Der Bundesliga-Dino strauchelte, siegte am Ende jedoch im Elfmeterschießen 4:1 gegen Cottbus. Auch dank Torhüter René Adler, der vom Pechvogel zum Helden avancierte.

Cottbus. Dass der HSV immer für eine negative Überraschung im DFB-Pokal gegen vermeintlich schwächere Teams gut ist, hat der Club häufiger bewiesen, auch in den vergangenen Jahren. 2012 schied man gegen den KSC aus (2:4), 2009 gegen den VfL Osnabrück (2:4 i. E.), 2006 bei den Stuttgarter Kicker (3:4 n. V.) und 2004 in Paderborn (2:4). Da schien Zweitliga-Absteiger Energie Cottbus bestens geeignet für die nächste HSV-Blamage. Und tatsächlich standen die Hamburger ganz knapp vor einem Fehlstart in die Saison, mussten nach 120 Minuten beim Spielstand von 2:2 ins Elfmeterschießen, das sie dann mit 4:1 für sich entscheiden konnten. „Großen Respekt vor der Leistung von Cottbus“, sagte HSV-Trainer Mirko Slomka, „aber ich hätte mir gewünscht, dass meine Mannschaft das Spiel souveräner herunterspielt.“

Es war kein Spiel für schwache Nerven. Als Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer die Begegnung nach 45 Minuten abgepfiffen hatte, schienen bereits alle Hoffnungen der 1500 Fans, nach der Blamagensaison mit dem Fastabstieg einen „neuen HSV“ zu sehen, so gut wie zerstört. Die Profis knüpften nahtlos an die vergangene Horrorserie an und wirkten von Beginn an wie gelähmt und bekamen ganz offensichtlich ihre Nervosität nicht in den Griff.

Im Ergebnis sah das dann so aus: ein wahres Fehlpassfestival im Spielaufbau, allen voran Milan Badelj (wollte er einen neuen Rekord aufstellen?), etliche unnötige Fouls, zaghafte Zweikampfführung. Auch Valon Behrami, der einzige Neue in der Startformation, trug seinen Teil zum unterm Strich ungenügenden Auftritt des HSV bei.

Dazu passierte genau das, was bei einer solchen Partie unbedingt vermieden werden sollte: Der HSV geriet in Rückstand. Nach einem langem Ball checkte Torwart René Adler Fanol Perdedaj um, Kinhöfer zeigte mit Recht auf den Elfmeterpunkt, und Manuel Zeitz verwandelte sicher ins linke Eck (10.).

Angetrieben von nun euphorisierten Energie-Fans bissen sich die Cottbuser in die Partie und verteidigten geschickt das eigene Tor. „Ich kann nicht versprechen, dass wir bei 100 Prozent sind. Ich kann nur versprechen, dass wir kämpfen“, hatte Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer vor dem Anpfiff bei Sky angekündigt. Es blieb bis zur Pause nur ein frommer Wunsch.

Einzig Rafael van der Vaart konnte für so etwas wie Torgefahr sorgen. Von Artjoms Rudnevs freigespielt, parierte Energie-Torwart Kevin Müller glänzend (15.), in der 35. Minute verzog der HSV-Kapitän aus zwölf Metern. Mehr kam nicht in der Offensive.

Logisch, dass Trainer Mirko Slomka reagierte und zur zweiten Halbzeit Pierre-Michel Lasogga (für den völlig indisponierten Jiracek) brachte. In der Folge kontrollierte der HSV zwar die Partie, konnte sich aber weiter so gut wie keine Chancen erspielen. Ein Kopfball von Artjoms Rudnevs (64.), das war’s auch schon in den ersten 20 Minuten nach Wiederanpfiff.

Mit zunehmender Spieldauer machte sich jedoch die physische Überlegenheit immer deutlicher bemerkbar, und endlich nutzten sowohl Dennis Diekmeier als auch Marcell Jansen den sich ergebenden Platz zu einigen Vorstößen. Dennoch war es eine Standardsituation, die den HSV zurück ins Spiel bringen sollte. Nach einem Freistoß von Rafael van der Vaart von halb links konnte Heiko Westermann zum Ausgleich einköpfen (70.).

Das 1:1 wirkte zunächst befreiend, die Slomka-Elf drängte nun auf die Entscheidung, doch nach zwei hochkarätigen Chancen (Lasogga und Jansen) kurz darauf ließ sich der HSV von der allgemeinen Hektik eines echten Pokalfights anstecken. „Und ihr wollt Erste Liga sein?“, sangen die Cottbuser Fans höhnisch. Von einem Zweiklassenunterschied war tatsächlich nichts zu sehen gewesen.

Es ging in die Verlängerung, und nach 96 Minuten hatte der HSV das Spiel gedreht. Nach einem Foul an Behrami zirkelte van der Vaart den fälligen Freistoß aus 20 Metern in den rechten Winkel. Die Entscheidung? Von wegen. Der HSV wollte nur noch den Vorsprung über die Zeit retten, während die Cottbuser mit dem Mut der Verzweiflung anrannten und tatsächlich kurz vor dem Ende der ersten Hälfte der Verlängerung zum 2:2 kamen, als Sven Michel erst Johan Djourou und dann noch Dennis Diekmeier umkurvte und unhaltbar für Adler einschoss (105.).

Auch in der zweiten Hälfte der Verlängerung ließ der HSV die nötige Cleverness vermissen, und so kam es zum Duell vom Punkt. Van der Vaart verwandelt sicher – 1:0. Fabian Pawela schießt schwach – René Adler hält. Nun Djourou: sicher zum 2:0. Der Cottbuser Holz trifft, nur noch 2:1. Als Dritter erhöht Jansen auf 3:1, und auch Michel scheitert an Adler! Rudnevs kann alles klarmachen, und er trifft ins linke Eck zum 4:1. Der HSV ist noch einmal mit einem tiefblauen Auge davongekommen.

Energie Cottbus: Müller – Perdedaj, Mimbala, Möhrle, Szarka – Zeitz, Ledgerwood (77. Pawela) – Berger, Elsner – Michel – Pospech (67. Kleindienst). HSV: Adler – Diekmeier, Djourou, Westermann, Jiracek (46. Lasogga) – Ilicevic (115. Zoua), Behrami, Badelj (61. Arslan), Jansen – van der Vaart, Rudnevs. Tore: 1:0 Zeitz (10., Foulelfmeter), 1:1 Westermann (70.), 1:2 van der Vaart (96.), 2:2 Michel (105.). SR: Kinhöfer (Herne). Zuschauer: 16.184.