HSV 2014: ein Fast-Abstieg, zwei Trainerentlassungen, 100 Millionen Euro Verbindlichkeiten und eine Hoffnung: Es kann nur besser werden

Als „Seuchenjahr“ bezeichnete Ex-Sportchef Oliver Kreuzer vor zwölf Monaten das HSV-Jahr 2013. Was er damals noch nicht ahnte: 2014 sollte das Vorjahr noch mal unterbieten. Ein Fast-Abstieg, zwei Trainerentlassungen und Verbindlichkeiten von 100 Millionen Euro sorgten auch für Negativschlagzeilen. Anders als im Dezember 2013 bleibt diesmal die Hoffnung: Es kann 2015 eigentlich nur besser werden. Der chronologische HSV-Jahresrückblick:

7. Januar: HSVPlus-Initiator Otto Rickhoff sagt dem Abendblatt, dass er nach einer Ausgliederung auf Investorengelder von 100 Millionen Euro hofft.

8. Januar: HSV-Vorstand Carl Jarchow muss einräumen, dass den HSV Verbindlichkeiten von 100 Millionen Euro drücken. Diese Summe habe aber keine Aussagekraft, beschwichtigt er.

10. Januar: Maxi Beister erleidet im Testspiel gegen Arnheim einen Kreuzbandriss sowie einen Knorpel- und Meniskusschaden.

16. Januar: Ouasim Bouy und Ola John kommen als neue Hoffnungsträger.

19. Januar: Der Vorstand wird auf der Mitgliederversammlung mit 79,4 Prozent der Stimmen beauftragt, HSVPlus und eine Ausgliederung vorzubereiten.

3. Februar: Der Vertrag von Talent Jonathan Tah wird mit allen Details an alle Hamburger Zeitungen verschickt. Die Folge ist ein Familienstreit.

5. Februar: Hakan Calhanoglu verlängert seinen Vertrag bis 2018 – ohne Ausstiegsklausel. „Ich habe immer gesagt, dass ich mich hier wohlfühle und möchte in unserer schweren Situation auch ein Zeichen setzen“, sagt er.

8. Februar: Nach der 0:3-Heimpleite gegen Hertha starten rund 200 „Fans“ eine Hetzjagd auf die Spieler. Erstmals in der Bundesligageschichte verlor der Verein sechs Spiele in Folge.

9. Februar: Bei einer Aufsichtsratssitzung im Elysée verhandeln die Kontrolleure telefonisch mit „Retter“ Felix Magath. Nach der ergebnislosen Marathonsitzung flüchten die Aufsichtsräte kommentarlos durch die Tiefgarage.

10. Februar:Milliardär Klaus-Michael Kühne trifft sich mit seinem Wunschtrainer Magath auf Mallorca.

11. Februar: Kühne schreibt Magath eine E-Mail und setzt ausgewählte HSV-Verantwortliche ins cc: „Herr Magath, geben Sie sich einen Ruck! Werden Sie Sportdirektor und Trainer beim HSV – dann wird alles gut.“

13. Februar: Magath sagt dem HSV ab.

14. Februar: Magath unterschreibt beim FC Fulham in England.

15. Februar: Van Marwijk wird nach einem 2:4 in Braunschweig entlassen.

16. Februar: Mirko Slomka wird als neuer HSV-Trainer verpflichtet. „Eigentlich gehört der HSV unter die Top fünf in Deutschland“, sagt er.

17. Februar: Massenflucht aus dem Aufsichtsrat. Fünf Kontrolleure hören auf.

18. Februar: Kultmasseur Hermann Rieger stirbt an den Folgen einer Lungenentzündung.

22. Februar: Der HSV siegt bei der Slomka-Premiere mit 3:0 gegen Dortmund.

2. März: 3000 HSV-Fans nehmen an der bewegenden Trauerfeier für Hermann „Burschi“ Rieger teil.

17. April: Dem HSV wird ein städtisches Grundstück für den Campus zur Verfügung gestellt.

30. April: Slomka will im Abstiegskampf auf die Hilfe von Geistheiler Joseph Kuhnert setzen.

1. Mai: 1000 Fans kommen zum Training, um der Mannschaft Mut für den Abstiegskampf zu machen.

3. Mai: Der HSV verliert 1:4 gegen zehn Münchner. „Wir sind noch in der Poleposition der letzten drei Mannschaften“, sagt Sportchef Oliver Kreuzer.

