel eingeflogen wird, konnte der HSV sein Trainingslager in Dubai durch die Antrittsgage, die alle Marketingaktivitäten rund um die Partie abdeckt, um drei Tage verlängern. „Eine hübsche, kleine Summe“ wurde dem HSV laut Hilke garantiert.