HSV-Trainer Mirko Slomka will den Konkurrenzkampf in seinem Team schüren, seine Wunschelf steht aber schon

Stegersbach. Am letzten Tag des Trainingslagers zeigte sich Mirko Slomka gnädig und verordnete seiner Mannschaft am Vormittag nur eine regenerative Einheit im Hotel. Mit den neun Tagen in Österreich war der HSV-Trainer mehr als zufrieden: „Wir konnten in allen Bereichen gut arbeiten, entwickeln uns weiter nach vorne.“

Was dem 46-Jährigen besonders gefällt: „Im Aufbauspiel konnten wir bereits einige taktische Maßnahmen umsetzen, läuferisch und körperlich sind wir stark.“ Wo Slomka noch Potenzial sieht: „Die entscheidenden Sprintläufe, hinter die Kette, durch die offenen Fenster der Viererkette des Gegners, funktionieren noch nicht so gut. Natürlich müssen wir am Abschluss arbeiten, das ist völlig klar.“ In der letzten Phase der Vorbereitung – es folgen noch Tests gegen Lazio Rom (8.8.) und bei Rot-Weiß Erfurt (12.8.) – soll weiter am Tempo gearbeitet werden und an der Taktik: „Wir sind auf einem guten Weg, aber noch nicht da, wo wir sein wollen.“

Was die Zusammensetzung der Mannschaft betrifft, so ist Slomka durch die Verpflichtungen von Valon Behrami und Nicolai Müller dem Ziel näher gekommen, jede Position doppelt zu besetzen: „Man merkt sofort, dass die Konkurrenz größer geworden ist. Jeder muss und will sich noch um einige Prozentpunkte steigern, um seinen Platz zu behaupten“, sagte der HSV-Coach, „deshalb wollen wir auch auf anderen Positionen noch aktiv werden, um diesen Kampf zu fördern.“ Zwar hat theoretisch noch jeder HSV-Profi die Chance, sich bis zum Pokalspiel in Cottbus zu empfehlen, doch wie Slomkas Wunschelf aussehen soll, wurde im Burgenland erkennbar. Eine Übersicht über die elf großen Duelle.

Tor: Sehr erfreulich, dass René Adler, 29, nach seinem Bandscheibenvorfall voll durchziehen konnte. Sein Status als Nummer eins ist ungefährdet, auch wenn mit Jaroslav Drobny, 34, ein starker Ersatz bereit steht, der sich professionell für den Ernstfall vorbereitet.

Rechter Verteidiger: So fit wie nie präsentiert sich Dennis Diekmeier, 24, der bei von den GPS-Westen ermittelten Werten stets vorne dabei ist. Für Heiko Westermann, 30, bleibt nur die (ungewohnte) Rolle als Back-up. „Heiko ist vielseitig einsetzbar“, sagt Slomka, „er muss den Zweikampf annehmen. Ihm tut es gut, nicht gesetzt zu sein.“ Innen ist Westermann erster Ersatz.

Rechter Innenverteidiger: Johan Djourou, 27, wird, das steht bereits fest, gesetzt sein. Für Jonathan Tah, 18, den eine Oberschenkelzerrung zum Pausieren zwang, bleibt bei den Profis vorerst nur die Zuschauerrolle.

Linker Innenverteidiger: „Momentan haben wir ein stabiles Duo“, sagt Slomka und meint damit (neben Djourou) Gojko Kacar, 27, der die ersten guten Eindrücke bestätigte. Gleichwohl kündigt er an, dass man noch einen Spieler verpflichten wolle. Derzeit ist Kacar aber konkurrenzlos, da Westermann rechts vorgesehen ist und Slobodan Rajkovic, 25, noch verletzt ist.

Linker Verteidiger: Marcell Jansen, 28, oder Petr Jiracek, 28? Auch wenn der Tscheche mächtig Gas gibt, dürfte der deutsche Nationalspieler seinen Platz sicher haben. Das Duo könnte aber durchaus auch gemeinsam auf dem Rasen stehen, wenn Ivo Ilicevic (linkes Mittelfeld) mal fehlen sollte. Kommt Augsburgs Matthias Ostrzolek, wird aus dem Zwei- ein Dreikampf.

Zentrales Mittelfeld 1: Nur Lob hat Slomka für Valon Behrami, 29, übrig: „Dass er gleich Torgefahr ausstrahlt, haben wir uns erhofft. Er bringt Aggressivität ins Team, er ist giftig, stiehlt Bälle. Schon gegen die Belatiyespor war er meistens Sieger in den Zweikämpfen.“ Logisch: Der Schweizer soll eine Säule beim HSV sein. Per Sjkelbred, 27, wird den Club sicher noch verlassen.

Zentrales Mittelfeld 2: Milan Badelj, 25, der künftig weiter vorne als Achter agieren dürfte, hat Vorteile im Kampf mit Tolgay Arslan, 23, der aber auffällig hart und ehrgeizig an sich arbeitet.

Rechtes Mittelfeld: Obwohl er noch nicht einmal mit der Mannschaft trainiert hat, ist Neuzugang Nicolai Müller, 26, sein Platz auf der rechten Außenbahn sicher. „Ich freue mich wahnsinnig, es war ein hartes Stück Arbeit“, sagt Slomka. „Das ist genau der Spieler, der durch die Fenster startet und vor dem Tor eiskalt handelt. Er verfügt über ein riesiges Potenzial, das wir ausschöpfen wollen, damit zu den zwei Länderspielen noch mehr dazukommen.“ Zoltan Stieber, 25, zeigte gute Ansätze, ihm bleibt jedoch erst mal die Jokerrolle.

Linkes Mittelfeld: Wer darauf gewettet hätte, dass Ivo Ilicevic, 27, die intensiven Einheiten so problemlos übersteht, wäre wohl müde belächelt worden. Der einstige „Dauerpatient“ könnte mit seiner feinen Technik und der neuen körperlichen Robustheit ein absoluter Pluspunkt sein. Mit Jansen, Stieber und Jiracek gibt es gleich drei mögliche „Duellanten“ für den Kroaten.

Offensives Mittelfeld: Wer ist der beste HSV-Kicker? Kein Zweifel, Rafael van der Vaart, 31. Nun nähert sich der Niederländer auch körperlich seine Topform an. „Wir haben ihn mit einem anderen Motor ausgestattet“, scherzt Slomka. Ob er möchte, dass van der Vaart bleibt? „Ja. Rafa ist ein Topspieler für unsere Mannschaft. Ich weiß aber auch, dass sein Vertrag noch ein Jahr läuft.“ Kerem Demirbay, 21, durchlief körperlich ein kleines Tal, klage zuletzt auch über Wadenprobleme.

Angriff: Hier gibt es das größte Leistungsgefälle. Ein gesunder Pierre-Michel Lasogga, 22, hat natürlich eine Stammplatzgarantie. In Österreich verpasste er wertvolle Einheiten, wirkte noch etwas schwerfällig. Slomka: „Ihm fehlt Spielpraxis, aber Pierre ist ein Typ, den man reinwerfen kann und der dann sofort funktioniert.“ Artjoms Rudnevs, 26, hat sich klar den Status des Stellvertreters erarbeitet. Ob Jacques Zoua jemals seine Bundesligatauglichkeit erlangen wird, erscheint zweifelhaft. Wenn Maxi Beister, 23, wieder fit ist, wird er den Druck auf die Offensivkräfte erhöhen, schließlich ist er vorne variabel einsetzbar.