Der HSV wartet nach dem 0:0 in Freiburg weiter auf einen Auswärtssieg, stabiles Auftreten und den vorzeitigen Abschied aus der Abstiegszone.

Freiburg/Hamburg. Es war bereits spät am Sonnabend, als es im Volkspark noch mal so richtig rummelig wurde. Gegen 21.30 Uhr fuhr die Reisegruppe HSV in mehreren Taxis vor und verschwand umgehend im Trainingstrakt. Mit einem ereignisarmen 0:0 hatten die Hamburger gut vier Stunden zuvor ihren Betriebsausflug zum SC Freiburg abgeschlossen, was Trainer Joe Zinnbauer direkt nach der Ankunft am Flughafen zu einer originellen Aktion verleitete: Late-Night-Training. Die vom Sonntag vorgezogene Regenerationseinheit sah Massagen, Eisbäder, Gymnastik, Radfahren und Stabilisationstraining zur besten Sendezeit parallel zur letzten „Wetten, dass..?“-Sendung vor. Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Maßnahmen.

Dabei war es im Grunde genommen alles andere als ungewöhnlich, was der HSV Stunden zuvor am Nachmittag im Breisgau zu bieten hatte. Wieder einmal verpasste es Zinnbauers Mannschaft, nach einem ordentlichen Spiel (2:1 gegen Mainz in der Vorwoche) in der Partie darauf nachzulegen. Wieder einmal konnte der HSV auswärts nicht siegen. Und vor allem wussten die Hamburger wieder einmal fußballerisch nicht zu überzeugen. „Es war kein gutes Spiel“, versuchte Zinnbauer gar nicht erst das Unschöne zu beschönigen. „Wir hätten es auch nicht verdient gehabt, drei Punkte nach Hause mitzunehmen.“

Und insbesondere war es wieder einmal Torhüter Jaroslav Drobny zu verdanken, dass kein Hamburger trotz eines insgesamt enttäuschenden Arbeitstages so richtig traurig war. Der Tscheche hielt zunächst einen Strafstoß Vladimir Daridas, den Youngster Ronny Marcos nach sage und schreibe 25 (!) Sekunden an Freiburgs Felix Klaus verschuldet hatte. Und auch in den anschließenden 90 Minuten war es immer wieder Drobny, der den schmeichelhaften Punktgewinn durch eine Reihe von guten Paraden sicherte. „Drobo ist Gold wert für uns“, lobte Lewis Holtby, „er war wieder mal unser großer Rückhalt.“

Dabei durfte sich der schweigsame Keeper, der lieber Taten statt Worte sprechen lässt, in der entscheidenden Szene des Spiels auch bei Kapitän Rafael van der Vaart bedanken. Der Niederländer war es, der hinter Daridas Rücken vom Strafraum aus gestenreich zunächst auf die linke und dann auf die rechte Seite zeigte. „Ich schieße selbst Elfmeter und habe gesehen, dass Darida ein bisschen gezweifelt hat. Das habe ich Drobo angezeigt“, sagte van der Vaart dem Abo-Sender Sky.

HSV steckt weiter in der Klemme


/Viel mehr Positives aus Hamburger Sicht gab es an dem milden Nachmittag im weit entfernten Schwarzwald allerdings nicht zu bejubeln. In den nur schwer erträglichen 92 Minuten schaffte es der HSV trotz Doppelspitze mit Artjoms Rudnevs und Pierre-Michel Lasogga, gerade mal einen Schuss direkt auf Roman Bürkis Tor abzugeben. Zwei Schüsschen von Valon Behrami und Rudnevs gingen in der ersten Halbzeit deutlich daneben, ein abgefälschter Versuch Nicolai Müllers klatschte im zweiten Durchgang an die Latte. Über den Rest des Arbeitsnachmittags konnte man getrost den Mantel des Schweigens legen. „Das war kein Sahnefußball“, bilanzierte Holtby folgerichtig, „aber immerhin hatten wir die richtige Einstellung. Unser Kampf war gut.“

Die richtige Einstellung brauchen Holtby und Co. bereits an diesem Dienstag wieder, wenn Zinnbauers Mannschaft im nächsten Kellerduell auf Schlusslicht Stuttgart mit dem alten Bekannten Huub Stevens trifft. Das Wiedersehen mit dem Ex-Trainer, der nach Mirko Slomkas Entlassung ebenfalls in Hamburg im Gespräch war, ist die vorletzte Chance für ein entspanntes Weihnachtsfest. Die letzte folgt am Sonnabend bei Schalke 04.

„Unser Ziel muss es einfach sein, durch diese beiden letzten Spiele doch noch ein entspanntes Fest zu feiern“, sagte Rechtsverteidiger Dennis Diekmeier, der Protagonist der zweiten Strafraumszene des Spiels war. Nachdem Jonathan Schmid seine Flanke im Sechzehner mit dem Arm abgewehrt hatte, hofften die Hamburger vergeblich auf einen Elfmeter. „In der Regelkunde vor der Saison wurde uns gesagt, dass man seine Körperfläche nicht durch die Arme unnatürlich vergrößern darf“, dozierte Diekmeier, der vom überhaupt nicht starken Schiedsrichter Wolfgang Stark allerdings nicht erhört wurde.

Somit blieb unter dem Strich das einzig verdiente Ergebnis, das dieser höhepunktarme Fußballnachmittag im Süden verdient hatte: 0:0 – der HSV bleibt mit neun erzielten Toren und 16 erkämpften Punkten aus 15 Spielen weiterhin in der Klemme.

Vor dem letzten Heimspiel des Jahres gegen Stuttgart ist am Dienstag mehr denn je die chronisch schwache Offensive gefragt. Und auch bei dieser Problematik steckt Trainer Zinnbauer schwer in der Klemme. Der Coach hat die Qual der Wahl, bei der in Freiburg unsichtbaren Doppelspitze Rudnevs/Lasogga zu bleiben oder das oft umgestellte System ein weiteres Mal zu verändern. Dabei dürfte besonders der Startplatz von Neuzugang Holtby, der in Freiburg auf ganzer Linie enttäuschte, zur Disposition stehen. Viel Zeit für Experimente bleibt allerdings nicht. Nach dem trainingsfreien Sonntag ist die Einheit an diesem Montag bereits das letzte Training. Das letzte Training vor dem Spiel gegen Stuttgart natürlich – nicht das letzte Training in der Bundesliga.