Der ehemalige Vorstandschef des HSV äußerte sich auf dem Sportforum von Abendblatt und NDR 90,3 erstmals zur Lage des Vereins und zur geplanten Ausgliederung

Hamburg. Vor der richtungweisenden Mitgliederversammlung des HSV am Sonntag (11 Uhr, Imtech Arena) äußerte sich der ehemalige Clubchef Bernd Hoffmann beim 32. Hamburger Sportforum von Abendblatt und NDR 90,3 erstmals zur Lage des HSV und zur geplanten Ausgliederung der Profiabteilung. „Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass sich der Verein diese historische Chance zur dringenden Änderung der Strukturen entgehen lässt“, lobte Hoffmann die Pläne der Initiative HSVPlus. „Ungelöste Probleme würden sonst liegen bleiben, die den HSV erst in diese Lage gebracht haben.“

Die Idee von HSVPlus, den ehemaligen HSV-Sportchef Dietmar Beiersdorfer als neuen Vorstandsboss zu installieren, hält Hoffmann für „genau die richtige Idee“. Das überrascht, schließlich waren sich die beiden in ihrer gemeinsamen Zeit beim HSV am Ende alles andere als grün. „Der Club benötigt jetzt dringend eine Identifikationsfigur, die dem Neuanfang Rückenwind geben kann. Beiersdorfer wird sicherlich von den meisten Anhängern als eine solche angesehen. Und wir haben schließlich die ersten sechs Jahre auch gut zusammengearbeitet“, erklärte Hoffmann.

Eine eigene Funktion im neuen Konstrukt, etwa als Finanzvorstand, kann sich der 51-Jährige momentan nicht vorstellen. „Meine Lebensplanung sieht das derzeit nicht vor.“ Als er von den Moderatoren Lars Pegelow (NDR) und Marcus Scholz (Abendblatt) gefragt wurde, was er sich bezogen auf den HSV in einem Jahr wünsche, sagte er: „Meine Kinder sollen wieder gerne zum HSV gehen können.“

Neben Hoffmann diskutierten auch der frühere HSV-Sportchef Holger Hieronymus sowie der ehemalige Aufsichtsrat und Buchautor Axel Formeseyn mit. Letzterer wies immer wieder auf die Gräben im Verein hin, die sich unabhängig vom Ausgang der Abstimmung am Sonntag nicht so einfach wieder zuschütten ließen. Zudem prangerte er die Kultur im Verein an. „Wer soll für die Spieler als Vorbild herhalten? Da ist es doch kein Wunder, dass ein Hakan Calhanoglu den Club so schnell wie möglich wieder verlassen will.“ Formeseyn galt lange Zeit als Kritiker einer Ausgliederung und des modernen Fußballgeschäfts, gab aber zu, HSVPlus mittlerweile „akzeptiert“ zu haben.

Hieronymus, der HSVPlus von Beginn an offen unterstützt hat, sieht die Initiative weder als Rettungsanker noch als Glücksritter, verwies aber erneut darauf, dass vor allem die finanziellen Probleme ohne eine Umstrukturierung kaum gelöst werden könnten. Er könne die Bedenken einiger Kritiker zwar verstehen, nicht aber die konkrete Sorge, die Raute oder das Stadion könnten verkauft werden. „Das ist grotesk. Alle Mannschaften des HSV, ob Amateure oder Jugendteams, werden weiterhin mit der Raute auf der Brust spielen.“

Einig waren sich die Protagonisten, was für den Verein nach dem 25. Mai das Wichtigste ist: Ruhe. „Man kann nur hoffen, dass alle die Entscheidung am Sonntag akzeptieren, wie auch immer sie ausfällt – Niederlagen gehören zu einer demokratischen Abstimmung dazu“, sagte Bernd Hoffmann. Er muss eswissen – schließlich scheiterte er schon vor knapp zehn Jahren mit dem Versuch, die HSV-Strukturen zu ändern.