Der HSV-Investor will sein Millionendarlehen, das der Club mit vier Prozent Zinsen zurückzahlen muss, schnellstmöglich in Anteile umwandeln

Hamburg. Am Donnerstagvormittag war Klaus-Michael Kühne mal wieder ganz in seinem Element. Gemeinsam mit Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz posierte der Milliardär mit strahlendem Grinsen für die Fotografen. Er habe Großes vor, erklärte der solvente HSV-Anhänger, der von „neuen Impulsen“ sprach, die der Wahl-Schweizer seiner Heimatstadt verleihen wolle. Bescheidenheit ist seine Sache nicht. Neue Maßstäbe in Europa wolle der Unternehmer gar setzen.

Gemeint war allerdings nicht der HSV, sondern Kühnes neues Hotel The Fontenay, dessen Grundstein an der Alster mit viel Prominenz und Tamtam gelegt wurde (siehe Seite7). Doch erst einmal in Feierlaune ließ es sich der 77-Jährige nicht nehmen, auch seine eigentliche Leidenschaft zu kommentieren. Vier bis sechs Punkte aus den ersten beiden Spielen solle sein HSV schon holen, so der gut aufgelegte HSV-Geldgeber. Ein einstelliger Tabellenplatz sei in dieser Saison das Ziel. Zwar seien die Neuzugänge keine Stars wie Lahm oder Schweinsteiger, dafür aber sehr solide. „Dietmar Beiersdorfer ist lange im Geschäft und hat bereits bewiesen, dass er gute Spieler holt“, lobte Kühne, der nur hofft, dass die Neuen auch länger bleiben werden: „Leider hat Beiersdorfer in den letzten Jahren zu oft die Spieler zu schnell verkauft.“

Tatsächlich ist es Beiersdorfers Hauptaufgabe in diesen Tagen, nach den Millioneneinkäufen von Pierre-Michel Lasogga (8,5 Millionen Euro), Nicolai Müller (4,5), Valon Behrami (3,5 Mio.), Johan Djourou (2,8), Matthias Ostrzolek (2,4) und Zoltan Stieber (1,3 ) nun auch Spieler zu verkaufen. „Wir können nur nachlegen, wenn wir zuvor jemanden abgeben“, machte HSV-Trainer Mirko Slomka die aktuelle Finanzlage des Clubs nahezu zeitgleich zur Grundsteinlegung an der Außenalster acht Kilometer weiter westlich in der Arena des HSV deutlich: „Der Etat ist ausgeschöpft.“

17 Millionen Euro hatte Kühne bereitgestellt, allerdings nicht als Geschenk, sondern als Darlehen. Vier Prozent Zinsen muss der HSV nach Abendblatt-Informationen vertragsgemäß zahlen. Für den Acht-Millionen-Euro-Kredit, mit dem vor zwei Jahren Rafael van der Vaarts Transfer teilfinanziert wurde, sind sogar sechs Prozent Zinsen fällig. Dabei machte Kühne auch am Donnerstag noch einmal deutlich, dass er viel lieber Anteile an der neuen HSV AG statt einer vollständigen Rückzahlung hätte: „Ich hätte eigentlich lieber investiert, aber das ging ja noch nicht.“

Lange muss Kühne allerdings nicht mehr warten, ehe er Anteile erwerben kann. Spätestens bis Weihnachten soll die Bewertung der gerade erst eingetragenen AG durch die Wirtschaftsprüfer von KPMG abgeschlossen sein, sagte HSV-Aufsichtsratschef Karl Gernandt. Dabei widersprach der Vertraute Kühnes auch den Gerüchten, dass Kühnes Darlehen vertraglich in 8,8 Prozent Anteile umgewandelt werden kann. „Herr Kühne hat sehr deutlich gemacht, dass er in Anteile investieren will. Wie viele Anteile er erwirbt, ist allerdings noch völlig offen“, sagte Gernandt.

Finanzexperten gehen von rund 250 Millionen Euro aus, die der Club wert sein soll. Zum Vergleich: In diesem Jahr hatte sich der Finanzinvestor KKR mit 9,7 Prozent an Hertha BSC beteiligt. Dafür bekam der Hauptstadtklub 61,2 Millionen Euro. Der Versicherer Allianz zahlte für den Einstieg bei der Bayern München AG sogar 110 Millionen Euro. Es war der bisher größte Deal der Bundesliga. Bayern München wird mit fast 1,3 Milliarden Euro bewertet, neben der Allianz halten auch Audi und Adidas jeweils 8,3 Prozent der Anteile.

Auch beim HSV sollen neben Kühne weitere Geldgeber gefunden werden, die bis zum Winter als Anteilseigner einsteigen. „Wir sind in Gesprächen und hoffen, dass wir bis Weihnachten zu positiven Abschlüssen kommen“, sagte Chefkontrolleur Gernandt. Ein Vorhaben, das Kühne ausdrücklich begrüßte: „Ich hoffe, dass ich nicht der Einzige bleibe, der dem HSV Geld gibt. Andere könnten das auch tun.“

Eine Idee, was der HSV mit dem Geld machen könnte, hat Kühne jedenfalls schon mal. „Max Kruse wäre was für den HSV. Der kommt aus der Gegend und hat Hamburger Wurzeln“, sagte der Hotelbesitzer, der vor der Verpflichtung van der Vaarts vor zwei Jahren ähnlich offensiv seine Wünsche artikuliert hat. Aus dem aktuellen Tagesgeschäft wolle er sich zwar zurückhalten, so Kühne, aber hier und da ein paar Hinweise geben kann ja nicht schaden.

Langfristig, so Kühne, solle der HSV ähnlich erfolgreich werden wie sein geplantes Hotel an der Alster. „Irgendwann soll der HSV die Champions League gewinnen.“ Sein Hotel soll am 1. Juli 2016 öffnen. Der HSV dürfte allerdings noch ein wenig mehr Zeit bis zur Spitze Europas benötigen.