Ein Kommentar von Alexander Berthold

Es war eine launige Diskussion, die sich unmittelbar vor der Mittagspause in der Redaktion um Valon Behrami, den neuen Mittelfeldspieler des HSV, entwickelte. „Der ist ja schon 29“, unkte ein geschätzter Kollege. „Der hat ja gar keinen Wiederverkaufswert“, sagte eine andere, nicht minder geschätzte Kollegin. Kaum ist der Schweizer da, wird schon wieder über einen möglichen Abgang gesprochen? Da bestreitet noch einmal jemand, dass der Fußball ein schnelllebiges Geschäft ist.

Es ist noch nicht lange her, da galt man als 29-Jähriger als „Fußballer im besten Alter“, als „gestandener Profi“. In Zeiten der hochbegabten Shootingstars Julian Draxler, Mario Götze und Erik Durm geraten die „reiferen“ Semester mittlerweile schnell zu Kandidaten fürs Fußballaltersheim.

Dabei hat doch schon der legendäre und weise Kickerkonfuzius Otto Rehhagel einst philosophiert: „Es gibt nicht junge und alte Spieler, nur gute und schlechte.“ Während der WM in Brasilien untermauerte TV-Experte Mehmet Scholl die Theorie seines ehemaligen Trainers und forderte, dass ältere Profis mehr gewürdigt werden müssen.

Daher ergibt der Transfer von Behrami zum HSV durchaus Sinn. Zum einen fehlte dem Bundesliga-Dino in der Vorsaison ein zweikampfstarker Abräumer vor der Abwehr. Zum anderen, und das zeigen viele Beispiele der Vergangenheit, gewinnt man nur mit jungen Spielern gar nichts. Junge Spieler wie Pierre-Michel Lasogga, Maximilian Beister oder Tolgay Arslan brauchen erfahrene Leitfiguren mit Qualität an ihrer Seite, damit sie selbst nicht alt aussehen.

Behrami soll auf der Suche Dietmar Beiersdorfers nach einer funktionierenden Achse eine Schlüsselposition einnehmen. Auf ihm lastet enorm viel Verantwortung.