Der HSV steckt im Verhandlungsstau mit den Profis. Wahlkampf von HSVPlus und dessen Kritikern. Der Verein muss bei der DFL eine Liquiditätslücke in Höhe von vier Millionen Euro schließen

Hamburg. Der Kampf um den Bundesligaverbleib ist vorbei, schon geht der Blick nach vorn. Fest steht bisher nur, dass am 18. Juni die erste Trainingseinheit erfolgen wird und nach dem Trainingslager in Glückstadt (22. bis 29. Juni) eine Chinareise (4. bis 11. Juli in Guangzhou) ansteht. Der Club hat in den kommenden Wochen jede Menge Hausaufgaben zu erledigen.

Der Kampf um den Kader. Es käme einer Sensation gleich, würde der von Berlin ausgeliehene Pierre-Michel Lasogga weiter für den HSV auflaufen. Der bis Saisonende nach Berlin verliehene Per Skjelbred wird sicher an Hertha verkauft. Ola John und Ouasim Bouy, ebenfalls ausgeliehen, sind definitiv weg. Auch Tomas Rincon und Robert Tesche, deren Verträge im Juni auslaufen, müssen sich wohl neue Vereine suchen.

Bei einer Reihe von Spielern läuft der HSV Gefahr, sie ohne Ablöse ziehen lassen zu müssen, wenn es nicht gelingt, sie in diesem Sommer zu verkaufen oder die Verträge vorzeitig zu verlängern. Die Kontrakte von Marcell Jansen (kann für fünf Millionen Euro weg), Tolgay Arslan, Heiko Westermann, Ivo Ilicevic, Slobodan Rajkovic, Michael Mancienne, Rafael van der Vaart, Jaroslav Drobny und Zhi Gin Lam enden 2015, bei Milan Badelj hat der HSV 2015 eine Option auf ein weiteres Jahr.

Das Problem: Erst wenn die Zukunft der HSV-Führung geklärt ist, kann die (neue) sportliche Führung aktiv werden. Bis zum Sonntag lagen alle Gespräche auf Eis. Erklärtes Ziel ist bisher, dass Hakan Calhanoglu Fixpunkt der neuen Mannschaft werden soll. Doch der Deutschtürke ist heftig umworben (Bayer Leverkusen). Es gilt abzuwarten, ob der HSV trotz eines Vertrages bis 2018 bei 15 bis 17 Millionen Euro Ablöse nicht schwach wird.

Der Kampf um die Lizenz: Bis zum 22. Mai muss der HSV die von der Deutschen Fußball-Liga (DFL) geforderten Unterlagen zur Lizenzerteilung eingereicht haben, am 28. Mai gibt der DFL-Lizenzierungsausschuss seine Entscheidung bekannt, nachgebessert werden kann dann nicht mehr. Vergangene Woche war Clubchef Carl Jarchow deshalb zu Sondierungsgesprächen in der Verbandszentrale in Frankfurt am Main und stellte die Pläne vorab vor.

Rund vier Millionen Euro an Liquidität muss der HSV nachweisen. Im Vorfeld hatte Investor Klaus-Michael Kühne seine Bereitschaft erklärt, mit bis zu zehn Millionen Euro zu bürgen und einen Zins- und Tilgungsaufschub in Höhe von 7,5 Millionen Euro zu gewähren. Diese Bürgschaft wäre jedoch nur im Zweitligafall notwendig gewesen. Zugleich wurde mit dem Bankenkonsortium, das das Stadion finanziert, über einen Zahlungsaufschub verhandelt. Es geht um sieben Millionen Euro, die Signale sind positiv.

Der Kampf um die Struktur. Am 25. Mai (11 Uhr, HSV-Arena) hofft die Initiative HSVPlus auf die notwendige Dreiviertelmehrheit für eine Ausgliederung der Profiabteilung und die Öffnung für Investoren. Ob dies gelingt? Es wird auf jeden Fall eng.

Für Montag lädt die HSV-Allianz zu einer Pressekonferenz ins Hotel Grand Elysée. Das Bündnis ist ein Zusammenschluss aus ehemaligen Spielern, Präsidenten, Mitgliedern des Ehrenrats, Rechnungsprüfern und der bei der letzten Versammlung gescheiterten Initiativen „Zukunft mit Tradition“ (Jürgen Hunke) und „Rautenherz“ (Rainer Ferslev). Man habe sich mit vielen Fragen zur geplanten Satzungsänderung beschäftigt und wolle die Ergebnisse nun präsentieren, teilte Hunke mit.

Voraussichtlich einen Tag später wird dann HSVPlus noch einmal Wahlkampf betreiben und sich nach der Vorstellung des Personaltableaus eines Aufsichtsrats der AG (Karl Gernandt, Thomas von Heesen, Peter Nogly, Bernd Bönte, Felix Goedhart, Dieter Becken) auch zur neuen Geschäftsführung äußern. Wunschkandidat ist Dietmar Beiersdorfer, doch der ehemalige Sportchef steht noch bis 2015 bei Zenit St. Petersburg unter Vertrag. Ein klares Bekenntnis Beiersdorfers vor der Mitgliederversammlung galt deshalb als unwahrscheinlich.

Während Marketingmann Joachim Hilke auch mittelfristig dem Vorstand der HSV-AG angehören soll, sieht HSVPlus den aktuellen Vorsitzenden Carl Jarchow (Vertrag bis Mai 2015) nach einer Übergangsphase eher als Präsidenten des e.V., der in der neuen Struktur zugleich Mitglied des Aufsichtsrats der AG wäre. Doch das lehnte Jarchow bereits ab.