Neue Gerüchte um Van-der-Vaart-Wechsel nach England – Badelj lässt Zukunft offen – Jiracek will sich durchsetzen

Hamburg. Nachdem Artjoms Rudnevs den Ball erstaunlich elegant im Tor versenkt hatte, brandete tausendfacher Jubel auf gefolgt von rhythmischem Klatschen, zugleich ertönten liebliche Melodien und harmonische Gesänge aus den Lautsprechern. Wer weiß, vielleicht wird diese Szenerie in der kommenden Saison in der Imtech-Arena ja tatsächlich Realität, am Sonntag war es nur ein netter Zufall, weil 30.000 Zeugen Jehovas ihren Kongress im Stadion abhielten, während der HSV auf den Trainingsplätzen schwitzte.

Um im Bild zu bleiben: Als der HSV am Wochenende seinen zweiten, noch „krasseren“ (O-Ton Mirko Slomka) Teil der Vorbereitung begann, gab es noch nicht viel Verheißungsvolles zu berichten, was Neuzugänge betrifft. Das hatte sich der HSV-Trainer, der nach dem China-Trip Bewegung auf dem Transfermarkt angekündigt hatte, anders vorgestellt. Der Kader gleicht weiter einer Baustelle – vor allem im Mittelfeld.

Zwar hält der Vorsitzende Dietmar Beiersdorfer zu einigen Spielern und deren Beratern Kontakt, wie zum Nürnberger Hiroshi Kiyotake, 24. Da der Erstliga-Absteiger vier bis fünf Millionen Euro Ablöse für den japanischen Mittelfeldspieler fordern soll, muss die Clubführung aber auf Zeit spielen. Möglicherweise kommt ja ab Dienstag Bewegung in die Verhandlungen, wenn sich der neue AG-Aufsichtsrat trifft und über den Etat berät, eventuell auch über Details zum finanziellen Engagement von Klaus-Michael Kühne.

Kein Geheimnis ist, dass der HSV weiter darum bemüht ist, durch Transfers frisches Geld zu generieren und die Kaderkosten zu reduzieren. Obwohl Rafael van der Vaart während der Vorbereitung bislang überzeugte und sich klar geäußert hat, dass er bleiben will, gehört er als Großverdiener automatisch zu den Verkaufskandidaten. Die Zeitung „Sunday Mirror“ vermeldet nun, dass Harry Redknapp, der Manager der Queens Park Rangers, nach dem Wiederaufstieg in die Premiere League die Wiedervereinigung mit drei „alten Herren“ plane: Peter Crouch, 33, Kyle Naughton, 25 – und van der Vaart, 31. Mit diesen drei Fußballern hatte Redknapp erfolgreich für Tottenham gearbeitet. Angeblich habe er die Gespräche über eine Verpflichtung van der Vaarts bereits aufgenommen.

Wie wenig Kredit der Niederländer inzwischen in Hamburg genießt, machte eine Aussage von Uwe Seeler in der Hamburger Morgenpost deutlich: „Wir brauchen einen Spielmacher“, forderte der 77-Jährige. Sollte van der Vaart tatsächlich den HSV verlassen, wäre ein Neuer für die „Abteilung Kreatives" zwingend nötig. Nach dem Abgang von Hakan Calhanoglu ist auch der Verbleib von Milan Badelj längst nicht sicher.

Milan Badelj weiß noch nicht, ob er bereits im Sommer den HSV verlässt

Der kroatische WM-Teilnehmer, der nach seinem dreiwöchigen Urlaub das Training aufnahm, benutzte zwar viele positive Formulierungen im Hinblick auf die neue Saison („Wir sind mit dem neuen Vorstand auf einem guten Weg“). Was seine Zukunft betrifft, ließ der 25-Jährige alles offen: „Mal gucken“, entgegnete Badelj, angesprochen auf seinen noch ein Jahr laufenden Vertrag. Ob ein Wechsel noch im Sommer möglich sei? „Ganz ehrlich, ich weiß es nicht.“ In der Vergangenheit gab es immer wieder Interessenten, auch aus Italien (Florenz, Neapel, Inter Mailand).

Während Badelj in der Vergangenheit als einer von zwei Sechsern das Spiel organisieren sollte, sich aber im Grunde seine Herzens eher als Achter sieht, umso stärker die Offensive mitgestalten zu können, würde Petr Jiracek nichts lieber tun, als in der Zentrale sein Können zu beweisen. Das Ptoblem: Bisher kam der Tscheche fast ausschließlich auf der linken Seite zum Einsatz, als Verteidiger und im Mittelfeld.

„Ich will nicht arrogant wirken. Wenn der HSV sagt, ich soll mich ins Tor stellen, mache ich das. Aber meine eigentliche Position ist das defensive Mittelfeld“, sagt Jiracek. Überhaupt wirkt der 28-Jährige aufgeräumt, glücklich. Im Juni hat er in Pilsen geheiratet, in zwei Monaten kommt Nachwuchs. Bei Twitter veröffentlichte er ein Foto, das ihn mit zwei „Kugeln“ zeigt: eine Hand am Fußball, eine auf dem Bauch seiner Frau Linda. Jetzt muss er bloß hoffen, dass sich sein Landsmann David Jarolim, in dessen Haus er wohnt, mit dem HSV nicht allzu schnell auf eine Anstellung nach seinem Karriereende einigt. Und dass sich die Konkurrenzsituation (mit Tolgay Arslan und Gojko Kacar gibt es Alternativen) nicht dramatisch verschärft. Bekanntlich will der Verein ja noch ein, zwei Qualitätsspieler fürs Mittelfeld verpflichten, sofern – siehe oben – das nötige Kleingeld dafür vorhanden ist. Jede Menge „zentrale“ Fragen also, die zu lösen sind.