HSV-Trainer Mirko Slomka könnte seine Mannschaft komplett umbauen. Aufgrund akuter Personalnot wurde das Testspiel in Danzig abgesagt

Hamburg. Eigentlich hatte es Nicolai Müller nur ein wenig an den Adduktoren gezwickt, als er Anfang August von Mainz zum HSV gewechselt war. Nichts Schlimmes, dachte man damals, doch die Schmerzen wurden größer, und der Neuzugang verpasste im Endeffekt die ersten drei Pflichtspiele. Nun stand Müller am Mittwoch endlich wieder im Teamtraining, absolvierte einen Teil des Programms und soll auch beim Testspiel an diesem Donnerstag bei Regionalligaclub VfR Neumünster (18 Uhr) mitmischen. Sollte der Außenbahnspieler beschwerdefrei bleiben, dürfte er auch für das nächste Bundesligaspiel am 14. September (17.30 Uhr) bei Hannover 96 gesetzt sein.

Doch Müller ist bei Weitem nicht der einzige Wechsel, den Trainer Mirko Slomka nach der 0:3-Niederlage gegen Paderborn vornehmen wird. Vorstandsboss Dietmar Beiersdorfer hatte angekündigt, dass jetzt auch „der Trainer gefordert ist“, und damit indirekt Druck auf ihn ausgeübt, die Neuverpflichtungen zum Zuge kommen zu lassen. So ist es wahrscheinlich, dass Matthias Ostrzolek seine Chance als Linksverteidiger erhält und Marcell Jansen auf die Bank verdrängt. Auch die rund drei Millionen Euro Ablöse, die für die Verpflichtung Clébers geflossen sind, soll der Verteidiger künftig auf dem Platz zurückzahlen. Heiko Westermann dürfte damit den für ihn vor der Verletzung von Gojko Kacar ohnehin vorgesehenen Platz auf der Bank einnehmen.

Im Mittelfeld deutet sich nach dem Weggang von Milan Badelj und der Verletzung von Tolgay Arslan (entzündeter Zeh) ein Systemwechsel mit nur einem Defensivspieler an. Valon Behrami soll hinter Lewis Holtby und Rafael van der Vaart absichern, sofern der Niederländer seine Wadenprobleme bis zum Hannover-Spiel auskuriert hat. Neben Müller könnte Julian Green sein Debüt auf dem Flügel feiern, der nach seinem Einsatz für die Nationalmannschaft der USA in Tschechien allerdings erst am Sonnabend zum Team stoßen soll. Auch Zoltan Stieber macht sich berechtigte Hoffnungen auf einen Einsatz auf der Außenposition.

Da sogar René Adlers Status als Nummer eins nicht mehr unumstritten ist, könnte Slomka sein Team gegen Hannover mit Jaroslav Drobny im Tor auf insgesamt sechs Positionen verändern. „Konkurrenz belebt doch das Geschäft“, sagte Dennis Diekmeier am Mittwoch – der als einer der ganz wenigen HSV-Profis nach wie vor gesetzt ist. Insofern hätte Slomka der geplante Testkick gegen den ernst zu nehmenden Gegner aus Danzig am Freitag eigentlich wie gerufen kommen müssen, um Automatismen einzuüben – doch das Gegenteil ist der Fall.

Das Spiel wurde am Mittwochabend kurzerhand abgesagt. „Es ist sehr schade, dass wir diesen Test verlegen müssen. Aber aufgrund der aktuellen Personalsituation ist ein Spiel zu einem späteren Zeitpunkt für beide Seiten sicherlich sportlich wertvoller als am kommenden Freitag“, meinte Slomka. Durch die sieben Abstellungen zu den verschiedenen Nationalmannschaften, die verletzten Spieler (auch Ivo Ilicevic fehlte mal wieder mit Muskelverhärtung, Matti Steinmann hat Grippe) und das Punktspiel der Regionalligamannschaft am Freitag bei Werder Bremen II gingen dem Coach die Alternativen aus. Lediglich zwölf Feldspieler und zwei Torhüter hatte der 46-Jährige am Mittwoch beisammen – viel zu wenig für zweimal 90 Minuten.