Der Torwart trainiert nach seiner Rückenverletzung für das Comeback und fiebert trotz seiner Ausbootung mit der Nationalmannschaft bei der WM in Brasilien

Hamburg. Jedes Spiel bei der WM im fernen Brasilien schaut sich René Adler nicht an, denn „dann kriege ich zu Hause Probleme“. Schließlich musste der HSV-Torwart wegen seiner Rückenverletzung schon den Sommerurlaub verkürzen. Obwohl: Eigentlich wollte er ja selbst nach Brasilien zur Nationalmannschaft. Da wäre dann auch kein Urlaub drin gewesen. Sondern WM. Jetzt ist er stattdessen in Hamburg und trainiert sich wieder fit. Es ist und war eben alles ein fürchterliches Durcheinander. Bei Adler und beim HSV.

„Auf der einen Seite ist es natürlich ärgerlich, nicht dabei zu sein. Auf der anderen Seite bin ich stolz, dass die Jungs so einen guten Job machen“, sagt der 29-Jährige mit Blick auf das Nationalteam: „Es ist schön zu sehen, was die Mannschaft da leistet.“ Sein persönlicher WM-Traum war am 8. Mai geplatzt, als ihn Joachim Löw nach der katastrophalen Saison mit zahlreichen Fehlern nicht in den Kader berief.

Allerdings zwickte und zwackte der Rücken zu diesem Zeitpunkt bereits deutlich. Mit Spritzen versuchte sich Adler spielfähig zu halten, er verdrängte die Probleme. Ein Fehler, räumt er ein. „Irgendwann rächt sich der Körper, aber ich hatte gehofft, zur Nationalmannschaft zu kommen, da hätte es auch eine gute Behandlung gegeben.“

Stattdessen kam das Aus vor den Relegationsspielen gegen Greuther Fürth: „Ich hatte extreme Schmerzen.“ Ein Nerv war in der Bandscheibe eingeklemmt, Gelenke entzündet. Nichts ging mehr bei Adler.

Zehn Tage Behandlung bei Nationalmannschaftsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, MRT, Spritzenkur. Dann zwölf Tage Urlaub, „in denen ich nicht an Fußball denken wollte“. Seit dem 18. Juni ist er nun wieder im Aufbautraining, schmerzfrei. Allerdings noch nicht auf dem Platz. Ins Trainingslager nach Glücksburg ab Sonntag fährt er dennoch mit, „ich möchte bei der Mannschaft sein, das ist mir wichtig“. Es ist schließlich Neubeginn angesagt nach der verheerenden Vorsaison.

„Wir müssen jetzt die Grundlagen legen, elementare Dinge wieder aufbauen wie Teamgefühl, Selbstvertrauen, Spaß. Das muss im Training rausgearbeitet werden“, sagt Adler. Deshalb unterstützt er auch den frühen Trainingsbeginn: „Wir haben einfach sehr viel aufzuarbeiten.“ Dass er selbst Teil des Neuaufbaus sein will, steht für Adler außer Zweifel. Über Gerüchte über ein Interesse aus England kann er nur lächeln („An den Haaren herbeigezogen“), ein Angebot gibt es nicht. „Ich fühle mich sehr wohl in dieser Stadt, der Verein ist klasse mit seinen tollen Fans, und ich habe noch drei Jahre Vertrag“, sagt er: „Stand heute habe ich keine Intention, etwas zu verändern.“

Und die Nationalmannschaft? „Ich werde einen Teufel tun und jetzt zurücktreten, aber jetzt Ansprüche zu formulieren ist unrealistisch.“ Man weiß ja nie, was noch kommt im Fußball. So ist er auch mit dem Herzen bei der Nationalmannschaft. „Ich denke schon, dass wir zu den Favoriten gehören“, sagt Adler. „Es war wichtig, gegen Portugal eine Aufbruchstimmung zu erzeugen, und genau das ist uns gut gelungen. Jetzt muss man gegen Ghana nachlegen.“ Und das Spiel, das darf er auch zu Hause sehen. Ohne Probleme.