10. Mai: Der HSV beendet die schlechteste Saison der Geschichte mit 27 Punkten auf Platz 16. Nach der fünften Niederlage in Folge (2:3 gegen Mainz) dürfen sich die Hamburger aber über einen Relegationsplatz freuen, weil auch Nürnberg und Braunschweig verlieren.

11. Mai: „Wir wollen Calhanoglu nicht abgeben. Er ist der Perspektivspieler für uns überhaupt“, sagt Jarchow.

15. Mai: Der HSV und Fürth trennen sich 0:0 im ersten Relegationsspiel.

18. Mai: 1:1 im zweiten Relegationsspiel gegen Fürth. Der HSV ist gerettet. Oliver Kreuzer jubelt: „Das war ein unglaubliches, intensives Jahr.“

19. Mai: Calhanoglu wird von Leverkusen umworben. Kreuzer: „Hakan wird definitiv HSV-Spieler bleiben.“

20. Mai: Der neue Aufsichtsrat der AG stellt sich vor. „Nicht gut gewollt, sondern exzellent gemacht“, sagt Karl Gernandt, der designierte Aufsichtsratschef, der auch seinen Chef, Klaus-Michael Kühne, lobt: „Er ist mit dem Herzen beim HSV dabei.“

23. Mai: Im Abendblatt-Interview bekräftigt Kreuzer: „Calhanoglu bleibt unser Schlüsselspieler.“

25. Mai: Mit 86,9 Prozent stimmen 7992 HSV-Mitglieder für die Ausgliederung und die Pläne von HSVPlus.

11. Juni: Der HSV gibt die Verpflichtung Dietmar Beiersdorfers als neuen Vorstandsvorsitzenden bekannt.

17. Juni: Kühne holt im Abendblatt-Interview zum Rundumschlag aus. Über Trainer Slomka sagt er: „Meine persönliche Meinung ist, der Trainer muss noch mal getauscht werden.“ Und über Kreuzer: „Er hat es nicht geschafft.“

18. Juni: Calhanoglu meldet sich beim Trainingsauftakt mit einem Attest einer Psychiaterin krank.

19. Juni: Der HFC Falke wird als Alternative zur HSV AG gegründet.

1. Juli: Chosen Few kündigt an, den HSV nicht mehr zu unterstützen.

3. Juli: Der HSV gibt den Wechsel von „Schlüsselspieler“ Calhanoglu nach Leverkusen für 14,5 Millionen Euro bekannt. Pierre-Michel Lasogga wird für 8,5 Millionen Euro aus Berlin geholt.

12. Juli: Beiersdorfer und Kreuzer sitzen nach der Rückkehr von einer Marketingreise nach China zusammen und planen die neue Saison

14. Juli: Kreuzer wird beurlaubt.

15. Juli: Bernhardt Peters wird neuer Sportdirektor.

30. Juli: Beiersdorfer reagiert genervt auf Slomka-Fragen: „Man kann die Spekulationen beenden. Slomka hat meine volle Unterstützung.“

4. August: Milliardär Kühne stockt sein Darlehen auf 25 Millionen Euro auf. Aufsichtsratschef Gernandt bestätigt, dass das „Übergangsdarlehen“ in AG-Anteile umgewandelt werden soll.

11. August: Kreuzer verklagt den HSV wegen seiner Freistellung.

14. August: Gernandt bekräftigt die Zielsetzung, zeitnahe neue Investoren zu finden: „Wir sind in Gesprächen und hoffen, dass wir bis Weihnachten zu positiven Abschlüssen kommen.“ Auch Kühne ist von den Plänen des neuen HSV begeistert: „Irgendwann soll der HSV die Champions League gewinnen.“

23. August: Der HSV startet die neue Saison mit einem 0:0 in Köln.

27. August: Der Campus bekommt eine „Neuausrichtung“, wodurch sich der Bau weiter verzögert. Alexander Otto engagiert sich finanziell.

