Kurz vor Transferschluss sollen die beiden neuen Hoffnungsträger des HSV auf dem Weg in die Hansestadt sein. Dagegen wechseln Milan Badelj und Jonathan Tah den Verein.

Hamburg. Rund 100 Autogrammjäger warteten am Sonntagmittag nach dem HSV-Training auf die Profis. Zunächst kam Heiko Westermann zu den Fans, dann Ivo Ilicevic. „Ist Lasogga noch da?“, wollte ein Anhänger wissen. Ilicevic nickte. „Ist Holtby schon da?“, fragte ein anderer. Ilicevic schmunzelte. Lewis Holtby, der Mittelfeldmann aus Tottenham, war nicht da. Auch nicht Julian Green, der US-Youngster des FC Bayern München. Noch nicht. „Das sind interessante Spieler“, sagte HSV-Boss Dietmar Beiersdorfer am Tag nach dem 0:3 gegen Paderborn. „Mehr möchte ich dazu nicht sagen.“

Auch zu Milan Badelj und Jonathan Tah wollte der Vorstandsvorsitzende zunächst nichts sagen. Beide waren am Morgen noch in Hamburg – und am Abend in Florenz beziehungsweise in Düsseldorf. Während Tah nur für ein Jahr an die Fortuna ausgeliehen wird und der HSV sogar große Teile des Gehalts übernimmt, bekommt der Club für den Kroaten stolze vier Millionen Euro aus Italien überwiesen. Am späten Sonntag machte sich Badelj auf den Weg nach Florenz zum Medizincheck, der Vertrag soll an diesem Montag unterschrieben werden.

Ähnliches gilt – trotz Beiersdorfers Verschwiegenheit – für Holtby und Green, die bereits am Sonntag zum Medizincheck im Universitätsklinikum Eppendorf erwartet wurden. Nachdem sich aber die Verhandlungen am Wochenende in die Länge zogen, sollen die Untersuchungen an diesem Montag nachgeholt werden. In beiden Fällen geht es um ein Leihgeschäft.

So saß der dreimalige DFB-Nationalspieler Holtby, 24, am Sonntagnachmittag beim 0:3 seiner Spurs gegen den FC Liverpool sogar noch 90 Minuten auf der Bank. Und obwohl Holtby in London keine Rolle mehr spielte, soll der frühere Schalker auf ein Jahresgehalt von fünf Millionen Euro kommen. Für den HSV nicht bezahlbar. Deswegen müsste Tottenham einen Teil des Gehaltes weiter zahlen – oder Holtby auf große Teile seines Salärs verzichten. Doch wie hartnäckig Tottenham-Chef Daniel Levy als Verhandlungspartner sein kann, bekam der HSV vor zwei Jahren zu spüren, als Rafael van der Vaart erst kurz vor Transferschluss für 13 Millionen Euro nach Hamburg wechselte. Levy hatte zunächst 18 Millionen gefordert. Joachim Hilke, der vor zwei Jahren die Verhandlungen führte, gelang es schließlich, die Ablöse zu drücken.

Für Beiersdorfer ist das Holtby-Badelj-Poker aber längst nicht die einzige Baustelle. Als Ersatz für Stürmer Jacques Zoua, der für ein Jahr zum türkischen Club Kayseri Erciyesspor geht, kommt Julian Green vom FC Bayern. Der 19 Jahre alte US-Nationalspieler ist sich mit dem HSV über ein Leihgeschäft einig. Das verriet sein Vater dem US-Sender ESPN. Eine Kaufoption gibt es nicht. Green, in den USA geboren und in Deutschland aufgewachsen, gilt als großes Talent, kam in seinem ersten Profijahr beim FC Bayern über einen Kurzeinsatz in der Champions League gegen ZSKA Moskau aber nicht hinaus. Besser lief es für den Sohn einer Deutschen und eines Amerikaners in der Nationalmannschaft der USA, für die er sich im März entschied. US-Trainer Jürgen Klinsmann nominierte den Offensivspieler sogar für die WM.

Holtby und Green könnten zwei Spieler sein, die der HSV in der Offensive so dringend benötigt. Und sie könnten nicht die einzigen Last-Minute-Transfers bleiben. Beiersdorfer deutete am Sonntag an, dass er auch noch mit anderen Vereinen verhandele. Schon einmal zeigte er was kurz vor Ende der Transferperiode noch möglich ist. Im Februar 2009 lotste der damalige Sportdirektor auf den letzten Drücker mit Khalid Sinouh, Michael Gravgaard, Tomas Rincon, Mickael Tavares sowie Albert Streit fünf Spieler auf einen Schlag nach Hamburg.

Klar war am Sonntag aber zunächst nur, wer neben Badelj und Tah noch Hamburg verlässt: Kerem Demirbay, 21, wird für ein Jahr an den 1. FC Kaiserslautern verliehen, Per Skjelbred wechselt für 1,3 Millionen Euro zu Hertha BSC. Fortsetzung soll folgen ...