Der ehemalige Vorstand für Mitgliederbelange will als Präsident kandidieren – Amtsinhaber zögert

Hamburg. Bei der Sitzung des HSV-Präsidiums (e. V.) mit dem nach der Ausgliederung neu gegründeten Beirat ging Oliver Scheel am Mittwochabend in die Offensive: Der frühere Mitgliedervorstand und Schatzmeister des e. V. teilte dem Gremium seine Bereitschaft mit, im Januar für das Präsidentenamt zu kandidieren (Abendblatt berichtete). Am Donnerstag bestätigte der 48-Jährige: „Es wird in Zukunft darum gehen, den Verein in der Gesamtkonstellation neu zu positionieren, auch die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit sicherzustellen und wieder einen gewissen Vereinszusammenhalt zu erreichen. Diesen Aufgaben würde ich mich gerne auf dieser Position widmen.“

Ob über Scheel im Januar – der genaue Termin für die Mitgliederversammlung steht noch nicht fest – tatsächlich abgestimmt wird, ist jedoch völlig offen. Laut Paragraf 19 der neuen Satzung ist es die Aufgabe des Beirats, ein Anforderungsprofil zu erstellen, Kandidaten zu suchen, zu prüfen und vor allem dann der Mitgliedschaft vorzuschlagen. Das heißt: Ohne Zustimmung des Beirats, in der Satzung auch Wahlausschuss genannt, geht nichts. Er allein entscheidet auch darüber, wie viele Kandidaten zugelassen werden und ob die Amtsträger haupt- oder ehrenamtlich tätig sein sollen. Über diese zentralen Punkte ist noch nicht entschieden worden. Fest steht offenbar nur, dass die Beiratsmitglieder auch selbst aktiv werden und Wunsch-Kandidaten präsentieren wollen.

Dem HSV-Beirat gehören in der Übergangsphase bis zum Januar der Ehrenratsvorsitzende Andreas Peters, seine Vertreter Engelbert Wichelhausen und Walter Koninski sowie Sven Winkelmann (Delegierter Supporters) und Eckhart Westphalen (Delegierter Amateure) an, der den Vorsitz übernahm. Ab Januar werden zwei Ehrenräte durch zwei Träger der goldenen Nadel (Vereins- und sportliche Verdienste) ersetzt.

Zurückhaltend reagierte der aktuelle Präsident Carl Jarchow, der derzeit auch einen Sitz im AG-Vorstand besetzt, auf den Vorstoß Scheels. „Ich habe mir über meine Zukunft noch keine Gedanken gemacht“, wollte Jarchow noch keinen Einblick in seine persönlichen Pläne geben. Sein Vertrag als Vorstand endet im Mai 2015. Dass der AG-Aufsichtsrat mit dem Vorsitzenden Karl Gernandt diesen noch einmal verlängert, gilt als ausgeschlossen. Pikant: Sollte sich Jarchow für eine Kandidatur als e.V.-Präsident entschließen, hätte er automatisch einen Sitz im AG-Aufsichtsrat sicher und säße dann als Vereinsvertreter mit denjenigen am Tisch, die ihn im Vorstand nicht mehr haben wollten. Gleiches gilt für Scheel.