30. August: Der HSV verliert sein ersten Heimspiel gegen Paderborn mit 0:3.

8. September: Die U23 des HSV stellt mit sieben Siegen einen neuen Startrekord der Regionalliga Nord auf.

11. September: Kühne nimmt Slomka in die Pflicht: „Es ist nun die Aufgabe eines qualifizierten Trainers, aus diesem Potenzial das Maximale herauszuholen.“

14. September: Nach dem 0:2 gegen Hannover wird Slomka gefragt, ob er auch im nächsten Spiel gegen Bayern noch Trainer sein wird: „Davon gehe ich ganz sicher aus“, antwortete Slomka.

15. September: Slomka wird entlassen.

16. September: Beiersdorfer befördert „vorerst“ U23-Trainer Joe Zinnbauer.

17. September: Zinnbauer stellt sich als neuer HSV-Trainer vor: „Um 13.30 Uhr habe ich eine SMS von Dietmar Beiersdorfer bekommen, in der er mich für 14.15 Uhr zu ihm ins Büro bestellt hat. Da hat er mir mitgeteilt, dass ich die Profis übernehmen soll.“

20. September: Beim Zinnbauer-Debüt erkämpft sich der HSV ein 0:0 gegen die Bayern.

25. September: Kreuzer gibt dem Abendblatt ein Interview über die Hintergründe seiner Entlassung und verärgert dabei die Verantwortlichen. Später wird der HSV dieses Gespräch und einen Kreuzer-Auftritt bei Sky90 als Gründe für eine Kündigung benutzen.

26. September: Peter Knäbel wird neuer Direktor Profifußball.

28. September: Der HSV bricht den 35 Jahre alten Negativrekord und erzielt erst nach 507 Minuten das erste Saisontor. Besonders bitter: Trotz des Tores verliert der HSV 1:2 gegen Frankfurt.

2. Oktober: Slomka und der ebenfalls beurlaubte Athletiktrainer Vidovic klagen gegen ihre Entlassungen.

4. Oktober: Der HSV gewinnt nach fast einem Jahr wieder ein Auswärtsspiel – 1:0 in Dortmund.

7. Oktober: Frank Wettstein wird neuer Finanzvorstand.

10. Oktober: Der HSV entlässt Kreuzer nachträglich wegen „Verstößen gegen Loyalitätspflichten“.

16. Oktober: Die Wirtschaftsprüfer der KPMG haben die Bewertung des HSV abgeschlossen. Die HSV AG ist demzufolge 330 Millionen Euro wert.

18. Oktober: Calhanoglu hat einen denkwürdigen Auftritt im ZDF-Sportstudio.

28. Oktober: Kreuzer klagt erneut gegen den HSV.

1. November: Neun Gelbe Karten, aber drei Punkte. Das 1:0 gegen Bayer und Calhanoglu geht als eines der härtesten Duelle in die HSV-Geschichte ein.

20. November: Slomka und der HSV einigen sich außergerichtlich.

23. November: Der HSV gewinnt das erste Nordderby auf Abstiegsplätzen gegen Bremen mit 2:0.

28. November: Präsident Jarchow kündigt im Abendblatt an: „Ich höre auf.“

29. November: Nach dem 1:3 gegen Augsburg stellt Neuzugang Valon Behrami die Charakterfrage.

7. Dezember: Im besten Heimspiel der Hinrunde wird Mainz mit 2:1 besiegt.

10. Dezember: In der „Zeit“ kritisiert Kühne: Man habe ein paar teure Spieler gekauft, aber bisher keine Mannschaft formen können.

17. Dezember: Jens Meier stellt sich als Präsident des e.V. zur Wahl.

18. Dezember: Milliardär Kühne will sein Darlehen nun doch nicht in Anteile an der Fußball-AG umwandeln.

19. Dezember: Nach 75 Jahren kündigt der HSV die Partnerschaft mit Sponsor Holsten.

20. Dezember: Der HSV beendet die Hinrunde auf Schalke, wie er sie begonnen hat – mit einem 0:0.