HSV-Profi Rafael van der Vaart über seine neue Rolle, seine Zukunft im Verein und sein Ziel, die EM 2016

Hamburg. Rafael van der Vaart ist gut drauf. Der HSV-Kapitän kommt nach dem Training mit einem fröhlichen Lachen aus der Kabine. Es läuft bei ihm und der Mannschaft. „Es ist schön, nach einem guten Heimspiel zu sehen, dass wir auf Platz 13 stehen“, sagt der 31-Jährige. Er ist wieder fit, fühlt sich wohl in seiner neuen Rolle auf dem Spielfeld und als Führungsspieler für die Talente. Ein Gespräch im kleinen Kreis über seine Position, die Perspektiven mit dem HSV und seine Zukunftsplanung im Nationalteam.

Hamburger Abendblatt:

Haben Sie eine Erklärung, warum es zu Hause so gut läuft?

Rafael van der Vaart:

Wir haben begriffen, dass wir unglaublich viel Gas geben müssen. Mittlerweile habe ich das Gefühl, dass die Gegner herkommen und denken: Es wird schwer heute. Dieses Gefühl ist wichtig für uns, und das spüren wir auch auf dem Platz. Deshalb ist auch der absolute Wille da zu gewinnen.

Auswärts ist es dagegen noch nicht so gut wie zu Hause gelaufen.

Natürlich, wenn du nicht gewinnst, hast du immer schlechte Argumente. Aber ich denke, das sieht schon besser aus als vorher. Auch gegen Augsburg und Wolfsburg hatten wir Chancen. Jeder sagt natürlich, der HSV kann nicht zweimal hintereinander gewinnen, und das nervt auch langsam. Ich hoffe, dass es am Sonnabend in Freiburg endlich mal klappt.

Was macht Joe Zinnbauer anders als sein Vorgänger Mirko Slomka?

Van der Vaart:

Ich möchte nicht sagen, der eine macht das besser oder der andere macht das schlechter. Wir sind zufrieden mit einem Trainer, der nach vorn spielt. Er will Pressing spielen, und das gefällt uns. Ich glaube auch, da sind wir besser. Er ist außerdem, das habe ich mehrfach gesagt, ein Motivator. Er vermittelt Vertrauen, das ist für die Mannschaft ein gutes Gefühl.

Und er setzt junge Leute ein ...

Van der Vaart:

... ja, er gibt vielen jungen Spielern eine Chance. Die Konkurrenz ist viel größer als vorher. Das ist schon wichtig.

Es gibt kaum noch Stammplätze?

Van der Vaart:

Nein, er schaut genau hin im Training. Jemand, der hart und gut trainiert, wird auch belohnt. Er sagt das nicht nur, er macht das auch.

Fühlen Sie sich bei den vielen jungen Leuten als Kapitän besonders gefordert?

Van der Vaart:

Man versucht, den Jungen immer zu helfen. Das ist auch einfach, weil das super Talente sind. Wenn sie Fragen haben, kommen die natürlich zu mir. Als ich 21 war, habe ich das auch gemacht. Wenn man über die Jahre etwas Erfahrung bekommt, kann man die mitgeben. Aber es ist nicht so, dass ich wie eine Vaterfigur rumlaufe.

Was hat sich für Sie mit der etwas defensiveren Position verändert?

Van der Vaart:

Ich arbeite mehr im Aufbau, bekomme so mehr Bälle. Deswegen fühle ich mich auf der Sechs jetzt sehr wohl. Ich habe mehr Einfluss auf das Spiel. Das macht im Moment viel Spaß.

Was bedeutet die neue Position für Ihre Nationalmannschaftskarriere?

Van der Vaart:

Ich habe immer gesagt, wenn ich gut spiele und gute Form habe, habe ich die Chance, wieder dazuzukommen. Im Moment denke ich, dass ich der Mannschaft noch helfen kann.

Sie denken an die EM 2016?

Van der Vaart:

Ja, das ist das Ziel.

Ihr Vertrag läuft im Sommer aus. Planen Sie die Zukunft beim HSV?

Van der Vaart:

Ich möchte jetzt einfach Fußball spielen, und dann schauen wir mal, was am Ende passiert. Vor zwei Monaten hat keiner davon geredet, dass ich überhaupt hier bleibe, und nun, nach ein paar guten Spielen, sagt jeder wieder: Der muss bleiben. Ich mache meinen Job, habe viel Spaß, und wenn es am Ende dann hier sein soll oder irgendwo anders – das werden wir sehen.

Gibt es schon eine Verabredung mit der HSV-Führung über Verhandlungen?

Van der Vaart:

Nein, nein. Für mich und auch für den Verein ist das Wichtigste, dass wir erst einmal hier unten rauskommen. Wenn ein bisschen mehr Ruhe einkehrt, werden wir bestimmt Gespräche führen.

Mit 31 Jahren denken manche schon an das Karriereende.

Van der Vaart:

Ich nicht. Es geht darum, wie man sich fühlt, und um die Leistung. Ich habe das Gefühl, dass ich immer fitter werde. Hoffentlich kann ich noch lange auf diesem Niveau spielen.