Zinnbauer hat es geschafft, die Schießbude der Liga aus der vergangenen Saison wieder in eine Abwehr zu verwandeln, die den Namen auch verdient. Doch ein Manko ist geblieben. Ein Kommentar

Es ist vollbracht: Der Erzrivale aus Bremen wurde besiegt. Endlich mal wieder. Nach dem Wie fragt in ein paar Wochen niemand mehr, da zählen dann nur die drei Punkte auf der Habenseite. Doch einen Tag nach dem Derby muss noch erlaubt sein, die Darbietung zu hinterfragen. Trainer Joe Zinnbauer hat es immerhin geschafft, dem Team einen neuen Geist einzuimpfen. Niemand lässt sich hängen, auch wenn es mal nicht so läuft. Die Spieler peitschen sich gegenseitig an, so war der Führungstreffer aus dem Nichts gegen Werder auch eine Willensfrage.

Die solide Defensivarbeit seines Teams kann Zinnbauer auch zugeschrieben werden. Er hat es geschafft, die Schießbude der Liga aus der vergangenen Saison wieder in eine Abwehr zu verwandeln, die den Namen auch verdient. Doch an der Herkules-Aufgabe scheint auch der ehemalige U23-Trainer zu verzweifeln: Seiner Mannschaft wieder Kreativität und Esprit zu vermitteln. Gegen äußerst biedere Bremer fiel dem HSV kaum etwas ein, um sich Torchancen aus dem Spiel heraus zu kreieren. Dabei sind eine ganze Reihe von technisch beschlagenen Profis in den Hamburger Reihen. Wenn der HSV aus einer defensiven Grundhaltung agieren kann, mag dieses Manko noch zu kaschieren sein – doch gegen Teams, die nur darauf warten, dass der Bundesliga-Dino im Spielaufbau Fehler begeht, wird das Dilemma offensichtlich. Und die Chance ist groß, dass die nächsten Gegner aus Augsburg, Mainz, Freiburg und Stuttgart sich genauso verhalten werden. Die Pflicht hat Zinnbauer fürs Erste erfüllt, doch an der Kür muss er dringend noch arbeiten.